Gute Laune dank Johanniskraut
Gegen dunkle Gedanken und wunde Haut ist ein Kraut gewachsen: das Johanniskraut. Über die Wirkung und Anwendung der Heilpflanze, und wie man Tee und Johanniskrautöl selber herstellt.
Karin Buchart erklärt Monat für Monat in Servus Stadt & Land die Heilkräfte der Natur und teilt auf servus.com regelmäßig ihr Expertenwissen rund um Ernährung, Kräuter und Heilpflanzen. Hier geht es zu ihrem Buch: Die Naturapotheke
Zur Sommersonnenwende beginnt die Zeit, die strahlend gelben Blüten und die frischen Knospen dieses uralten Heilkräutleins zu ernten. Denn es bringt nicht nur Licht in unsere Gedanken, sondern vertreibt auch Bakterien und Viren.
Johanniskraut hilft bei: Stimmungstiefs, Verbrennungen, Neurodermitis.
Eigenschaften: stimmungsaufhellend, wundheilend, entzündungshemmend.
Heilanwendung: Tee, Öl-Auszug, Tinktur.
Innerliche Anwendung: Als Tee oder Tinktur eingenommen kann Johanniskraut in den dunklen Monaten den Lichtmangel etwas ausgleichen und als sanfter Stimmungsaufheller wirken.
Äußerliche Anwendung: Johanniskrautöl lindert Hautunreinheiten, wärmt und entspannt, macht trockene Haut wieder elastisch und sorgt für schönere Narbenbildung.
Merkmale
Weltweit gibt es 400 Johanniskraut-Arten. Zerreibt man die Blüten oder Knospen zwischen den Fingern, sollte das darin enthaltene Sekret dunkelrot auf die Finger abfärben. Das deutet darauf hin, dass es sich um eine Gattung handelt, die medizinisch wertvolle Inhaltsstoffe enthält.
Das besonders wirksame Echte Johanniskraut erkennt man auch daran, dass es als einziges einen zweikantigen Stängel aufweist. Die Blätter zeigen – gegen das Licht gehalten – runde Bläschen, das sind die Öldrüsen mit dem roten Hypericin.
Am liebsten wächst das Johanniskraut an Waldrändern und lichtdurchfluteten Platzerln. Es beginnt zu blühen, wenn die Sonne am höchsten steht, nämlich um die Sommersonnenwende.
Inhaltsstoffe und Wirkung
Die Wirkstoffe in Johanniskraut sorgen weiters dafür, dass Neurotransmitter wie Serotonin, Noradrenalin und Dopamin länger im synaptischen Spalt zwischen den Nervenzellen bleiben und nicht so schnell in die Zellen aufgenommen werden. So wirken sie länger und sorgen für Gelassenheit und bessere Laune. Bei natürlichen Pflanzenauszügen (Tee, Ölauszug, Tinktur) wurde diese Sensibilisierung jedoch nicht beobachtet.
Wissenschaftlich belegt ist, dass Johanniskrautöl Entzündungen hemmt und die Wundheilung fördert. Die enthaltenen Hypericine arbeiten gegen Viren, das Hyperforin bekämpft Bakterien.
Sogar das Wachstum von multiresistenten Staphylococcus-aureus-Stämmen, mit denen Neurodermitis-Patienten oft kämpfen, wird durch Hyperforin gehemmt.
Geschichte
Kein Wunder, dass man ihr auch große Zauberkräfte zuschrieb. Der rote Blütensaft wurde als Blut Christi gedeutet. So ein Blutkraut musste dem Teufel zuwider sein, man nannte es daher auch Teufelsbanner oder Teufelsfuchtel. Vor allem aber sollte es brave Jungfern beschützen. Der Teufel verlor seine Macht, wenn sich die Maid auf einen Buschen Johanniskraut setzte. Da konnte der dunkle Fürst nur mehr schimpfen: Du verfluchtes Kraut hast mir geraubt meine Braut.
Johanniskraut begleitet die Menschen seit der Antike. Dioskurides empfahl die reife Frucht gegen Ischias und den Johanniskraut-Umschlag gegen Brandwunden. Hippokrates, der Vater der Medizin, soll es verwendet haben.
Für Paracelsus war das Johanniskraut die absolute Lieblingspflanze: Seine Tugend kann gar nicht beschrieben werden, wie groß sie eigentlich ist. Er schätzte es als Wundheilmittel, aber vor allem als Kraut gegen die „Phantasmata“, diese bedrohlichen inneren Bilder im Kopf. Paracelsus war überzeugt, dass die Sonnenkraft, die diese Pflanze ausstrahlt, Licht in verzweifelte Herzen bringen kann.
Johanniskraut-Tee selber machen
1 bis 2 TL pro Tasse heißem Wasser, 10 Minuten ziehen lassen.
Gut zu wissen:
Der Tee lindert leicht depressive Zustände und hat im Unterschied zu hochdosierten Präparaten aus der Apotheke keinerlei Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Auf eine Nebenwirkung sollte man aber auch beim Tee achten: Johanniskraut hilft u. a. deshalb so gut gegen Winterdepression, weil er uns lichtempfindlicher macht und auch bei geringer Sonnendosis die Serotoninbildung auf Touren bringt.
Johanniskraut-Öl selber machen
Zutaten:
Johanniskrautblüten
Johanniskrautknospen
natives Olivenöl extra
Zubereitung:
Blüten und Knospen, bei trockenem Wetter gesammelt, im Mörser leicht anquetschen, damit die Wirkstoffe leichter herausgelöst werden können.
In ein Schraubglas geben und mit Olivenöl übergießen.
Den Ölauszug im Halbschatten etwa einen Monat ausziehen lassen. Dann abseihen und in eine dunkle Flasche füllen.
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