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Kolumne

Weißer als weiß

Kannst dich noch erinnern? Waschrumpel, Klementine & Knotentest!

Weiße Wäsche
Foto: mauritius images / EyeEm / Robert Fesus
Weißer als weiß

Servus-Kolumnist Harald Nachförg, der in seiner monatlichen Kolumne in Servus in Stadt & Land von den nicht ganz so kleinen und nicht allzu großen Dingen des Alltags in den 1960er- und 1970er-Jahren erzählt.

Neulich saß ich mit meiner Tochter im Kaffeehaus, als eine Frau mit Kappe und rundlichem, spitzbubenhaftem Gesicht am Tisch neben uns Platz nahm. Wahnsinn, die sieht ja aus wie die Klementine, hätte ich fast zu meiner Tochter gesagt, sparte mir aber die Bemerkung. Mit Klementine hätte sie maximal die Frucht in Verbindung gebracht, diese eigenartige Mischung aus Mandarine und Pomeranze.

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Ich meinte aber natürlich die Klementine, die Schauspielerin Johanna König, die von 1968 bis 1984 das Waschmittel Ariel pries. Und als Werbefigur sogar noch berühmter war als die Dany Sigel, die wiederum den rrrrrrröstfrischen Eduscho Kaffee rühmte. Aber was wissen denn die Kinder schon.

Die Klementine jedenfalls war nicht nur äußerst sympathisch, sondern auch glaubhaft. Und wenn sie in ihren Werbefilmchen (bei denen man heute übrigens in der Sekunde einschlafen würde, so hölzern und langatmig, wie sie waren) ihre Ware lobte, dann überzeugte das sogar die Oma, die sonst ein gesundes Misstrauen gegenüber der Reklame hegte. Dass zum Beispiel das Wohl der Familie nur vom Weichspüler XY abhänge, ließ sie sich nicht einreden. Selbst ­kummervolle Mutterblicke und Kinder, die sich über kratzige Bademäntel beklagten, konnten daran nichts ändern. So machtvoll der Einfluss des Fernsehens auch war.

Servus Mondpost

Den Zuschauern kein schlechtes Gewissen zu machen, sondern sie lieber mit allerlei Versprechungen zu locken ist natürlich schlauer. Also holte der Weiße Riese mit Riesenwaschkraft den letzten Schmutz aus jeder Faser. Und Omo zeigte mit seinem Knotentest – ein völlig verdrecktes Geschirrtuch wurde verknotet in die Waschmaschine geworfen und blitzsauber entfaltet –, dass keiner reiner wäscht.

Die Großmutter blieb dennoch skeptisch. Von Fakt hingegen ließ sie sich verführen. Das Waschpulver sorgte Anfang der 1970er-Jahre nicht nur wegen seiner knallig roten Verpackung für Aufmerksamkeit, sondern vor allem wegen der genialen Botschaft: Macht Schluss mit dem Grauschleier. Ja so was! Das wollte sich die Oma dann aber genau anschauen – ob selbst Opas Blauzeug wieder wie neu wird.

In jungen Jahren gelang ihr das nie. Trotz härtester Arbeit. Waschmaschine gab’s ja keine. Auf Knopfdruck ging da nichts. Man musste die Wäsche einweichen, kochen, sie mit der Waschrumpel säubern, schwemmen, auswinden … ein Wunder, dass die Oma so schöne Hände hatte, auch noch im hohen Alter.

An ihre Waschküche erinnere ich mich bis heute, an den gemauerten Herd mit dem riesigen Waschkessel; und an den Waschtrog, den der Andi und ich für große Ausfahrten im Bach hinterm Haus nutzten. Beide darauf bedacht, nur ja nicht zu kentern, weil das Wasser so eisig kalt war, dass die Haut schnell taub wurde und du nach Luft geschnappt hast wie ein Fisch im Trockenen.

Die Waschrumpel interessierte uns nicht. Auch wenn sie ein ganz wunderbares Instrument abgab, wie die legendäre Worried Men Skiffle Group vorzeigte. Die Musiker spielten auch auf einer Art Besenstiel-Gitarre und sangen Wiener Dialekt. Sie waren quasi die ersten Austropopper. Aber leider auch kein Thema für meine Tochter, weil ebenso weit weg wie die Klementine.

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