Nachspeise

Milchreis mit zerlassener Butter und Zimt

Tobias Micke hat uns seinen Milchreis à la Großmutti zugesandt. Eine Mondlandschaft, übergossen mit heißer zerlassener Butter und einer großzügigen Schicht Zucker-Zimt Mischung ist ihm besonders in Erinnerung geblieben.

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Foto: Stephanie Golser
Heiße zerlassene Butter und leicht angeschmolzener Zucker auf cremigem Milchreis.  

Wenn Essen zu einer Fantasiereise wird. Einer Reise über Mondkrater und Mondberge, bedeckt von Mondstaub, der im Kren-Glas auf seinen Einsatz wartet.

Es nützt gar nichts, in diesem Punkt zu schwindeln: Meine Mama (Bitte verzeih mir, wenn du das liest!) war keine Großmeisterin der Küche – das Kochen an sich, bei vier Kindern, für sie eine Sisyphusaufgabe. Sie konnte andere Dinge. Zum Beispiel ganz spontan den Kammerton A summen. Oder schnell ein Märchen erfinden. Oder vom Fahrersitz aus das Flüstern zwischen meinem Bruder und mir belauschen, das wir im Fond unseres laut brummenden Autobianchi austauschten.

Wir wuchsen mit Fischstäbchen, Tiefkühlerbsen und Butterbrot mit Schnittlauch auf. Und all diese Dinge mag ich bis heute. Was ich aber besonders mag, ist Milchreis à la Großmutti; eines der wenigen Rezepte, das meine Mama seiner Einfachheit wegen von daheim mitnahm. Wenn es Milchreis gab, erahnten wir das oft schon vor dem Öffnen der Haustür.

Es roch leicht malzig, manchmal auch nach kräftigen Röstaromen, was an der stabilen bräunlichen Verbindung zwischen Topfboden und Milchreis lag. Wir warfen freudig die Schultasche in die Ecke, kletterten auf die Spüle und holten die randlosen Suppenteller sowie große Löffel. Denn Milchreis-Essen war bei uns nicht nur Nahrungsaufnahme, sondern Ritual, Abenteuer und Fantasiereise.

Brennheiß war der Reis, wenn jeder seinen Schöpfer voll in die Schüssel geklatscht bekam. Also musste der Gupf mit dem Suppenlöffel dünn bis an den Tellerrand verteilt werden, damit er schneller abkühlte.

Unsere Verbündeten: Zimt und Zucker

Dann begann die Landschaftsgestaltung. Wir gruben Mondkrater und schichteten Mondberge auf. Sorgfältig bedacht, leichte Gefälle von einem Krater zum nächsten einzuplanen. Denn danach kam aus einem Nirosta Kännchen die zerlassene Butter und bahnte sich ihren Weg vom Gipfel des Mons Huygens in die entlegensten Schattentäler.

Schließlich, wenn meine Mutter gerade weg sah, streuten wir über all dies eine möglichst großzügige Schicht Mondstaub: Zimt Zucker aus einem wiederverwerteten Kren Gläschen. Wenn all das vollbracht war, war auch der Milchreis so weit abgekühlt, dass man ihn von außen nach innen verspeisen konnte.

Nur Titanen wie wir waren imstande, solcherart Gestirn in wenigen Minuten zu vertilgen.

Zum Autor: Tobias Micke ist freier Journalist und Neben erwerbsbauer. Auf dem Biohof Stampfbauer in Puchberg am Schneeberg lebt er mit seiner Frau Olivia und drei Kindern.

Dieses Rezept erschien in Servus in Stadt & Land im November 2019 in der Rubrik „Aus Omas Kochbuch“.

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Menge Zubereitungszeit Gesamtzeit
4 Portionen 10 Minuten 40 Minuten
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Zutaten
170 g Rundkornreis (für Milchreis)
900 ml Milch
50–60 g Kristallzucker
2 EL echter Vanillezucker
1 Prise Salz
Außerdem
80 g zerlassene Butter
50 g Kristallzucker, mit
1 EL Zimtpulver vermischt
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Zubereitung
  1. Den Reis mit Milch, Zucker, Vanillezucker und Salz in einen schweren Topf geben und langsam erhitzen.

  2. Unter öfterem Rühren 30–35 Minuten köcheln lassen. Dabei darf der Milchreis am Topfboden leicht ansetzen und karamellisieren.

  3. Den Milchreis heiß in Tellern verteilen und mit zerlassener Butter verfeinern.

  4. Mit Zimt-Zucker bestreuen und heiß genießen.

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