Ein Tag beim Kuhfriseur
Den Menschenfriseur kennt jeder. Dass viele Hunde zum Friseur gehen, ist ebenfalls bekannt. Aber wusstest du, dass es Friseure für Kühe gibt? Rupert Wenger aus Maishofen ist einer von ihnen. Er frisiert Kühe aus seinem eigenen Stall und auch von anderen Bauern, denn es gibt Anlässe, bei denen sich auch Kühe von ihrer schönsten Seite zeigen sollen. Beispielsweise bei Ausstellungen. Mehrere Richter bewerten, wer unter allen Kandidatinnen die Schönste ist.
Für die Siegerin gibt es einen Preis. Wer unfrisiert oder gar schmutzig zum Wettbewerb kommt, hat freilich schlechte Karten. Rupert sorgt deshalb für Sauberkeit und glänzendes Fell. Wenn er auf eine wichtige Ausstellung fährt, zum Beispiel zur österreichischen Meisterschaft der schönsten Kühe, wäscht er seine Teilnehmerin schon zwei Wochen vorher jeden Tag. So eine Kuh will nämlich einfach nicht gern sauber bleiben. Kommt dir das bekannt vor?
Rupert Wenger aus Maishofen im Salzburger-Land. Schere und Bürste gehören beim Schönheitsprogramm für seine anspruchsvollen Kundinnen dazu.
Dürfen wir vorstellen: Zamara. Vier Jahre alt und Ruperts ganzer Stolz. Aber heute schaut sie wirklich fürchterlich aus ... In die Dusche passt Zamara leider nicht, Rupert spritzt sie im Hof mit dem Schlauch ab. Das Kuhshampoo schäumt sehr gut. Rupert hat sich Handschuhe angezogen. Die schützen seine Haut, und er kommt nicht direkt mit dem Schmutz in Kontakt.
Jetzt alles gut ausspülen.
Während Zamara trocknet, bereitet Rupert die große Schermaschine vor. Er sprüht sie mit Kühlmittel ein, denn bei langem Betrieb laufen die Schermesser sonst heiß.
Schluss mit Wuschelkopf! Zamaras lustige Stirnfransen müssen als Erstes dran glauben. Rupert kürzt das Fell der Kuh bis auf eine Länge von höchstens fünf Millimetern. Nur unterm Bauch lässt er Haare übrig, damit die Kuh rundlicher wirkt. Das gefällt den Richtern beim Wettbewerb meist besser. Auch die Beine werden nicht verschont. Die feinen Härchen wirbeln durch die Luft. Rupert muss aufpassen, dass er sie nicht einatmet. Ups, da hat der Herr Friseur wohl etwas übersehen!
Was wird denn das? Eine Igelfrisur? Nein, Rupert föhnt und bürstet das Rückenfell nach oben, damit er es später mit der Schere exakt gerade schneiden kann.
Neben Schlauch und Kuhwaschmittel gehören diese Geräte zu Ruperts Grundausstattung: ein Föhn, ein Glanzsprühmittel, ein Sprühmittel zum Tricksen, damit das Weiß noch weißer ausschaut, Bürste und Schere und außerdem Schermaschinen in drei Größen.
Zamara ist eine kleine Berühmtheit. Voriges Jahr war sie die Schönste ihres Alters in ganz Österreich. Geschafft hat sie das unter anderem, weil ihr persönlicher Friseur sich so viel Mühe gegeben hat. Ein Züchter aus der Schweiz wollte sie unbedingt kaufen, aber Rupert hat sie lieber behalten. Die Urkunde hängt nun in seinem Bauernhaus.
Damit das Fell in der Sonne schön leuchtet, kommt zum Abschluss eine feine Schicht „Kuhglanz“. Drei Stunden hat die Verschönerung gedauert. Aber das ist noch gar nichts. Rupert könnte sich auch doppelt so lang mit einer Kuh beschäftigen. Seinem kritischen Blick entgehen kein Pünktchen Schmutz und kein abstehendes Haar.
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