Fisolen pflanzen, pflegen & ernten
Sie haben viele Namen, reichern ausgelaugte Erde mit Nährstoffen an, sind ausgewachsene Vitamin-C-Bomben – und entwickelten sich vom Armeleuteessen zur Delikatesse. Eine frühsommerliche Liebeserklärung an die knackige Fisole.
Die Kärntner sagen Strankerl, Stranggalan oder Baunska, die Ober- und Niederösterreicher Bohnscharln, die Steirer Greene Boanln, die Zillertaler Furzoill, die Botaniker phaseolus vulgaris. Aber nennen wir sie, um die sprachliche Verwirrung nicht auf den Gipfel zu treiben, ab sofort einfach Fisole.
So sieht sie sich ein bisschen aus, die Hülsenfrucht, die bereit 700 vor Christus kultiviert wurde. Genaugenommen ist die Fisole ja die unreife Hülse der Grünen Bohne. Von alters her wurde sie in der kunstgeschichtlichen Bildsprache als Symbol für Armut und Bescheidenheit verwendet. Tatsächlichen waren die Fisole jahrhundertlang vor allem in der Gärten und auf den Tellern der Bauern und einfachen Leuten zuhause. Weil sie so nährstoffreich sind, widmete man ihnen auch viel Zeit und Geduld.
Aussaat und Pflege
Und das tut man bis heute: Am Abend vor dem Pflanzen legt man die Bohnen in lauwarmes Wasser, um ihnen später bei Austreiben zu helfen. Am nächsten Morgen werden je drei Bohnen mit einem Pflanzabstand von ca. 15 cm in die Erde gesteckt Mancherorts nennt man das „Stupfen“.
Sobald die Pflanzen ihre Spitzen ein paar Zentimeter aus dem Boden strecken, wird etwas Erde angehäuft, um die Standfestigkeit zu erhöhen. Holzstecken geben ihnen dann Halt beim Klettern. Im Gegensatz zu den geschmacklich nicht ganz so gehaltvollen Buschbohnen werden die Stangenfisolen immer händisch geerntet - und zwar zwischen Ende Mai und Oktober.
Für alle, die gern am Gemüsemarkt einkaufen: Erntefrische Fisolen erkennt man an der saftig grünen Farbe und am kräftigen Knacken, wenn man sie in zwei Hälften bricht. Bilden sich im Inneren der Hülse schon Samen, dann ist das Exemplar nicht mehr ganz grün hinter den Ohren. Fisolen sind eben kein Lagergemüse. Im Kühlschrank halten sie aber immerhin ein paar Tage, wenn man sie zusätzlich in ein feuchtes Tuch einwickelt.
Gut für den Körper
Roh Verspeisen sollte man Fisolen nie: In ihnen steckt nämlich der giftige Eiweißstoff Phasin, der schon in kleinen Mengen schwere Magenbeschwerden hervorrufen kann. Beim Erhitzen wird dieser Appetitverderber allerdings komplett abgebaut.
Dann kommen alle positiven Eigenschaften voll zur Geltung: Ballaststoffe fördern die Verdauung, reichlich Vitamin C, Kalium, Magnesium und andere Inhaltsstoffe senken den Cholesterinspiegel, wirken entzündungshemmend und krebsvorbeugend.
Fisolen und der Geduldsfaden
Und selbstverständlich sind Fisolen ein wahrhafter Genuss - von Omas eingebrannten Bohnscharln bis zur Steakbeilage im Speckmantel, vom Fisolenfleisch bis zu gschmackigen Salat.
Vor der Zubereitung sollte man jedenfalls die Enden abschneiden und eventuell auch die Fäden ziehen. Die kleine Mühseligkeit, die einst die Geduld der Köchinnen auf die Probe stellte, bleibt uns bei jüngeren, fadenfreien Fisolensorten erspart.
Servus-Empfehlung: Fisolen sollten nicht länger als 10 Minuten in kochendem Wasser schwimmen, damit sie bissfest bleiben. Um ihre saftig grüne Farbe zu bewahren, einfach eine Messerspitze Speisesoda oder Pottasche dazugeben.
Im Küchengarten
Gute Nachbarn: Gurken, Kartoffeln, Kohlgemüse und Erdbeeren
Schlechte Nachbarn: Erbsen, Fenchel und Lauch
Pflanzung: Fisolen sind Schwachzehrer und gedeihen besser auf wenig gedüngten, warmen Böden. Kompost brauchen sie nur als Starthilfe – und das dosiert. Sie lieben die Sonne und sind frostempfindlich. Wer sichergehen will, sollte nicht vor Anfang oder Mitte Mai mit der Aussaat beginnen.
Fruchtfolge: Bohnen bilden in Symbiose mit Knöllchenbakterien Stickstoff und reichern so ausgelaugte Beete mit Nährstoffen an.
Familienkunde: Busch- und Stangenbohnen (Phaseolus vulgaris) werden mit der Hülse geerntet und verspeist. Von der Feuerbohne (Phaseolus coccineus), auch Prunk-, Käfer- oder Kapuzinerbohne genannt, wird sowohl die junge Hülse als auch später nur der Samen verwertet – zum Beispiel als steirischer Käferbohnensalat. Die Feuerbohne ist obendrein eine Zierde für jeden Gemüsegarten
und ihr Nektar ein Festmahl für Bienen.
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