Ein Vögelchen für die Hand: Über die Okarina
Wie viel Herzblut in der Herstellung einer Okarina steckt, spürt man sofort, wenn man Instrumentenbauer Georg Plaschke im Südtiroler Algund besucht. Dort wird das kleine Blasinstrument noch in liebevoller Handarbeit aus Ton gefertigt.
Der erdige Duft von gebranntem Ton liegt in der Luft. Aus der Werkstatt, ein paar Stufen den Ladenraum hinab, dringt wieder und immer wieder ein warmer, feiner Klang nach oben. Unten, in seinem kleinen Stimmraum, wo gerade einmal ausreichend Platz für Tisch, Stuhl und ein paar Instrumente ist, trällert Georg Plaschke die Tonleiter rauf und runter.
Heute steht er nicht im Verkaufsraum seines Ladens. Denn der letzte wichtige Herstellungsschritt, das Stimmen der Okarina, ist angesagt – bevor das Instrument für zehn Stunden im 900 Grad heißen Ofen landet. Wenn sie jetzt den strengen Klangtest von Georgs feinem Gehör nicht besteht, dann schafft es die kleine Gefäßflöte erst gar nicht in den Brennofen, sondern wandert gleich wieder zurück zu den Tonresten. Auf einen nächsten Versuch.
Mit der Okarina lässt sich die ganze Palette an menschlichen Gefühlen ausdrücken.Georg Plaschke
Seit mehr als fünf Jahrzehnten stellt der kleine Familienbetrieb Plaschke Okarinas in mittlerweile dritter Generation her. Dieses aus rotem Terrakotta erzeugte Instrument für die Hosentasche klingt ein wenig orientalisch, charakteristisch ist sein leichtes Luftrauschen, unverkennbar aber macht es der sanfte Klang, der im Vergleich zur Blockflöte viel lieblicher tönt.
Von Elektrisch bis Volksmusik
„Mit der Okarina lässt sich die ganze Palette an menschlichen Gefühlen ausdrücken“, sagt Georg. Kein Wunder also, dass sie in der Volksmusik zu Gitarre oder Zither genauso gerne gespielt wird wie zu mystischer oder in jüngster Zeit auch immer öfter zu elektronischer Musik. Georgs Vater Josef hat sich in den 1960er-Jahren als Erster an der Okarina versucht, hat lange an ihrer Herstellung getüftelt – und bis heute ist das Instrument in seiner Entwicklung nicht wirklich fertig.
Mittlerweile baut Georg die achte Neuauflage der kleinen Tonflöte, und er arbeitet daran, immer noch besser zu werden. „Okarinabauen ist Lernen aus Erfahrung. Wir fragen die Menschen, was sie brauchen, und versuchen, das Instrument entsprechend zu verbessern“, erzählt Georg. „Das ist eine Leidenschaft.“ Und dieses Feuer möchte Familie Plaschke nicht nur im Brennofen weiter lodern lassen.
Interessant zu wissen: Ursprünglich hat sich die Okarina aus Tonpfeifen entwickelt, die auf Jahrmärkten zur Vogel-Imitation verkauft wurden. Daher stammt auch ihr Name, der aus dem Italienischen übersetzt so viel wie „Gänschen“ bedeutet.
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