Wohnen, Hausbesuch, Wörthersee, Kärnten
Foto: Harald Eisenberger

Hausbesuch in einer romantischen Wörthersee-Villa

Leben wie in der Sommerfrische – Innenarchitektin Ati Strolz hat sich diesen Traum erfüllt. Und einer romantischen Wörthersee-Villa neues Leben eingehaucht.

Text: Ruth Wegerer, Fotos: Harald Eisenberger

Blitzblau leuchtete die historische Villa hinter alten Bäumen hervor, als sie Ati Strolz zum ersten Mal sah. Das war Ende der Achtzigerjahre. Die aus Friesach stammende Innenarchitektin lebte damals am Arlberg und bekam immer öfter Sehnsucht nach dem Süden. Also machte sie sich auf die Suche nach einem Sommerhaus in ihrem Heimatland Kärnten.

In Pörtschach am Wörthersee fand sie es. Die knallfarbene Fassade war zwar eigentlich nicht ihr Fall, aber die „Marienvilla“ machte damit auf sich aufmerksam – und stand noch dazu zum Verkauf.

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Ati Strolz zögerte nicht lange und erwarb das Haus, auch wenn ihr sofort klar war, dass da einiges auf sie zukam. Durch das Dach regnete es herein, die Fenster waren komplett undicht, und auch im Inneren gab es jede Menge zu reparieren. Die Villa stand schließlich die meiste Zeit leer – genutzt wurde sie früher nur im Sommer.

Hausbesuch, Küche, Sandstein, Boden, Fliesen, Tisch
Foto: Harald Eisenberger
In der Küche im Erdgeschoß wurden Form und Funktion perfekt vereint. Der neue Sandsteinboden harmoniert mit der warmen Wandfarbe, die moderne Küchenzeile und der alte Herd ergänzen einander aufs Beste. Der alte Küchentisch gehörte zum hauseigenen Mobiliar, die Stühle schaffen einen charmanten Kontrast.
Servus Mondpost

Aristokratische Vergangenheit

Damals erfüllten hochwohlgeborene und reiche Herrschaften das Haus mit Leben. Durch die Errichtung der k. u. k. Südbahn kamen ja 1864 Aristokratie und Geldadel zur Sommerfrische an den Wörthersee – und bald schon ließ die noble Gesellschaft für sich romantische Domizile erbauen.

Die Marienvilla entstand 1895. Die Geschichte des Hauses ist schnell erzählt. Es gehörte ursprünglich der Gräfin Felicia Széchenyi, bevor es 1920 von einem in Triest ansässigen Kärntner Hotelier erworben wurde. Dieser machte es seiner Geliebten zum Geschenk, in deren Besitz es bis 1976 blieb. In den Achtzigerjahren diente es einer ungarischen Familie als Refugium. Ja, und dann durfte sich auch schon Ati Strolz über ihr neues Eigentum freuen.

Die Innenarchitektin legte sofort Hand an. Leitungen wurden unter Putz verlegt, schrumpelige alte Tapeten entfernt und der Teppich rausgerissen. Wunderbare Bodenbretter kamen da zum Vorschein.

Rustikal und modern zugleich – hier ist die ideale Mischung gelungen.

Im Gästezimmer wiederum legte Ati einige Wandmalereien frei, die sie dazu inspirierten, auch das Wohn- und Schlafzimmer mit Fresken versehen zu lassen. Die in hellen Farben lackierten Wandvertäfelungen trugen ebenfalls dazu bei, dass die vorherrschende Düsternis nach und nach aus dem Haus verbannt wurde.

Auch außen wurde natürlich tüchtig renoviert. Die Villa bekam einen neuen Dachstuhl, neue Fenster und vor allem eine gute Dämmung. Erst dadurch wurde es möglich, das einstige Sommerrefugium ganzjährig zu bewohnen. Und das macht Ati Strolz auch. Seit einigen Jahren ist die Marienvilla ihr Hauptwohnsitz, und um kein Geld der Welt würde sie ihn wieder verlassen. „Ich leb hier wie in permanenter Sommerfrische“, sagt Ati über ihre Idylle. „Es ist hier wie in einer völlig anderen Welt.“

Tatsächlich liegen Haus und Garten äußerst malerisch. Durch die erhöhte Lage ist ein freier Blick auf den See möglich, keine Neubauten oder großen Häuser trüben das Bild. „Es wirkt hier auch heute alles so ursprünglich wie zu Gräfin Széchenyis Zeiten, wie zur damaligen Jahrhundertwende.“

Neues Leben in altem Gemäuer

Für Ati war es überaus wichtig, dem Haus seine ganz spezielle Aura wiederzugeben. Gekonnt hat sie das Gestern mit dem Heute verbunden, Dinge verändert, ohne den Charakter der Villa zu zerstören. Das auffällige Blau der Fassade etwa wurde durch ein zartes Apricot ersetzt, es kleidet das Landhaus um vieles besser.

Durch die Eingangstür unter der verglasten Veranda kommt man in eine mit italienischen Bodenfliesen ausgelegte Halle – auch Küche, Vorratsraum und Büro befinden sich zu ebener Erd. Über eine steinerne Treppe geht’s dann hinauf in den ersten Stock, in dem sich ein Gästezimmer, das Esszimmer und der Wohnsalon befinden. Unter dem Dach sind schließlich das Bad und zwei Schlafzimmer untergebracht. Eines für Ati, eines für ihre jüngste Tochter Lila, die in Mailand Lichtdesign studiert, aber immer wieder gern zu Besuch kommt.

Unter dem Dach wurden mit viel Liebe zum Details die Schlafräume und das Bad gestaltet.

Die Schlafzimmer und der Wohnsalon beeindrucken übrigens unglaublich mit Trompe-l’œil-Malereien von Stefan Riedl. Die Werke des Künstlers haben vermutlich nur einen Konkurrenten: die Natur selbst, die vom überdachten Balkon aus genossen werden kann. „Es ist für mich ganz wichtig, dass beim Umbauen und Renovieren die Seele des Objekts erhalten bleibt, dass die ursprüngliche Substanz nicht unter temporären Wünschen verschwindet“, sagt die Innenarchitektin. Wie man sehen kann, ist ihr das in ihrem privaten Refugium gut gelungen.

Ati hat die Struktur der Jahrhundertwendevilla bewahrt und trotzdem an zeitgemäße Standards angepasst. In den vielen Jahren, die Ati Strolz jetzt schon hier lebt, hat sich immer wieder einiges verändert. „So wie man sich selbst verändert, will man auch sein Umfeld immer wieder ändern“, erklärt sie. „Große Umbrüche haben große Auswirkungen auf mein Leben gehabt, und das merkt man auch in meinem Haus.“

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Unter dem Schutz der Madonna

Heute neigt die Innenarchitektin zur Reduktion und Klarheit: „Wenn im Kopf mehr Klarheit herrscht, schafft man die auch in den Räumen. Das geht Hand in Hand.“ Ati fühlt sich in ihrem Refugium rundherum wohl. Auch weil sie sich hier sehr behütet weiß. „An der Vorderfront gibt es eine Nische, in der eine Marienstatue steht, und auch neben der Haustür wacht eine Madonna. Sie ist aus den Fünfzigerjahren.“

Atis Herz schlug schon in der Kindheit immer für die Muttergottes. Sie fühlt sich von ihr durch die Irrungen und Wirrungen des Lebens begleitet. „Und ausgerechnet ich finde ein Haus, das unter dem Schutz der Madonna steht – das ist besser als jedes Feng-Shui!“

Wohnen draußen – auch darauf legt die Familie wert.

Buchempfehlung: Wörthersee: Ein anekdotisches Bilderbuch“ von Sabine Rudas und Manfred Bockelmann, 256 Seiten, cbv, 49,90 Euro

Dieser Hausbesuch erschien im August 2013 in Servus in Stadt & Land.

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