Die vielseitige Gurke: Geschichte, Gesundheit und Sortenvielfalt
Sie schmecken erfrischend sommerlich – und es gibt viel mehr von ihnen, als man denkt. Dafür muss man nicht einmal den berühmten Salzgurken-Meridian überschreiten.
Im Burgenland und in Niederösterreich nennt man sie „Umurken“ oder „Murkn“, früher war sie hier auch als „Kummerl“ und „Kümmerling“ ein gängiger Begriff. Die Rede ist von der Gurke, deren Bezeichnung sich aus dem griechischen Adjektiv aguros für „grün, unreif“ ableitet.
Zu ihrer Herkunft gibt es zwei Theorien. Die erste ortet den Ursprung in Nordindien, an den Südhängen des Himalaya, wo Gurken bereits vor etwa 4.000 Jahren kultiviert wurden. Dort findet sich heute noch eine kleine, bittere Frucht, die von Wissenschaftlern als Stammform unserer heutigen Gurken angesehen wird. Laut jüngeren Untersuchungen soll ihre Heimat aber auf dem afrikanischen Kontinent liegen.
Egal ob Asien oder Afrika: Über Ägypten kamen die Früchte in den Mittelmeerraum, wo sie von den Griechen und Römern nicht nur als Gemüse, sondern auch als feuchtigkeitsspendendes Schönheitsmittel geschätzt wurden. Bereits Plinius der Ältere beschrieb sie als das Lieblingsgemüse von Kaiser Tiberius. Aus seinen Aufzeichnungen geht auch hervor, dass die für Tiberius bestimmten Gurken durch Glas geschützt wurden – eine antike Form von Gewächshäusern also, in denen die Gurken ja bis heute größten teils gezogen werden. Im Mittelalter eroberte die schlanke grüne Frucht dann auch unsere Gefilde, wo sie hauptsächlich in Klostergärten angebaut wurde.
Wissenswertes auf einen Blick
Anbau: Feldgurken lassen sich problemlos im Freien kultivieren, Salatgurken gedeihen nur im Gewächshaus. Generell sind Gurken wärmebedürftig sowie windempfindlich und brauchen humusreiche, sandige Lehmböden ohne Staunässe.
Standort: Sonnig bis halbschattig, trockene Hitze vertragen sie nicht. Ein luftiger Platz beugt Pilzerkrankungen vor.
Pflanzung: Ab Februar werden die Samen für das Gewächshaus vorgezogen, ab April jene für die Pflanzung im Freiland. Sie brauchen etwa 25 °C zur Keimung. Die Pflänzchen werden dann langsam abgehärtet und Ende Mai, Anfang Juni im Abstand von 30 x 120 cm ausgepflanzt. Den Boden gleichmäßig feucht halten, sonst werden die Früchte holzig. Mit lauwarmem Wasser gießen. Auf derselben Freilandfläche dürfen erst frühestens nach drei Jahren wieder Gurken angebaut werden.
Gute Nachbarn: Rote Rüben, Salat, Sellerie, Bohnen, Knoblauch, Kohlgemüse, Zwiebeln und Lauch.
Schlechte Nachbarn: Kartoffeln, Rettich, Radieschen, Paradeiser.
Die Gurkensorten
So wie ihre Verwandten Kürbis, Zucchini und Melone zählt die Gurke zu den Kürbisgewächsen, ihre Früchte sind botanisch gesehen Beeren. Innerhalb dieser Familie verträgt sie Kälte am besten.
An nährstoffreichen Standorten mit lockeren Böden ist die Pflanze in Mitteleuropa sogar verwildert anzutreffen. Selten, aber doch findet man sie im Burgenland, in Kärnten, Salzburg und Vorarlberg in der freien Natur.
Wer die Gurke lediglich als Salatgurke (auch Schlangengurke) kennt, dem entgeht einiges. Nur wenige Gemüsearten treten in vergleichbarer Vielfalt auf:
Die Armenische Gurke (Melonengurke) etwa ist im reifen Stadium besonders süß.
Die Andengurke (Spitzgurke) könnte optisch ein grüner Seeigel sein, trägt aber weiche Stacheln.
Die Kiwano (Zecken- oder Stachelgurke) wiederum stammt aus Afrika und ist erst genussreif, wenn sie sich von Grün auf Orange umfärbt. Dann schmeckt sie herrlich nach Bananen, Orangen und Zitronen.
Nicht zu vergessen: die Schwammgurke (Luffa Gurke). Junge Früchte eignen sich in der Küche zum Backen und Grillen, reife Früchte in getrockneter Form kennen wir als Reinigungsschwamm aus dem Naturladen.
Ins klassische Glasl kommen allerdings nur zwei Gurken: Einlegegurken werden als glattschalige oder gestachelte Sorten im Freiland angebaut und dann in unreifem Zustand in Essig eingelegt. Ebenfalls draußen angebaut, aber in reifem Zustand geerntet werden Schälgurken. Nach dem Entfernen von Schale und Kernen kommen sie in Scheiben geschnitten als Senfgurken in den Handel.
Die Konservierung von Gemüsen mittels Milchsäuregärung stammt ursprünglich aus dem slawischen Raum. Ihr verdanken wir die Salzgurken – und den sogenannten Salzgurken-Meridian, der zwischen Berlin und Wien verläuft. Westlich davon ist die Salzgurke kein Thema, östlich ist sie überaus beliebt.
So gesund ist die Gurke
Die allseits bekannte Salatgurke kommt, wie der Name schon sagt, zumeist im Salat und bei Rohkost zum Einsatz. Schmorgurken sind Freilandgurken mit einem festeren Fruchtfleisch, das beim Kochen nicht so leicht zerfällt. Daher nimmt man sie für Suppen und Eintöpfe.
Im Keller, bei dunkler und kühler Lagerung, halten Gurken bis zu zwei Wochen, im Kühlschrank jedoch nur ein paar Tage.
Und zum Einfrieren sind sie aufgrund ihres hohen Wassergehalts gänzlich ungeeignet. Die Gurke besteht nämlich zu 96,8 Prozent aus Wasser, deshalb hat sie nur schlanke 10 kcal pro 100 g Fruchtfleisch.
Wegen ihres hohen Gehalts an Mineralstoffen wie Kalium, Kalzium, Phosphor und Eisen ist sie auch noch recht gesund. Zusätzlich fördert der hohe Wassergehalt die Nieren und Blasentätigkeit und wirkt damit entwässernd und blutreinigend.
Äußerlich angewandt, regen aufgelegte Gurkenscheiben den Stoffwechsel der Haut an und sorgen für einen rosigen, glatten Teint. Und Gurkensaft erfrischt nicht nur müde Haut, er lindert mit seinen sanften Wirkstoffen auch Ekzeme.
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