Was sind Weihnachtsäpfel?
Der Dezember ist die Zeit der kleinen Nikolo- und Weihnachtsäpfel. Die saftigen Früchte sind im Lauf der Geschichte vom himmlischen Paradies bis auf unsere Christbäume gereist.
Äpfel und Weihnachten gehören seit vielen Jahrhunderten zusammen. Das älteste kultivierte Obst spielt bei vielen Bräuchen rund um das Fest der Geburt Christi eine wichtige Rolle: Sein Kerngehäuse diente als Orakel, die Kerne selbst wurden rituell eingepflanzt. Der Apfel war die Frucht des Lebens, aber nicht nur.
In den kirchlichen Paradiesspielen, die seit dem Mittelalter am Heiligen Abend aufgeführt wurden und den bis heute üblichen Hirten- und Krippenspielen vorausgingen, galt ein grüner Baum, der mit Äpfeln und Oblaten geschmückt war, als Baum der Erkenntnis. Er symbolisierte für ein damals großteils ungebildetes Publikum die Entstehung von Erbsünde und Höllenfeuer sowie die Vertreibung aus dem Paradies.
Die Früchte, die diese Paradiesbäume des Mittelalters und der Renaissance schmückten, hießen „Paradiesäpfel“ oder „Evas Äpfel“, weil ja der 24. Dezember der Namenstag von Adam und Eva ist.
Ebenfalls seit dem Mittelalter wurden Äpfel gemeinsam mit Lebkuchen, Brot und Nüssen in der Adventzeit an Klosterschüler, Kirchendiener und arme Leute verschenkt. Naturalspenden wie diese setzten sich aus dem zusammen, was in der Jahreszeit eben verfügbar war.
Im Lauf der Zeit löste sich der mit Äpfeln geschmückte Baum aus dem kirchlichen Zusammenhang der Paradiesspiele und fand zunächst seinen Weg zu den Weihnachtsfeiern von Handwerksgilden. So entstanden schließlich die aufgeputzten Christbäume, deren Schmuck zunächst vor allem aus Äpfeln bestand.
Wissenswertes über den Weihnachtsapfel
Ein kleiner Trick, damit die roten Äpfel am Christbaum besonders schön glänzen: vorm Aufhängen mit einer Speckschwarte einreiben und mit einem Tuch polieren.
Auch das Einreiben mit Bienenwachs eignet sich, um die Weihnachtsäpfel zum Glänzen zu bringen.
Wenn man ganz sichergehen will, dass die Äpfel bis Weihnachten nicht verschrumpeln: Man gibt sie in einen Gefrierbeutel, verschließt diesen fest und legt die Früchte im Beutel in den kühlen Keller.
Wertvolle Schale
Anthocyane heißen die Pflanzenfarbstoffe, denen die roten Äpfel ihre Farbe verdanken. Sie gehören zu den Flavonoiden, jener Gruppe von Pflanzenstoffen, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken. So haben sie antioxidative Wirkung und binden freie Radikale. Eine gesunde Ernährung mit Lebensmitteln, die diese Eigenschaften haben, gilt als wirksame Vorbeugung gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zudem sollen sie entzündungshemmend und gefäßschützend wirken.
Äpfel für den Rohgenuss deshalb nie schälen, denn die Flavonoide sind in der Schale konzentriert.
Der Nikolo bringt alte Sorten
In ihrem „Deutschen Wörterbuch“ beschreiben die Brüder Grimm den Christbaumapfel so: Weihnachtsapfel, kleine, späte, rotbackige Apfelsorte, an den Christbaum gehängt und den Kindern beschert. Natürlich hat aber auch der heilige Nikolaus, der am 6. Dezember gefeiert wird, den Apfel mit in seinem Gepäck.
Aus rein weltlicher Sicht haben die kleinen roten Apfelsorten ebenfalls einige Eigenschaften, die sie zu klassischen Weihnachts- oder Nikolausäpfeln bestimmen. Sie halten sich bis Weihnachten und dar über hinaus; sie sind nicht zu groß, glattschalig, haben einen recht langen Stiel und leuchten in sattem Rot oder Rotgelb.
„Sehr häufig handelt es sich bei diesen Äpfeln um traditionelle, regionale Sorten, die man heute noch auf Streuobstwiesen findet. Es gibt einige davon, die man unter dem Begriff Christbaum, Weihnachts- oder Krampusapfel zusammenfassen kann“, sagt Bernd Kajtna, Obstexperte der „Arche Noah“, der Gesellschaft zur Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt, in Schiltern (Niederösterreich).
Zu den beliebtesten österreichischen Sorten gehört der Ilzer Rosenapfel aus der Steiermark, der aber auch im Burgenland verbreitet ist. Er ist klein, leicht, sehr schön rot gefärbt und hat weißes Fruchtfleisch mit rosa „Wolken“.
„Auf den Wiener Märkten wird er im Advent auch als Weinler, Ilzer Weinler oder Krampusapfel angeboten“, erzählt Bernd Kajtna.
Auch der Rote von Simonffi, am häufigsten im Weinviertel zu finden, kommt ins Nikolaussackerl oder auf den Christbaum. Er ist dunkelrot, mit glatter, glänzender Schale und bis zum nächsten Frühjahr haltbar. Sein Geschmack ist süß-säuerlich, der Duft erinnert ein wenig an Rosen.
Dass man all diese späten Dezemberäpfel nicht nur roh essen, sondern ebenso gut mit Preiselbeermarmelade gefüllt als Bratäpfel oder für einen Strudel verwenden kann, versteht sich von selbst.
Rote Sternrenette
Die Rote Sternrenette ist ein Beispiel für einen kleinen roten Winterapfel, der traditionell als Weihnachts- und Nikolausapfel verwendet wird.
Art: Kulturapfel (Malus domestica)
Standort: Die Rote Sternrenette ist ein typischer Streuobstwiesen-Apfelbaum.
Sie schätzt ausreichend feuchte Böden und wächst auch in rauen Lagen ausgezeichnet.
Früchte: Die Früchte sind klein, rot und duftend. Das Fruchtfleisch ist gelblich-weiß und oft rötlich gefärbt, der Geschmack der mittelsaftigen Früchte ist angenehm süßlich-sauer und aromatisch.
Ernte: Die Früchte sind Anfang Oktober reif zum Pflücken, können auch sofort – ohne vorherige Lagerung – gegessen werden und halten bis in den Jänner.
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