Im Labyrinth des Teufels: Die Teufelsgasse in Kirchdorf in Tirol
Entlang dieses sagenumwobenen Wanderwegs fühlt es sich so an, als würde man in eine andere Welt eintauchen – ein Pfad, der Sie auf den Spuren spannender Geschichten wandern lässt.
In Kirchdorf in Tirol erzählt man sich eine mystische Legende: Der Teufel persönlich soll am Leerberg ein Labyrinth aus Felsen, dunklen Gängen und uralten Bäumen errichtet haben, in das er sündige Seelen lockte. Noch heute findet man an den Felsen in der Steingassen Felsritzungen, die von den hier festgehaltenen armen Seelen stammen sollen. Wir haben uns auf seine Spuren begeben.
Die Legende lebt
Jeder Legende liegt ein Funken Wahrheit zugrunde – so auch jener um die Teufelsgasse bei Kirchdorf, denn die Wandritzereien gibt es tatsächlich. Sogar ein Projekt der Universität Innsbruck hat sich damit beschäftigt, um herauszufinden, woher die Ritzungen stammen. Einer von den Forschern ist Markus Nothegger. Er ist ein leidenschaftlicher Heimatforscher, der sich viel mit Felsbildern und der lokalen Tiroler Geschichte beschäftigt.
Gemeinsam mit seinem Forschungsteam konnte er nachweisen, dass es sich bei der Teufelsgasse um einen echten Kulturschatz von wissenschaftlicher und historischer Bedeutung handelt. Seit hunderten von Jahren haben Menschen hier im weichen Kalkstein Symbole, Initialen und Haus- und Segenszeichen in Form von so genannten „Petroglyphen“ hinterlassen. Die 1.500 geritzten, geschabten und gepickten Felsbilder bedecken fast 400 m² Felsfläche und stellen eine absolute Besonderheit im Alpenraum dar.
Die Teufelsgasse – ein mystisches Wanderziel
Wer sich selbst ein Bild von den Wandritzereien machen möchte, der kann die Teufelsgasse im Rahmen einer schönen Rundwanderung besuchen, die auch sicher wieder aus dem Labyrinth führt. Gestartet sind wir am Wanderparkplatz in Hinterberg bei Kirchdorf. Von hier sind wir rund 1 Stunde gemütlich entlang einer breiten Forststraße aufwärts gewandert und haben eine weitläufige Wiese erreicht, auf der Weidevieh den Almsommer im Angesicht des prächtigen Wilden Kaisers verbringt. Bis zu diesem Punkt ist vom Werk des Teufels also noch nichts zu sehen.
Ein schmaler führt dann schließlich zum Eingang zur Teufelsgasse. Zwei Felssäulen sorgen in „Herr-Der-Ringe-Manier“ für ein natürliches Eingangstor, ehe man in eine völlig andere Welt eintaucht. Riesige Steinformationen, feuchte, moosbewachsene Schluchten, knorrige Wurzeln und uralte Bäume, die kaum einen Sonnenstrahl durchs Blätterdach lassen. Gut, dass wir schon nach wenigen Minuten an der „Teufelskanzel“ ankommen. Die natürliche Aussichtsplattform lädt zur Rast und zu einem Eintrag ins Gipfelbuch ein. Kurz darauf erreichen wir den „Teufelsthron“, der mit einem tollen Ausblick ins Tal aufwartet.
Nun geht es aber über Stufen und Leitern wieder abwärts in die dunklen Schluchten und zum Herzstück des Rundweges – dem „Teufelskreis“. Hier findet man die unzähligen Felszeichnungen, für die man sich viel Zeit nehmen sollte.
Markus erklärt, dass sich dort verschiedene Stile und Schriften entdecken lassen, wie gotische Schriften oder christliche Symbole wie das Kreuz und die Himmelsleiter. „Außerdem befinden sich verborgen unter dem Laub noch weitere Wandritzereien, die man erst ausgraben müsste“, erzählt uns Markus begeistert. Über die Zeit wird der Waldboden durch herabfallende Blätter immer weiter aufgeschüttet und lässt die Felsen so weiter einsinken.
Auf dem Weg zurück zum Ausgangspunkt darf man sich eine Einkehr in der nahen Prostalm nicht entgehen lassen. Die urige 400 Jahre alte Hütte ist der perfekt Ort, um die Wanderung Revue passieren zu lassen und sich an der fabelhaften Aussicht zu erfreuen.
Fakten zur Wanderung Teufelsgasse:
Gehzeit: 3 h
Länge: 7,6 km
Höhenmeter: 340 m
Höchster Punkt: 1.254 m
Falls Sie die Wanderung selber ausprobieren möchten, finden sie hier eine ausführliche Tourenbeschreibung.
Dieser Artikel entstand im Zuge der Servus Sommerfrische in der Region St. Johann in Tirol.
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