Lustige Pfingstbräuche aus Österreich
Warum es zu Pfingsten für Langschläfer im Bett recht bren(n)zlig werden kann und man besser nichts im Garten liegen lassen sollte.
Warum feiern Christen seit 1.700 Jahren 50 Tage nach Ostern Pfingsten?
Die Sache war so: Sieben Wochen nach dem Tod von Jesus Christus trafen sich dessen Anhänger in der Stadt Jerusalem. Die Jünger waren überzeugt, dass Jesus von den Toten auferstanden war, trauten sich aber nicht, den Menschen diese frohe Botschaft kundzutun. Sie wollten auf ein Zeichen warten, denn Jesus hatte versprochen, den Heiligen Geist auf die Erde zu schicken.
Nun war es so weit. Die Freunde waren in einem Haus, als plötzlich ein Sturm im Zimmer losbrauste. Sie sahen Zungen wie aus Feuer, sprachen plötzlich unterschiedliche Sprachen, und Petrus erzählte allen, die in der Zwischenzeit zu diesem merkwürdigen Haus gekommen waren, von Jesus und seinen Lehren. Die Menschen waren begeistert und ließen sich in Scharen taufen. Seither gilt dieser Tag als Geburtsstunde der christlichen Gemeinde.Die Bezeichnung Pfingsten kommt von pentekostè (griech., der Fünfzigste).
Pfingsten wurde – zum Teil wegen der klimatischen Verhältnisse – bald zum eigentlichen Maifest, und nicht wenige Frühlingsbräuche wurden ebenfalls auf den Feiertag verlegt. So stellt man vor allem im Norden den Maibaum erst am Pfingstvorabend auf.
Rund um dieses Fest gibt es viel Brauchtum – darunter auch lustige Bräuche. Und diese wollen wir nun vorstellen:
1. Pfingstlümmel
Früher begann mit dem Pfingstfest die Weideperiode. Es galt, die jungen Burschen in ihre Pflichten als „Halterbuben“ einzuweisen. Um zu zeigen, dass sie schon kräftig genug waren, um mit den schweren Halterpeitschen umzugehen, veranstalteten die künftigen Halterbuben mancherorts Spiele, Wettkämpfe und Lärmbräuche wie das „Pfingstschnalzen“.
Viele weitere Bräuche rund um Pfingsten gingen auf alte Rituale der Naturbeschwörung zurück oder sind noch heute Überreste davon. In manchen Gegenden wurde etwa ein von Kopf bis Fuß in Moos und Laub gehüllter Bursche im Dorf herumgeführt und zum „Pfingstlümmel“ ernannt. In Bayern heißt er „Pfingstochse“. Wie auch immer, er ist einer, der als unverbesserlicher Langschläfer galt. Mancherorts wird er auch gerne öffentlich vorgeführt und mit dem Bollerwagen durch den Ort gezogen.
2. Pfingsten zum Anbeißen
Oh, wie gut doch Pfingsten schmeckt! Sind es zu Ostern die hartgekochten bunten Eier, so beißt man zu Pfingsten in manchen Regionen in Pfingstkrapfen. Diese Krapfen werden auch Heiliggeistkrapfen genannt. Denn sie haben traditionell die Form von Tauben. Aber warum denn das? Weil die Kurven und Windungen dieses Vogels die sieben Gaben des Heiligen Geistes symbolisieren, die dieser auf die Erde geschickt haben soll: Weisheit, Verstand, Rat, Stärke, Erkenntnis, Frömmigkeit und Gottesfurcht.
Auch heute noch werden zu Pfingsten in manchen Regionen Brezeln gebacken, die sich über Nacht „verwandeln“. Wenn nämlich Kinder am Abend vor Pfingsten Huflattichblätter vor die Haustür legen, liegt am nächsten Morgen eine Pfingstbrezel drauf. Und die isst man, denn sie hat angeblich heilende Wirkung bei verschiedenen Beschwerden.
3. Nächtlicher Unfug
Zu Pfingsten darf man Streiche spielen. In der Unfug- oder Bosheitsnacht, jener von Samstag auf Pfingstsonntag oder von Sonntag auf Pfingstmontag, steht das sogenannte Pfingststehlen auf dem Programm. Vor allem in kleinen Dörfern sollte man nichts im Garten stehen lassen. Denn in der Nacht darf man bewegliche Gegenstände aus den Gärten entwenden und auf den Marktplatz tragen. Wer also am Morgen einen Gartenzwerg, Gießkanne oder Schaufel vermisst, sollte ins Dorfzentrum schauen.
4. Wenn’s im Bett so richtig brennt
Zu Pfingsten ausschlafen? Besser nicht! So manchem Langschläfer droht am Pfingstsonntag eine unliebsame Überraschung.
Denn die Schlafmützen – auch Pfingstlucken, Pfingstesel, Pfingstochse oder Pfingstnigln genannt – bekommen einen Blumenstrauß ins Bett gelegt. Jedoch einen mit untergemischten Brennnesseln. Das Erwachen ist also ein äußerst brennendes.
5. Zeit zu heiraten
Ledigen Frauen könnte es passieren, dass ihnen zu Pfingsten eine Puppe aus Stroh vor die Türe, das Fenster oder aufs Dach gesetzt wird. Sie trägt den Namen Pfingstlotter. Die Dorfburschen signalisieren auf diese unhöfliche Art, dass die jungen Damen doch endlich heiraten sollen.
Manche Frauen rächen sich und tragen mit ihren Freundinnen das Bett eines Burschen einfach hinaus auf die Straße.
6. Pfingstkini
Solltet ihr zu Pfingsten einmal jemandem begegnen, der aussieht wie ein Baum, das ist der Pfingstkönig, der „Pfingstkini“. Meist ist’s ein Bub, den zusammengebundene Zweige einer Birke umhüllen. Auf Höhe des Kopfes stecken drei Pfingstrosen. Der Bub wird von anderen Kindern an einer Stange durch den Ort geführt, begleitet von Trommlern und Sammlern. Immer wieder bleiben die Kinder stehen, drehen den König, tanzen um ihn herum und singen ein Lied, das so beginnt:
Wir reisen dahin, wir reisen daher und bringen den grünen Pfingstkönig daher.
Dieser Brauch hat in Niederösterreich Tradition.
Nach dem wilden Tanz um den König geben die Dorfbewohner den Kindern Geld. Der König steht gewissermaßen als Symbol für die Viehhirten, die sich bei den Bauern ihren Lohn abholten. Und ist der Umzug dann vorbei, wird das Laubkleid des „Pfingstkini“ in einen Bach geworfen.
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