Hausbesuch im Salzschifferhaus in Gmunden
Wie ein dunkles Haus aus dem 15. Jahrhundert in der Gmundner Altstadt zum hellen Domizil wurde. Und warum es erst perfekt war, als so manche Mauer fiel.
Der Wintergarten gab den Ausschlag für den Kauf. Nicht weil er so schön war und das Haus mit Licht und Wärme flutete, sondern weil man ihn sang- und klanglos abtragen konnte, ohne dass er fehlte, und man dadurch sogar noch an Wohnqualität gewann.
„Irgendwann, als ich mir wieder einmal den Kopf über dieses zweigeschoßige Monstrum zerbrach, kam mir der Gedanke: Warum reißen wir es nicht einfach weg?“, sagt Wolfgang Krebs. Zuvor hatte der Architekt wegen ebenjenem wenig geglückten Anbau Bedenken gehabt, das alte Salzschiffer-Haus in der Gmundner Altstadt zu kaufen.
Doch mit dem Mauerfall war die Architektenseele besänftigt, der Weg nach Monaten des Hin-und-her-Überlegens frei. Mit dem Glaskobel fielen noch weitere Wände, sodass heute nichts mehr an das dunkle verschachtelte Labyrinth von einst erinnert.
Grundfarbe Weiß
Weiß ist jetzt die Grundfarbe. Für bunte Flecken sorgen eine fröhlich gestreifte Couch, viel Kunst an den Wänden und die aufgeweckte Familie, zu der neben Wolfgang Krebs und seiner Frau Inge Krebs-Hinterwirth auch die Kinder Julius, Vinzenz und Fanni gehören.
„Wir haben alles wie bei einer Zwiebel freigelegt. Was jünger als 100 Jahre war, musste raus. Anderes, wie die alte Balkendecke in der Küche und die Böden, durfte bleiben“, erzählt Inge, die ebenfalls Architektin ist.
Das Herz schlägt in der Küche
Das Haus aus dem 15. Jahrhundert steht nicht unter Denkmalschutz, wurde aber so saniert, als ob. An den Wänden wurde Kalkputz aufgebracht, die Kastenfenster kommen ohne Isolierglas aus.
Vor allem an den Wochenenden schlägt das Herz des Hauses in der Küche. Inge Krebs-Hinterwirth ist eine leidenschaftliche Köchin. Der moderne Küchenblock und der traditionelle grüne Kachelofen bilden das Epizentrum, von dem sich die Gastfreundschaft des Paares bis in den hintersten Winkel des Hauses ausbreitet.
Am 3 Meter langen Esstisch finden bis zu 14 Leute Platz, in zweiter Reihe wartet ein halbes Dutzend Reservesessel auf seinen Einsatz. Auch an Aufputz für die Tafel fehlt es nicht: feines Kristall, Teller, Tassen, Schüsseln, Gläser und Besteck – alles in x-facher Ausführung da.
Unauffällige deckenhohe Einbauschränke nehmen die gesammelten Schätze auf. Sie teilen sich den Raum hinter der Küche mit weniger ansehnlichen Dingen wie Geschirrspüler und Abwasch. In dieser Zweitküche macht es nichts aus, wenn das benutzte Geschirr einmal etwas länger auf den nächsten Waschgang warten muss, weil sich die Gastgeber lieber mit ihren Gästen unterhalten.
Kunst wohin das Auge reicht
Das Sammeln von Kunst ist unübersehbar eine weitere Passion des Architektenpaars. Die Großen der Branche tummeln sich hier ebenso wie die jungen, noch unbekannten Aufstrebenden. Originelles findet seinen Platz neben Originalen, Flohmarktfunde teilen sich die Aufmerksamkeit des Betrachters mit Erbstücken und zeitgenössischen Skulpturen.
Hier wohnt Kunst. Früher waren es Salzschiffer und Händler aller Art.Wolfgang Krebs
Gekonnte Mischung aus Alt und Neu
Es gibt viele Stellen im Haus, an denen das Gestern gekonnt mit dem Heute verschmilzt. Im Erdgeschoß sind noch immer die alten Zunftzeichen der Salzschiffer zu sehen, die hier einst lebten und arbeiteten. Nach ihnen kamen Färber und später Händler, die im Erdgeschoß abwechselnd Bleikristall, Lebensmittel, Schallplatten und Fliesen verkauften.
Auch im Kinderzimmer, das im zweiten Stock liegt, erinnert vieles an vergangene Zeiten. Ein kleines Guckfenster etwa, das auf die Straße hinausgeht und eine Art früher Türspion ist. Beim Freilegen des Deckenputzes kam außerdem eine alte Malerei zum Vorschein.
Im Elternschlafzimmer und im Bad merkt man dagegen nur wenig von der alten Substanz. Geradlinig, klar und aufgeräumt wirken die beiden Räume, die nur durch einen zarten Vorhang und eine hüfthohe Kommode voneinander getrennt sind.
Im Sommer sitzt man im Salettl
„Unser Garten ist nicht groß, aber immerhin groß genug, sodass die Kinder draußen sein können“, sagt Inge Krebs-Hinterwirth. Begrenzt wird er von einem kleinen überdachten Salettl, in dem man sich im Sommer dann und wann zum Grillen trifft.
Aus dem anfänglichen Edelrohbau, wie es Wolfgang Krebs nennt, ist ein heiteres Familiendomizil geworden, in dem das Leben fortgeschrieben wird. Etwas Besseres konnte dem in die Jahre gekommenen Haus nicht passieren – und seinen Bewohnern wohl auch nicht.
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