Orchideen richtig gießen, umtopfen und vermehren
Diese Zimmerpflanze verzaubert uns mit ihrer Anmut. Da verzeiht man ihr auch gern, dass sie sich manchmal wie eine verwöhnte Prinzessin benimmt. Eine kleine Anleitung zum Orchideen-Glück.
Geheimnisvoll und selten schön zugleich. Anmutig und auf zauberhafte Weise verführerisch. Dies sind nicht die Worte eines Schriftstellers, der eine atemberaubend schöne Frau beschreibt, sondern Attribute, die auch der Königin der Blumen angedichtet werden.
Namensgebung
Weniger geläufig ist, dass im Namen der Orchidee etwas zutiefst Männliches steckt: Der Philosoph und Naturforscher Theophrast beschrieb um 300 v. Chr. im neunten Band seiner „Historia plantarum“ eine Blütenpflanze mit zwei unterirdischen Knollen. Der Begriff „Orchis“ schien das Erste zu sein, das ihm bei der Betrachtung des eigentümlichen Blümleins – wohl mit einem Schmunzeln – in den Sinn kam. „Orchis“ ist das griechische Wort für Hoden.
Pflanzenfamilie
Obwohl eigentlich nur die Gattung Knabenkraut, die auch bei uns im Frühjahr blüht, die beiden charakteristischen Wurzelknollen aufweist, bezeichnet man seither alle Mitglieder der mit 30.000 Arten größten Pflanzenfamilie der Erde als Orchideen.
Nur etwa 250 davon kommen auch bei uns in der Natur vor. Tragöß in der Steiermark gilt hier als wenig bekanntes Orchideenparadies. Und auf den Böden der Lechtalheiden in Tirol wird ein Rückzugsgebiet für die heimischen Orchideenarten geschaffen. Weil sie immer schon etwas ganz Besonderes waren, brachten Orchideen vor allem im 19. Jahrhundert eine Aura der Weltgewandtheit mit sich und werteten als Zimmerpflanze das Prestige ihrer meist wohlhabenden Besitzer auf. So wecken die wunderschönen Blüten mit ihrem paradiesischen Aussehen bis heute die Sehnsucht nach fernen Ländern. Sie bringen Farbe in die gute Stube, besonders, wenn die Natur draußen in Grautönen Winterschlaf hält.
Worauf beim Kauf von Orchideen zu achten ist
Im Februar ist die Hauptblütezeit vieler Orchideenarten, weshalb das Angebot in den Gärtnereien besonders groß ist. Damit die frisch erblühte Liebe zu dieser Blumenart ungetrübt bleibt, sind ein paar Grundregeln zu beachten:
Bereits beim Kauf der Pflanze sollten die meisten Knospen geöffnet sein, denn die geschlossenen werden durch die Standortveränderung manchmal abgeworfen.
Wichtig ist, dass die Blätter straff und gesund sind. Genaue Namensbezeichnung und Pflegeanleitung sollten beigelegt sein.
Orchideen müssen vor allem in der kalten Jahreszeit gut verpackt transportiert werden, denn sie können bereits bei Temperaturen unter 5°C Schaden erleiden.
Welchen Topf & welche Erde brauchen Orchideen
Vorsicht geboten ist auch beim Eintopfen. Normale Blumenerde ist für die empfindlichen Wurzeln der Orchideen zu nährstoffreich und zu wenig luftdurchlässig.
Mit spezieller Orchideenerde, die hauptsächlich aus zerkleinerten Rindenstücken und Kokosfasern besteht, ist man auf der sicheren Seite.
Sobald der Topf zu eng wird, mindestens aber alle drei Jahre, wird die Orchidee umgesiedelt. Bester Zeitpunkt dafür ist der Sommer. Die Wurzeln muss man dabei sehr vorsichtig behandeln – nur alte und faule Wurzeln entfernen. Ein Teil der Luftwurzeln kann, muss aber nicht miteingesetzt werden, da auch diese Nährstoffe und Feuchtigkeit aufnehmen.
Orchideen richtig gießen
Alle Orchideen lieben übrigens hohe Luftfeuchtigkeit, reagieren aber auf stauende Nässe im Topf empfindlich. Besprühen ist deshalb wichtig, gegossen wird hingegen nur mäßig bis wenig.
Zudem verhindert etwas Blähton oder Kies im Übertopf oder Untersetzer, dass die Wurzeln direkt im Wasser stehen. Durch die Verdunstung wird gleichzeitig die Luftfeuchtigkeit erhöht.
Im winterlichen trockenen Heizungsluftklima erfüllen Wasserschalen auf Fensterbrettern denselben Zweck.
Auch das „Tauchen“ der Pflanze ist möglich. Dabei wird der ganze Topf für kurze Zeit ins Wasser gestellt, sodass die Wurzeln und das Substrat Wasser aufnehmen. Bevor die Orchidee in den Übertopf zurückkommt, muss sie aber unbedingt gut abtropfen.
Weiches Wasser (Regenwasser oder abgekochtes Wasser) tut Orchideen gut, kalkhaltiges oder salzreiches Leitungswasser bekommt ihnen dagegen eher nicht.
Dünger
Prinzipiell werden Orchideen nur wenig gedüngt, im Winter alle vier Wochen und im Sommer alle zwei Wochen. Von einem normalen Blühpflanzendünger verwendet man daher nur ein Drittel bis ein Viertel der angegebenen Menge.
Es werden aber auch spezielle Orchideendünger angeboten, die bereits geringer konzentriert sind.
Man sieht: Angehende Orchideenliebhaber müssen vieles beachten. Daher am besten nicht mit allzu empfindlichen Sorten beginnen , die unter ungeübter Hand eingehen. Denn wenn das geschieht, hilft nur der neuerliche Weg zum Gärtner, zumal sich Orchideen hartnäckig der Vermehrung durch Stecklinge, Wurzelschnittlinge und Ableger wiedersetzen.
Das gängige Mittel gegen diese Widerspenstigkeit entdeckte übrigens Anfang des 20. Jahrhunderts der Wiener Botaniker Gottlieb Haberlandt. Er kultivierte erstmals einzelne Pflanzenzellen in einer Nährlösung und war damit der Wegbereiter der Meristem- oder In-vitro-Kultur. Dabei werden aus wenigen Zellen tausende von Nachkommen mit absolut identen Eigenschaften herangezogen.
So kommen heutzutage kostbare Orchideenarten wie Phalaenopsis oder Cymbidium zu erschwinglichen Preisen in den Handel und dann als prachtvoll-bunter Blumenschmuck in unsere Häuser.
Zimmer-Orchideen
Familie: Orchideengewächse (Orchidaceae).
Standort: je nach Art vom gleichmäßig warmen Wohnzimmer für Warmhausorchideen bis zum unbeheizten, hellen Raum für Kalthausorchideen.
Pflege: am besten mit weichem Wasser gießen, regelmäßig besprühen, im Sommer alle zwei, im Winter alle vier Wochen düngen.Pflanzung: in spezielle Orchideenerde (aus zerkleinerten Rindenstücken und Kokosfasern).
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