Der goldene Schnitt im Obstgarten
Wie man mit dem richtigen Obstbaumschnitt zu einer reichen Ernte kommt. Plus: Welche Werkzeuge man dafür braucht.
Im Frühling herrscht im Obstgarten Hochbetrieb. Wichtigste Aufgabe: Das Stutzen und Schneiden der Bäume. Denn nur wer seine Äpfel-, Marillen-, Zwetschken- und Birnenbäume richtig pflegt, wird auch mit reicher Ernte belohnt.
Schneidet man sie gar nicht, so tut man ihnen nichts Gutes. Das Kroneninnere verkahlt, weil die dichten Äste zu wenig Licht hineinlassen. Früchte bilden sich dann nur noch im äußeren Kronenbereich. Das Astgerüst ist dann nicht mehr stabil, überalterte Äste brechen heraus. Kurz gesagt: Nicht geschnittene Bäume vergreisen früher, die Ernte bleibt aus.
Wir verraten ein paar einfache, goldene Regeln, um Obstbäume in Schuss zu halten:
1. Baumkrone locker halten
Oberstes Ziel ist es, einen lockeren Kronenaufbau zu erhalten. Und zwar deshalb, weil auch ins Innere der Baumkrone genügend Sonne kommen muss. Das macht die Bildung und das Ausreifen von Früchten möglich. Eine alte Gärtnerregel sagt: Die Baumkrone soll so locker gewachsen sein, dass man einen Hut durchwerfen kann.
Schneiden Sie deshalb nach innen wachsende Triebe heraus. Dabei wird die Schere oder Säge immer so angesetzt, dass die oberste zurückbleibende Knospe nach außen zeigt und der Ast dadurch wieder hinaustreibt.
2. Triebe richtig stutzen
Eine Baumkrone ist aus einem kräftigen Haupttrieb und Leittrieben in mehreren Etagen aufgebaut. Die kurzen Seitentriebe der Leittriebe tragen das wichtige Fruchtholz, nur daran wachsen die neuen Früchte.
Es sollen also viele Kurztriebe mit Fruchtholz entstehen. Zum Mitteltrieb und den seitlichen Leittrieben entwickeln sich oft lange Konkurrenztriebe („Wassertriebe“), die entfernt werden müssen, weil sie keine Früchte tragen und dem Baum unnötig Kraft kosten.
Blatt- oder Blütenknospen? Wenn möglich, setzt man Säge oder Gartenschere beim Auslichtungsschnitt an Zweigen mit Blattknospen (erkennbar an den spitzen Knospen) an. Blütenknospen sind kugelig und bilden sich bereits im Vorjahr an kurzen Trieben. Diese sollten erhalten bleiben.
3. Der richtige Zeitpunkt für den Baumschnitt
Starkwüchsige Obstbäume bringen keinen guten Fruchtansatz. Denn alles, was in der Natur stark wächst, sieht keine Notwendigkeit, rasch für Nachkommen zu sorgen und zu fruchten. Der ideale Zeitpunkt, um diese Bäume zu schneiden ist zwischen März und Ende April. Die Zweige stehen dann schon im Saft, man schneidet dem Baum in gewünschter Weise viel Kraft weg, und er treibt in der Folge weniger stark aus.
Auch ein Sommerschnitt (Juli bis September) kann stark wachsende Bäume einbremsen: Mit den weggeschnittenen, belaubten Ästen wird ihnen ein großer Teil der für das kommende Jahr vorgesehenen Reservestoffe entzogen. Gleichzeitig erzielt man damit eine lockere Kronenbildung. Es gelangt mehr Sonne in das Kroneninnere, die Früchte reifen besser aus.
Schwachwüchsige oder vergreiste Obstbäume schneidet man schon im Spätherbst, gleich nach dem Laubfall, bzw. im Jänner oder spätestens Februar. Zu diesem Zeitpunkt sind die Triebe quasi „leer“, man entzieht dem Baum also noch keine Kraftreserven – die sind nämlich noch in Stamm und Wurzeln eingelagert. Der Baum treibt im Frühling wieder stark und kräftig aus.
Vor allem Äpfel, Birnen, Zwetschken und Kirschen sollten regelmäßig nach diesen Richtlinien geschnitten werden. Marillen schneidet man idealerweise im September, wenn das Wachstum großteils abgeschlossen ist.
Pfirsichbäume sollte man unabhängig von der Wachstumsstärke erst kurz vor oder während der Blüte schneiden, da die Schnittwunden sehr empfindlich gegen Frost und winteraktive Mikro-Organismen sind und den Baum schwächen können. Walnussbäume bilden meist lockere Kronen und werden aus diesem Grund nur wenig geschnitten – und wenn, dann im Herbst, knapp vor der Ernte.
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4. Wie man junge Wilde bändigt
Junge, kräftige Obstbäume haben nur eines im Sinn: wachsen. Alle Kraft geht ins Wachstum, Blüten und damit auch Früchte bleiben aus. Auf kräftigen Rückschnitt reagieren sie mit noch mehr Wachstum. Nehmen Sie deshalb beim Schnitt einige Äste ganz weg, und schneiden Sie die anderen nur wenig zurück.
Setzen Sie diese Maßnahme möglichst spät, erst im März oder Anfang April. Der Baum wird dadurch mehr Energie in die Fruchtbildung legen. Außerdem: Nur die flach wachsenden Äste bilden Fruchtholz aus. Deshalb sehr steil stehende Triebe entfernen und ergänzend die Äste durch Beschweren mit Gewichten in möglichst waagrechte Position bringen.
5. Das richtige Werkzeug für den Baumschnitt
Verwenden Sie am besten eine selbststehende, dreigliedrige Sechs- bis Neunsprossenleiter. Die Astschere oder Gartenschere sollte eine zerlegbare Bypassschere sein, um sie bei Bedarf besser schärfen zu können.
Als Baumsäge nimmt man am besten eine Klappsäge mit sehr scharfen Zähnen. Auch eine Bügelsäge ist ein wichtiges Werkzeug. Ihr Sägeblatt ist verstellbar, so lässt sich der Schnittwinkel anpassen und man sägt bequem in jeder Astgabel.
Ein scharfes Messer wird auch oft gebraucht, etwa zum Nachschneiden von gesägten Schnitten. Mit einer Schneidgiraffe kann man bequem vom Boden aus störende Zweige im oberen Kronenbereich entfernen.
6. Wichtige Gärtnerregeln
Zum Schluss noch ein paar Regeln, die jeder Gärtner kennen sollte:
Dünne Äste schneidet man am besten mit einer scharfen Gartenschere und knapp oberhalb einer nach außen zeigenden Knospe.
Beim Entfernen großer Äste ist es wichtig, dass kein langer Aststummel stehen bleibt. Der Schnitt darf aber auch nicht direkt am Stamm erfolgen.
Die Schnittfläche soll möglichst glatt und schräg sein, damit kein Wasser darauf stehen bleibt, und einen möglichst kleinen Querschnitt (= Wundfläche) haben. Dafür verwendet man eine Astsäge. Entstehen dabei ausgefranste Ränder, sollten man diese mit einem scharfen Messer nachschneiden.
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