Warum man die Eibe den Baum der Trauer nennt
Eiben erzählen von Tod und Wiederauferstehung. Die ungewöhnlichen Nadelbäume haben kein Harz, werden uralt und begleiten den Menschen schon seit vielen Jahrtausenden.
Kaum eine Pflanze ist enger mit dem ewigen Kreislauf von Leben und Tod verbunden als die Eibe. Die vielen uralten heidnischen und christlichen Mythen, die sich um die Europäische Eibe (Taxus baccata) ranken, erzählen von der Doppelgesichtigkeit dieses immergrünen Nadelbaums, von Wiedergeburt und Auferstehung, aber auch von Verfall, Sterben und Zerstörung.
Den alten Griechen galt die Eibe als Baum der Trauer und des Todes, die Rache bringenden Furien ihrer Sagenwelt trugen Fackeln aus Eibenholz. Bei den Römern waren es dunkellaubige Eibenbäume, die die Wege des Totenreichs säumten. Cäsar berichtet von Lanzenspitzen, bestrichen mit Eibengift, und von politischen Selbstmorden mit Eibensaft, die bei den Kelten üblich waren.
Tatsächlich sind Nadeln, Samen, Holz und Rinde dieses Baumes hochgiftig für Mensch und Tier. Schon eine Handvoll Nadeln kann ausreichen, einen Menschen zu töten. Besonders Pferde sind gefährdet – nicht aber Hirsche und Rehe, die offenbar immun gegen das starke Gift sind und gern an Eiben knabbern.
Zugleich stehen Eiben mit ihren dunkelgrünen, weichen Nadeln für eine ungeheure Vitalität und Langlebigkeit. Den Germanen waren sie heilig.
Zwar wachsen Eiben sehr langsam, doch sie schlagen auch nach radikalen Rückschnitten und Beschädigungen wieder neu aus und erreichen ein hohes Alter. Es soll bis weit über 1.000, ja vereinzelt sogar 3.000 Jahre alte Exemplare geben.
Eibe (Taxis baccata)
Familie: Taxaceae (Eibengewächse)
Blütezeit: Eiben blühen zwischen Ende Februar und April. Die Samenstände, die wie rote Beeren aussehen, erscheinen zwischen September und Oktober.
Standort: Sie wachsen sowohl auf humosen, feuchten als auch auf sandigen, trockenen Böden. Sie gedeihen in der Sonne, im Halbschatten und im Vollschatten. Man kann sie nicht nur im frühen Herbst, sondern auch im Frühjahr, bevor sie neu antreiben, pflanzen.
Pflege: Eiben wachsen langsam, sie sind robust und widerstandsfähig und kommen gut mit Wind zurecht. Es genügt, wenn man sie einmal pro Jahr zurückschneidet – am besten im Frühjahr vor dem Neuaustrieb. Rund um die Antriebszeit empfiehlt sich auch die Einarbeitung eines Langzeitdüngers für Nadelbäume in die Erde.
Gut zu wissen
Die Eibe ist eine sehr beliebte Gartenpflanze. Es gibt mehr als 200 Ziersorten, unter anderem auch eine mit gelben Samenfrüchten (T. baccata „Lutea“).
Weil Eiben in der heimischen Wildnis so selten geworden sind, stehen sie unter Naturschutz.
In Österreich ist die Eibe 2013 der Baum des Jahres.
Fast alle Teile der Eibe sind hochgiftig. Interessanterweise gilt das nicht für den roten Samenmantel, der wie eine unten offene Beere aussieht und den kleinen grünen Samen umgibt.
An der nördlichen Friedhofsmauer von St. Corneli in Feldkirch-Tosters in Vorarlberg steht ein Baum, der unter Pilgern als „Tausendjährige Eibe“ bekannt ist. Bevor ein Blitzschlag einen Teil des Stockes zerstörte, betrug ihr Stammumfang mehr als fünf Meter. Bei ihr, so geht die Legende, soll die heilige Maria auf dem Weg von der Schweiz nach St. Gerold eine Rast eingelegt haben.
Sie gilt als ältester Baum im Ländle, und sie ist sicher auch einer der ältesten Bäume Österreichs. Größere natürliche Vorkommen von Eiben gibt es im oberösterreichischen Scharnstein und im Almtal, vor allem aber im Vorarlberger Rohrach.
Dichte Eibenvorkommen an Naturstandorten sind selten geworden, weil die Bäume schon seit Jahrtausenden stark genutzt und abgeholzt wurden.
Auch Ötzi, die Gletschermumie vom Tiroler Hauslabjoch, der in der späten Jungsteinzeit vor über 5.000 Jahren im Eis der Ötztaler Alpen zu Tode kam, legt davon Zeugnis ab: Er trug einen langen Bogen aus Eibenholz bei sich. Es gibt auch noch ältere Funde von Eibenholzspeeren.
Hart, schwer, zäh, elastisch und widerstandsfähig ist das rötliche Holz der Eibe, wie gemacht für Bögen und Armbruste, Pfeile und Spieße.
Besonders im Mittelalter wurden Eibenvorkommen geplündert, um Zehntausende von Langbögen aus ihrem Holz zu fertigen. Eiben wurden gern in der Nähe von Burgen gepflanzt, wo man rasch auf ihr Holz zugreifen konnte. Auch viele Alltagsgegenstände fertigte man aus Eibenholz – Pfosten und Balken, Möbel und Pfähle, Webschiffchen oder Kübel.
Ungewöhnliche Nadelbäume
Sehr hoch werden Eiben nicht. In der Regel nur zwischen 2 und 5 Meter, gelegentlich bis über 15 Meter. Überhaupt sind sie ungewöhnliche Nadelbäume: Es fehlt ihnen der typische würzige Geruch der Koniferen, weil sie kein Harz haben. Sie wachsen oft mehrstämmig und nicht selten in Strauchform.
Auch dass sie sich gut stutzen lassen und bereitwillig wieder ausschlagen, macht sie zur Ausnahme unter den Nadelbäumen. Diese Eigenschaft hat sicher dazu beigetragen, dass sie zu sehr beliebten Hecken- und Formschnittpflanzen für Park- und Gartenanlagen wurden.
Auf Friedhöfen zählen sie gemeinsam mit Thujen oder Buchs zu den traditionellen Grabpflanzen. Ebenso gehören Eibenzweige in Teilen Süddeutschlands und Österreichs zu den festen Bestandteilen der österlichen Palmbuschen. Da sind sie wieder: Tod und Wiederauferstehung – und die Eibe, die Sinnbild dafür ist.
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