Brauchtum: Mariä Himmelfahrt
Am 15. August feiert man im Alpenraum das Hochfest der leiblichen Aufnahme Marias in den Himmel. Doch warum werden Kräuterbuschen geweiht?
Das kirchliche Hochfest „Mariä Himmelfahrt” lässt sich bis ins fünfte Jahrhundert nach Christus zurückverfolgen. Der religiösen Überlieferung nach soll unmittelbar nach Marias Tod ihr Leichnam zum Himmel aufgestiegen sein. Und so feiert die Kirche diesen Feiertag und wir kommen in den Genuss eines arbeitsfreien Tages.
Die Kräuterweihe
Gerne wird das Fest mit einer Kräutersegnung verbunden. Denn auch zu diesem Festtag hat die Kirche volkstümliche Traditionen übernommen. Büschel aus 7 bis 99 Kräutern – das ist je nach Region verschieden – werden gebunden. In ihnen stecken zum Beispiel eine Rose (für Maria) oder eine Königskerze, Schafgabe, Baldrian, Arnika, Kamille, Johanniskraut und Pfefferminze.
Nach der Weihe wird der Busch daheim in den Herrgottswinkel zum Trocknen aufgehängt.
Die gesegneten Kräuter sollen die Familie und ihr Vieh – so der Volksglaube – das gesamte Jahr über vor Unheil, Krankheit und Verzauberung schützen, den Hof vor Blitzschlag bewahren, das Eheglück fördern oder für Kindersegen sorgen.
Viele Menschen werfen bei Unwetter einige der getrockneten Blätter ins Herdfeuer oder zerreiben sie zwischen den Fingen.
Die wunderschönen Kräuterbuschen der Servus Leser auf Facebook:
Zeit der Ernte
Mit Mariä Himmelfahrt beginnt in manchen Orten Tirols und Bayerns die Zeit der „Frauendreißiger“. Diese Zeit dauert bis zu Mariä Geburt am 8. September und ist eine ländliche Festzeit der Fülle und Ernte sowie der Almfeste. Kräuter, die in dieser Zeit wachsen und gesammelt werden, gelten als besonders heilkräftig und wirksam.
Der Frauendreißiger geht auf eine germanische Festzeit mit Toten- und Fruchtbarkeitsopfern zurück. Die katholische Kirche wollte den damit verbundenen Dämonenglauben überbrücken und setzte die Gottesmutter, die „Hohe Frau“, als Heilsbringerin entgegen. Es dauerte nicht lange, bis die Kirche die heilkräftigen Kräuter dieser Zeit, die im Volksglauben fest verwurzelt waren, mit der Himmelsmutter verband und Weihen arrangierte. Der 15. August erhielt von der Landbevölkerung auch die Bezeichnung „Kräuterweihtag“. Dem „Frauendreißiger” kommt vor allem durch die Bestrebungen der Goldhaubengruppen nun wieder mehr Bedeutung zu. Altes Kräuterheilwissen wird aufgefrischt und der Brauch der Kräuterweihe wieder gepflegt. Das Binden der Kräuterbuschen ist stark mit Aberglauben verbunden: Sieben oder neun verschiedene Kräuter müssen es sein. Sie sollen Glück und Segen bringen, aber auch bei Krankheit hilfreich sein. Besonders heilkräftig sollen die geweihten Kräuter auch sein, wenn sie mit Weihrauch vermischt zum Räuchern verwendet werden.
Die Zeit des Frauendreißigers ist auch eine Periode ausgeprägter Marienverehrung: Große Marienwallfahrten fallen in diese Zeit zwischen Mariä Himmelfahrt im August und Mariä Geburt sowie Mariä Namen im September.
Tipp: Im Servus-Buch „Unser Land, unser Jahr” nimmt Brauchtumsexperte und ServusTV-Moderator Bertl Göttl den Leser mit auf eine Reise durch Österreich im Laufe der Jahreszeiten. Er erklärt kirchliche und weltliche Feiertage und zeigt, wie sich daraus die Bräuche entwickelt haben. Zu finden in unserem Online-Shop Servus am Marktplatz.
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