Das Grödnertal und seine außergewöhnliche Geschichte
Wenn's zwischen Sommer- und Wintertourismus ruhig wird im Grödnertal, dann ist es Zeit für die ganz besonderen Dinge, die die Region ausmachen. ServusTV nimmt uns in dieser Folge von „Heimatleuchten“ mit auf eine Reise in die Dolomiten.
Gröden ist ein Hochtal voller Tradition und Geschichte. Bis noch vor 100 Jahren war es schwer zugänglich und abgeschieden, dadurch ist das Ladinische, eine alte romanische Sprache hier, bis heute lebendig geblieben. Wichtigster Wirtschaftszweig des Grödnertals ist der Tourismus, weltweit bekannt ist auch die Holzschnitzkunst, die hier um 1600 entstand.
TV-TIPP: Im Herzen der Dolomiten – Das Grödnertal „Heimatleuchten“ am Fr., 15.09.2023, ab 20:15 Uhr und anschließend bei ServusTV On!
Fast vergessen: die Grödner Holzpuppe
Judith Sotriffer aus St. Ulrich erlernte bei ihrem Vater die Bildhauerei und hat sich im Laufe der Jahre der traditionellen Volkskunst des Grödnertals, dem Herstellen der Grödner Holzpuppe verschrieben. Der Anfang des Grödner Holzspielzeugs liegt um 1680: Krippenfiguren, Tiere, Puppen und Pferdchen wurden damals in minuziöser Handarbeit gefertigt und der Großteil der Grödner Bevölkerung lebte von diesem Broterwerb.
Judith Sotriffer versucht heute mit besonderer Liebe und Geschicklichkeit das Kinderspielzeug nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
Vom Drachenfliegen und Hubschrauber-Einsätzen
Gleich alle drei Kostner-Brüder haben sich der Luftfahrt verschrieben. Begann zuerst alles mit dem Drachenfliegen, um damit zur Schule zu gelangen, wurde aus ihrer Berufung bald ein ernstzunehmender Beruf. Raffael, der Älteste gründete AIUT ALPIN, die Flugrettung in den Dolomiten, Marco und Gabriel das Unternehmen Elikos, das sich auf Privatflüge und Materialtransporte in schwer erreichbaren Gebieten spezialisiert hat. Raffael ist heute der Windenmann in den Helis von Gabriel und Marco, bei der Arbeit mit schweren Lasten im hochalpinen Gelände und bei der Bergrettung.
Der Paratoni Hof in St. Christina
Eigentlich war das Schicksal dem Paratoni Hof, der auf 1.500 Metern liegt nicht mehr wohlgesonnen – bis der gelernte Bildhauer Klaus Insam auf den Hof kam und ihn mit viel Liebe zum Detail wieder in altem Glanz erstrahlen ließ. So baute er unter tatkräftiger Mithilfe seiner Famile die historischen Stuben aus, restaurierte sie und baute sie kurzerhand wieder ein.
In diesen Stuben wird nun zweimal in der Woche ausgeschenkt und die von Gemma Insam liebevoll gekochten typischen ladinischen Gerichte serviert. So wurde ein alter Hof am steilen Hang, dem keine große Zukunft beschieden war, mit vereinten Kräften zu einem Vorzeigebetrieb gestaltet, der der ganzen Familie eine Zukunftsperspektive gibt und ein Zubrot sichert.
Die Stimmen der Ladiner und sein Glöckner von St. Jakob
In der Mittelschule Wolkenstein werden aktuell vier Sprachen gelehrt: Italienisch, Deutsch, Englisch und eben Ladinisch. Lehrer Ivan Senoner sieht diese Mehrsprachigkeit auch als Chance im täglichen Leben. Die „Usc di Ladins“ (deutsch „Die Stimme der Ladiner“) ist die wichtigste Wochenzeitung der ladinischen Täler.
Die Beiträge aus den verschiedenen Talschaften sind in den jeweiligen ladinischen Dialekten geschrieben. Immer auf der Suche nach passenden Geschichten, kam man auch bei der Kirche in St. Jakob vorbei. Sie ist die älteste Vertreterin im Tal und die Glocken dieses Baujuwels werden seit Jahrzehnten von den Brüdern Norbert und Josef Insam mit großer Hingabe von Hand geläutet.
Die Lieder der Ladiner
Die Grödnerinnen des Qartetts „De Cater“ besingen bei einer Wanderung auf der Raschötz, einer Hochebene mit unvergleichlicher Fernsicht, hoch über dem Tal, in Ladinisch, der Sprache ihrer Vorfahren die Schönheit der Südtiroler Heimat.
Der Hirte und seine Schafe
800 Schafe grasen in den Sommermonaten auf der Gemeinschaftsweide in der Bergwelt der Dolomiten. Hirte Leo aus St. Christina geht mehrmals im Monat den dreistündigen Aufstieg zu ihnen hinauf und schaut, ob kranke oder schwache Tiere seine Hilfe brauchen, oder ein Lamm das Licht der Welt erblickte. Auch der Abtrieb der Tiere ist mit einem mehrstündigen Fußmarsch ins autofreie Langental bei Wolkenstein verbunden. Es ist jedes Mal ein befreiendes Gefühl für den Hirten, wenn der Almsommer zu einem glücklichen Ende gefunden hat.
Die Grödner, ihre Tracht und die Feste dazu
Nur mehr an ganz besonderen Festtagen, wie dem Festgottesdienst und der feierlichen Prozession zum Rosarisonntag in St. Ulrich kommen die wohl schmuckvollsten Trachten des gesamten Alpenraumes zum Einsatz. Dafür holt sie Silvia Runggaldier aus den Aufbewahrungsschachteln und bügelt sie in mühevoller Kleinstarbeit für sich und ihre Tochter auf. Allein nur das Anlegen der Tracht dauert bis zu zwei Stunden. Ist man fertig, sammelt man sich vor der Kirche und begeht gemeinsam die Feierlichkeiten.
Am Blättermarkt in St. Ulrich, der ja eigentlich der „Heimliche Staatsfeiertag“ der Grödner ist, kommen am Ende des Almsommers nochmal alle zusammen. Dann wird gegessen, gefeiert und handwerkliche Produkte zum Verkauf angeboten.
Schon gewusst? Während des Blättermarktes wird von den heiratswilligen Burschen auch ein alter Brauch gepflegt: Wer schon eine Auserwählte gefunden hat, kauft ihr am Markt eine Birne, schmückt sie mit einer Schleife und schenkt sie der Herzensdame.
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