Was Mondholz alles kann
In bestimmten Mondphasen geerntetes Holz gilt als besonders haltbar. Wir verraten, woran das liegt und sprechen mit dem Sägewerker Wolfgang Geistlinger aus Berchtesgaden über seine Erfahrungen mit Mondholz.
Holz begleitet uns Menschen seit Jahrtausenden. Es ist das älteste Baumaterial der Welt. Sein Duft weckt Erinnerungen, an den Urlaub, an die Bauernstube im Haus der Großeltern. Wer in alten Dörfern oder auch im Freilichtmuseum auf die eingeschnitzten Jahreszahlen der Bauernhäuser schaut, kommt ins Staunen. Die Gebäude sind hunderte Jahre alt, wurden ohne moderne technische Hilfsmittel oder Chemie erbaut – und stehen dennoch immer noch da. Woran liegt das? Die Servus-Mondexperten sind sich sicher: Das Ernten des Holzes zum richtigen Zeitpunkt spielt hier eine große Rolle.
Sogar die Wissenschaft hat mittlerweile bestätigt, dass etwas dran ist an den besonderen Eigenschaften des Mondholzes. Ein Team von Forschern verschiedener Schweizer Institute hat zum Beispiel 432 Fichten und Kastanien über mehrere Zyklen hinweg untersucht. Und siehe da: Holz, das in einer bestimmten Mondphase geschnitten wurde, ist trockener und haltbarer. Das Geheimnis dabei ist nicht nur der Zeitpunkt, in dem der Baum geschlagen wird – im kalten Winter also, wenn der Baum weniger Saft hat.
Ähnlich wie die Gezeiten am Meer hat der Mond Einfluss auf den Wassergehalt des Holzes. Das Wasser wandert nämlich aus den Zellwänden in die Hohlräume der Zellen.
Nach drei bis vier Tagen in der Trockenkammer des Sägewerks hat das Mondholz aus den Alpen nur noch zehn Prozent Feuchtigkeit.
Gut zu wissen: Das Mondzholz kostet zwischen 30 und 40 Prozent mehr als konventionelles.
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Erfahrungen aus erster Hand
Das Sägewerk Saghäusl aus Berchtesgaden hat sich seit mehr als 20 Jahren auf Mondholz spezialisiert, also auf Holz, das in bestimmten Mondphasen im Winter geerntet wird. Weil es trockener ist. Weil es weniger Risse hat. Weil es sich nicht so stark verzieht. Weil es feuerbeständiger ist. Weil es witterungsbeständiger ist und nicht so anfällig gegen Pilze und Schädlinge – ohne jede Chemie.
Über den Dachstuhl des eigenen Wohnhauses sind die Sägewerker damals auf all die Vorteile des Mondholzes gestoßen. Das Holz wurde einfach und schlicht „im richtigen Zeichen“ geschlagen. „Das ist Haltbarkeit pur. Man spart sich die Holzschutzanstriche“, erinnert sich Sägewerker Wolfgang Geistlinger. „Eigentlich weiß man das seit Jahrhunderten, aber das ist vergessen.“
Einige Landwirte gibt es noch, die nach dem Mond arbeiten, aber die werden auch schnell für verrückt erklärt und in die esoterische Ecke gestellt. Im Saghäusl hat vor Jahren einer dieser Landwirte gearbeitet. Das Herbstlaub hat er nur bei abnehmendem Mond eingesammelt; damit die Blätter nicht heiß werden, wenn sie trocken sind. Einen Schotterweg hätte er nie bei zunehmendem Mond aufgeschüttet, weil es den beim nächsten Regen ohnehin wieder wegspült. Altes Wissen halt.
Wenn du dein Lebtag mit Mondholz arbeitest, brauchst du keinen Beweis.Sägewerker Wolfgang Geistlinger
„Von ihm habe ich viel gelernt“, sagt Geistlinger heute. Und von einigen Holzbauern aus dem Rupertiwinkel. „Wenn du dein Lebtag mit Mondholz arbeitest, brauchst du keinen Beweis. Du kennst es einfach und hast den Vergleich. Wir würden nie auf die Idee kommen, im Sommer rauszugehen und einen Baum zu schneiden. Deswegen müssen wir den Leuten oft verständlich machen, dass wir nur eine gewisse Menge haben.“ Wenn also jemand im Oktober zum Saghäusl kommt und einen Dachstuhl aus Mondholz möchte, dann hat er vielleicht Pech. So ist es eben mit den Spezialitäten. Geerntet wird übrigens tagsüber, nicht - wie es sich so manche vielleicht vorstellen - romantisch im Mondschein bei Nacht.
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