Streifzug durch Bad Ischl: Zwischen Nostalgie und Gugelhupf
In Vorfreude auf die nächste Sommerfrische streifen wir durch die Kaiserstadt Ischl und begegnen Literaten, Komponisten, und Konditoren.
Zwischen Salz und Zucker
Eingebettet zwischen dem Höllengebirge, der Hohen Schrott und der Katrin liegt Bad Ischl, das Herz des Salzkammerguts. Widerstand ist zwecklos: Beim Streifzug durch Bad Ischl kommt unweigerlich Nostalgie auf. Wir geben uns ihr gerne hin und flanieren durch den liebevoll gepflegten Kurort mit k. und k. Flair. Geprägt hat Ort und Bewohner der Salzhandel, aber auch die vielen Gäste und Persönlichkeiten aus Kaiserhaus, Kultur und Wissenschaft, die anno dazumal so zahlreich zur Sommerfrische kamen. Und während Salz den Grundstein für Ischls florierenden Kurbetrieb legte, versüßte der Zucker, nicht minder wertvoll, den Kurgästen das gesunde Leben.
2024 ist das Salzkammergut mit Bad Ischl Kulturhauptstadt und zeigt einmal mehr, dass es gleichzeitig weltoffen und heimatverbunden ist und die Gratwanderung zwischen Zukunft und Vergangenheit meistert.
Boulevard im Alpental
Das Zentrum von Ischl – das „Bad“ kam erst 1906 dazu – schmiegt sich kreisförmig an die Traun. Gezähmt fließt sie durch den Ort und untermalt mit ihrem Geplätscher das Geplaudere auf der Esplanade. Damit sind wir auch schon mittendrin statt nur dabei. So wie früher promeniert man hier entlang des schattigen Ufers, erweist beim Überqueren der Traun der alten Statue des Heiligen Nepomuk auf der Kaiserin-Elisabeth-Brücke die Ehre. Der Berliner Dramatiker Oscar Blumenthal nannte die Esplanade einst einen „großstädtischen Boulevard, der quer durch das lieblichste Alpental läuft“.
Man könnte die Esplanade die Allee des Wiedersehens nennen, da man hier alle jene wiederzufinden pflegt, denen man zu Hause auf das sorgfältigste ausgewichen ist.Daniel Spitzer um 1900, Feuilletonist der „Neuen Freien Presse“
Kaiserliche Schlössl und Villen
Kaiserin Sisi dürfte der Trubel manchmal zu viel geworden sein: Zum Malen und Schreiben zog sie sich gerne auf den Jainzen (814 m) zurück. 1860 ließ ihr Gemahl Franz Joseph das Marmorschlössl, ein Cottage im Tudorstil aus Untersberger Marmor, für sie errichten.
Zuvor residierte man in der 1834 erbauten Kaiservilla – der Sommerresidenz von Kaiser Franz Joseph und Sisi, die sich mit ihrer Fassade in Schönbrunner Gelb so schön vor der Naturkulisse des Rettenbachtals erhebt.
Mitten im Zentrum der Kaiserstadt steht in klassizistischer Eleganz die Trinkhalle. Einem griechischen Tempel nachempfunden und 1831 als Solebadeanstalt eröffnet, finden hier heute Ausstellungen und Konzerte statt.
Alte Komponisten, Hausberge und majestätische Ausblicke
Im kleinen, feinen Kurpark steht das alte Kurhaus. Nach einem Brand wurde es fast identisch wieder aufgebaut und dient jetzt als Kongress- und Theaterhaus. Ein Messerschmied mit Sinn für feine Formen erbaute einst die Villa Vielweib, in der der Komponist Oscar Straus (1970 – 1954) und seine Gattin Clara ihre letzten Lebensjahre verbrachten.
Und auch der Komponist Franz Lehár verbrachte hier bis zu seinem Tod 1948 viele schöne Sommer. Hinter der Lehár-Villa erhebt sich die Katrin, der Hausberg der Ischler. Gemächlich gondelt man mit der etwas altmodischen Seilbahn aus den 1950er Jahren hinauf.
Oder man macht sich zu Fuß vom Traunufer auf den Siriuskogl, den Ischler Stadtberg, auf. Nach etwa zwanzig Minuten durch den Wald begegnet man wieder einmal dem Kaiser – diesmal in Form der hölzernen Kaiser Franz Josefs Warte, die dann auch mit einem majestätischen Blick auf die Bergwelt des Salzkammerguts aufwartet: Vom Dachsteinmassiv über den Schafberg, den Gamskogel und die Katrin bis ins Höllengebirge.
Auf zum Zauner
Spätestens nach dieser Wanderung hat man sich eine Stärkung verdient. Während Salz den Grundstein für Ischls florierenden Kurbetrieb legte, versüßte der Zucker, nicht minder wertvoll, den Kurgästen das gesunde Leben. Und das natürlich beim Platzhirschen in Sachen köstliche Mehlspeisen: Beim ehemaligen k. u. k. Hoflieferant & Hofzuckerbäcker Zauer kann man sich entweder in der Konditorei oder im Grand Café durch die frischen Mehlspeisen kosten: Von der Malakofftorte über Äpfel im Schlafrock und Powidltascherl bis zum Sisi-Parfait. In der einladenden Vitrine im Hauptgeschäft des Café Zauner in der Pfarrgasse bestaunt man die farbenfrohen Köstlichkeiten, denn natürlich ißt das Auge mit. Der Seniorchef und Zuckerbäcker Josef Zauner legt in der großen Backstube immer noch selbst Hand an, geführt wird die k. u. k. Zuckerbäckerei mittlerweile von Juniorchef Philipp Zauner.
Ein Rezept zu verraten ist immer ein Zeichen größten Vertrauens. Insbesondere wenn es sich um ein über Generationen hinweg überliefertes Familienrezept handelt.Philipp Zauner
Noch mehr süße Nostalgie
Der Band „Der süße Zauner“ versammelt viele weitere Geschichten und Rezepte aus der Ischler Sommerfrische, in der bekannte Künstler, Literaten und Komponisten in Bad Ischl zu Gast waren. In seiner Hommage an Gugelhupf, Kaiser, die Schratt und den Zauner lässt Alferd Komarek diese kulturelle und gesellschaftliche Blütezeit, eng verwoben mit der Entstehungsgeschichte der Kondotorei Zauner, wieder aufleben.
Zur Lektüre empfehlen wir, eines der 21 Rezepte von Josef Zauner für Kaffee und Dessert auszuprobieren. Wie wäre es zum Beispiel mit dem legendären Schratt-Gugelhupf? Das Originalrezept von Katharina Schratt, die diesen Gugelhupf einst jeden Morgen dem Kaiser serviert hat, finden Sie hier.
Josef Zauner/Alfred Komarek
Der süße Zauner
Geschichten und Rezepte aus der Ischler Sommerfrische
Servus Verlag
Format: 170 x 235 mm, ca. 144 Seiten
Über die Autoren
Josef Zauner
Josef Zauner, 1948 in Tamsweg/Lungau als Ferner geboren, absolvierte seine Zuckerbäckerlehre beim Zauner in Bad Ischl. Er wurde 1987 von Hildegard Zauner, der Erbin der Dynastie, adoptiert. Er führte die Tradition und das Zauner-Vermächtnis weiter und übernahm die Firmenleitung, die er bis heute innehat. Der Konditormeister wurde als TV-Koch in Bayern und Österreich bekannt, ist Autor von Kochbüchern und Gastprofessor am Japan Cake-and-Confiserie-College. Er ist einer der bekanntesten Zuckerbäcker – auf diese Berufsbezeichnung legt er großen Wert.
Alfred Komarek (1945-2024)
Alfred Komarek schrieb zahlreiche Romane und TV-Drehbücher und war als Moderator bei Servus TV tätig (u.a. als „LiteraTOUR“). Der gebürtige Ausseer kannte die Eigenheiten des Salzkammerguts und seiner Bewohner aus erster Hand.
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