Blumiges Almen-Wahrzeichen: die Alpenrose
Die blühenden Buschen der Alpenrose tauchen ganze Almen in loderndes Pink. Was die zähe Hochalpenblume mit Liebe, Blitz und Donner zu tun hat, erzählen uralte Legenden.
Für die einen ist sie ein Unterpfand der Liebe, für die anderen ein unsägliches Unkraut, das mit seinem wuchernden Gestrüpp jede ordentliche Almbeweidung hintertreibt. Darum haben sie die Bauern im Salzburgischen wohl auch als „Schinderblüh“ verflucht – weil sich so schinden muss, wer seine Hochgebirgsweiden von den robusten, immergrünen Alpenrosen-Büschen freihalten will.
Wenn sie aber blühen, vor allem im Juni und Juli, hoch oben zwischen 1.400 und 2.500 Meter Höhe, kann sich ein paar Sommerwochen lang niemand ihrer Schönheit entziehen. Dann bedecken sie oft riesige Flächen mit einem Rausch in Pink, Rosa und Karminrot, ihre kleinen, waagrecht abstehenden Glockenblüten, die in dichten Büscheln an den Astenden zusammensitzen, leuchten wie angestrahlt.
Und schon treten die Poeten auf den Plan und lobpreisen den himmlischen Anblick: Alpenrose, dornenlose!/Wie Musik aus Himmelssphären/Tönt dein Name, Alpenrose!, heißt es bei Ludwig Ißleib. Auch Novalis, der große Dichter der Romantik, sieht die geduckten Blütensträucher im Bunde mit dem Göttlichen, wenn es in seinem Zweizeiler Die Alpenrose heißt:
Selten haftet auf Höhn ein Funken himmlischen Lebens,/Aber, als Königin, blüht dann auch die Rose des Bergs.
Herkunft und Arten der Alpenrose
Eine Rose ist sie zwar nicht, die Alpenrose, aber sie gehört zur Gattung der Rhododendren, was sich von griechisch rhódon, die Rose, und déndron, der Baum, ableitet. Auch die Altvorderen können sich ja einmal irren! Und zu Recht fühlten sie sich von der Blütenfarbe an Rosen erinnert.
Zwei Arten sind es, die bei uns im Alpenraum heimisch sind: Rhododendron hirsutum, die Bewimperte Alpenrose, die die basischen Kalkböden der Südalpen liebt und deren Blätter am Rand leicht behaart sind; und Rhododendron ferrugineum, die Rostblättrige Alpenrose, die in den Zentralalpen bei weitem vorherrscht. Die Unterseite ihrer – haarlosen – Blätter ist rostbraun, sie ist noch robuster und wächst auf sauren Böden.
In der Ökologie gelten die Rostblättrige und die Bewimperte Alpenrose als klassisches Beispiel für die sogenannte Vikarianz. Soll heißen: Sie sind sich zum Verwechseln ähnlich und sehr nah verwandt, aber wo die eine lebt, kommt die andere nicht vor und umgekehrt.
Der Volksmund und die Alpenrose
So wie das Edelweiß holten verliebte Burschen oft von hoch droben auf dem Berg ein Zweigerl blühende Alpenrose für ihre Angebetete. Doch aufgepasst! Der Volksglaube mahnt, dass man so einen Zweig besser schnell wegwirft, wenn im Gebirge ein Gewitter aufzieht, denn wer dann eine „Dunner-“ oder „Donnerrose“ bei sich trägt, läuft Gefahr, vom Blitz getroffen zu werden. Umgekehrt soll ein an den First des Bauernhauses genageltes Sträußerl Dunnerrose vor ebendiesem Blitzschlag schützen.
Der häufigste Volksname der Alpenrose ist allerdings Almrausch. Der Wortteil „Rausch“ hat jedoch nichts mit dem angeblich so ausgelassenen Treiben auf den sommerlichen Almen zu tun, wo es sprichwörtlich ja „koa Sünd“ gibt und es ausgerechnet zur Blütezeit des Almrauschs hoch hergehen soll, wie es auch der folgende Blödelreim andeutet: Hängt im Baum die Lederhose, ist verblüht die Alpenrose.
Nein, Rausch ist eine alte Bezeichnung für niedriges Gestrüpp. Der Almrausch teilt sie sich mit anderen Heidekrautgewächsen wie der Preiselbeere oder der Bärentraube, die in manchen Alpengegenden des Tirolerischen oder des Schweizerischen ebenfalls Rausch genannt werden.
Alpenrose (Rhododendron hirsutum (Bewimperte Alpenrose), Rhododendron ferrugineum (Rostblättrige Alpenrose))
Volksnamen: Alm(en)rausch, Almrose, Steinrose, Donner- oder Dunnerrose, Bergrose, Almbuchs, Schinderblüh
Familie: Heidekrautgewächse (Ericaceae)
Gattung: Rhododendron
Blütezeit: Alpenrosen blühen von Ende Mai bis in den August hinein. Hauptblütezeit ist Juni.
Standort: Die Bewimperte Alpenrose wächst nur auf kalkigem, basischem Untergrund, vor allem in den Nördlichen und Südlichen Kalkalpen. Die Rostblättrige Alpenrose ist besonders auf sauren Böden des zentralalpinen Raums verbreitet. Kalkuntergründe meidet sie. Man findet sie auch in den Pyrenäen und Karpaten, im Jura oder auf dem Balkan.
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