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Garten

Spalierobst richtig ziehen

Wenn man weiß, wie so ein Obstbaum von Natur aus wachsen will, lässt er sich auch gut erziehen. Äpfel und Birnen reifen dann brav wie am Schnürchen.

Spalierobst, Apfel, Apfelbaum, Garten, Apfelbaumzweig an mit einem Seil an eine Backsteinmauer gebunden
Foto: Pixabay
Für Schnurbäume reichen Spanndrähte aus, für andere Spaliere legt man Rankhilfen aus Holz, Metall oder Bambus an.

In den vergangenen Jahrzehnten haben sich im Hausgarten vor allem Hoch- und Halbstämme durchgesetzt – Baumformen, die, richtig beschnitten, viel Ertrag bringen und mithilfe von Leitern und Baumpflückern beerntet werden. Dazu gesellte sich das niedrige Buschobst, das bequem im Stehen beerntet werden kann. Aber wie schon der Name sagt, beanspruchen diese Gewächse mit ihren ausladenden Ästen viel Platz.

Die Variante mit dem geringsten Platzbedarf ist das Spalier entlang von Hausmauern oder als freistehender Heckenersatz. Noch dazu hat Form- und Spalierobst neben dem Fruchtertrag auch einen hohen Zierwert.

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Das Obstspalier ist eine französische Erfindung. Im 17. Jahrhundert engagierte Ludwig XIV. den Gärtner Jean-Baptiste de La Quintinie, um bei Versailles einen Nutzgarten zu errichten. Das Klima war dafür eigentlich zu kühl, deshalb ließ der Gartenbau- meister Schutzmauern errichten, an die er Weinreben und Obstbäume pflanzte. Wie beim Wein damals schon üblich, beschnitt er die Pflanzen in gleichmäßigen Abständen zu den Tragästen, damit Blätter und Zweige die Früchte nur wenig beschatteten.

Im nächsten Schritt band er die Seitenzweige nach unten und sah, wie sich deutlich schneller Blütenansätze und Früchte bildeten. Das Spalierobst war erfunden.

Servus Mondpost

Zu den beliebtesten Sorten für das geordnete Wachstum zählen seit jeher Äpfel (etwa Elstar oder Boskop) und Birnen (Williams Christ oder Gute Luise), aber auch Marillen, Pfirsiche und Kirschen begehren gegen erzieherische Schnitte nicht auf.

  • Die beste Pflanzzeit für die Jungbäume: Im Frühherbst können sie im noch warmen Boden ausreichend Wurzeln bilden und im nächsten Frühling gut Wasser aufnehmen und durchstarten.

  • Beim Pflanzen wird auch gleich das Spalier gebaut. Für Schnurbäume reichen Spanndrähte aus, für andere Spaliere legt man Rankhilfen (in der gewünschten Wuchsform) aus Holz, Metall oder Bambus an. Der Abstand zur Mauer sollte mindestens zehn Zentimeter betragen. Die folgsamen Triebe brauchen genügend Platz und Belüftung.

Goldene Regeln für Spalierobst

Beim Formen eines Obstgehölzes macht sich der Mensch die Wachstumsgesetze der Natur zunutze. Bevor man sich mit den zahlreichen Schnittvarianten und Spaliermöglichkeiten überfordert, sollte man einen Versuch mit einfachen botanischen Überlegungen starten. Im Grunde geht es um folgende Verhaltensweisen von Trieben:

  1. An einer Schnittstelle verzweigt sich die Pflanze.

  2. Wird ein Zweig in die Waagrechte gebogen, so treiben die anliegenden Knospen immer kerzengerade in die Höhe, und es bildet sich verstärkt Fruchtholz. Voraussetzung dafür ist, dass die zu biegenden Triebe noch weich sind, denn verholzte Zweige brechen rasch.

  3. Liegt die Spitze eines herabgebogenen Zweiges ganz waagrecht, stellt sie das Wachstum ein. Schaut sie aber ein Stück nach oben, wächst die Spitze weiter. Daher werden gebogene Äste vorne nicht befestigt, damit es mit dem Wachstum wieder aufwärtsgeht.

  4. Zu guter Letzt ist es besonders wichtig, die Stellung der Knospen zu berücksichtigen. Denn dort, wo sie beim Biegen der Zweige hinzeigen, werden sie später auch hinwachsen.

Spalierobst richtig pflanzen

  • Spalierobst ist vor allem in kleinen Gärten freistehend oder an der Hauswand (an Rankhilfen aus Holz oder Draht) eine Alternative zu großen Obstbäumen.

  • Der Pflanzabstand zu einer Wand sollte ausreichend groß sein, damit die Wurzeln genügend Platz zur Verfügung haben.

  • Befinden sich die Wurzeln entlang der Hausmauer im sogenannten Regenschatten, muss öfter gegossen werden.

  • In Österreich sollten Marillen an der West- oder Ostseite gepflanzt werden, denn an der scheinbar besseren Südseite kommt es zu einem frühen Austrieb, der dann frostgefährdet ist.

  • In den ersten zwei bis drei Jahren sollte man auf die Früchte verzichten und alle ausbrechen. Dadurch entwickeln sich die Pflanzen gleichmäßiger und kräftiger.

  • Pro Blütenstand sollte sich auch später nur eine Frucht entwickeln, die gedeiht dann besser. Ende Juni bis Anfang Juli können die anderen Früchte mit dem Fingernagel abgezwickt werden.

Fächerspaliere

Die am wenigsten geometrisch verlaufenden Grundformen sind Fächerspaliere. Hier öffnen sich die Hauptäste wie ein Fächer von unten nach oben. Dabei kann es einen stärkeren Hauptast in der Mitte geben oder aber lauter gleich starke Äste. Fächerspaliere wachsen unregelmäßig, dadurch können sich die Zweige manchmal gegenseitig beschatten. Andererseits erspart man sich bei dieser Form die aufwendige Anzucht der streng geometrischen Grundform durch Formen und Binden.

  • Ein Fächerspalier ist ideal für Anfänger, weil auch Ausfälle von Trieben leichter ersetzt werden können. Stirbt hingegen bei einem streng geometrischen Spalier ein Ast ab, dann fällt es schwer, die „Saftwaage“ wiederherzustellen.

Fächerspalier, Baum an einer Backsteinwand
Foto: mauritius images / A.D.Fletcher / Alamy / Alamy Stock Photos
Mit Fächerspalier in Form gebrachte Bäume sind für Einsteiger die einfachste Lösung.

Schnurbäume

Auch bei den Schnurbäumen entfallen in der Anzucht die aufwendigeren Biegearbeiten, da nur ein Ast kerzengerade nach oben wächst oder maximal zwei zu einem waagrechten Schnurbaum geformt werden. Pflanzt man mehrere Schnurbäume in regelmäßigen Abständen, lässt sich ganz unkompliziert auch ein geometrisches Muster erzielen.

Besonders gerne werden Äpfel und Birnen, die auf schwachwüchsigen Unterlagen veredelt wurden, als Schnurbäume gezogen. Sie lassen sich auch schräg ziehen. Eine moderne Variante der Schnurbäume sind Säulenobstbäume, die selbst in Töpfen auf dem Balkon gut gedeihen.

Schnurbaum, Apfelbaum, Zweige an Seilen befestigt mit vielen Äpfeln
Foto: mauritius images / Steffen Hauser / botanikfoto / Alamy / Alamy Stock Photos
Mit dem Schnurbaum können die Äpfel schnell und einfach ohne Leiter gepflückt werden.

Palmetten

Die einfachste Form einer Palmette ist die U-Form. Es gibt auch eine Doppel-U-Form, mehrfache U- Formen, die auf verschiedenen Ebenen gezogen werden, fächerförmige und waagrechte Palmetten. Hier befinden wir uns schon bei der Spalieranzucht für Fortgeschrittene, denn Palmetten erfordern viel Pflege und Aufmerksamkeit.

Wird die U-Form schon in der ersten Ebene um zwei senkrechte Außenäste erweitert, spricht man von der Armleuchter-Palmette. Manchmal bekommt man in Baumschulen auch ein fertig gezogenes Palmettenspalier, dessen Anzucht sich über zwei bis drei Jahre erstreckt hat; so eine Pflanze ist daher nicht ganz billig. Wer es selbst wagt, sollte zu Beginn vor allem darauf achten, dass aus dem „U“ kein „V“ wächst, sonst wird der Saftstrom nicht gleichmäßig verteilt und die inneren beiden Gerüstäste wachsen stärker als die äußeren.

Palmetten, Obstbaum in U-Form gewachsen
Foto: mauritius images / David Burton / Alamy / Alamy Stock Photos
Palmetten sind eine besonders schwierige Zuchtform und sollte nur von geübten Baumschneidern angewendet werden.

Gut zu wissen

Ein Baum wächst nicht an allen Stellen gleich stark. Äste, die weiter oben stehen oder sich in der Krone näher beim Stamm befinden, wachsen stärker. Jene, die tiefer unten und weiter weg sind, wachsen langsamer.

  • Beim Ziehen eines Spaliers ist es allerdings Voraussetzung, dass alle Äste gleich stark wachsen. Daher müssen stark wachsende Äste gebremst werden. Das erfolgt durch gezieltes Einkürzen, bis die schwächeren aufgeholt haben. Sind hingegen von Anfang an, also schon beim Aufbau des Spaliers, alle Zweige gleich hoch und gleich lang, ist das Wachstum ausgeglichen. Der Baum steht dann, wie es im Obstbau heißt, in der Saftwaage.

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