Die Magie der Zaubernuss
Die Zaubernuss blüht erst bei Frost so richtig auf. Ihre bizarren Blüten kündigen schon zu Jahresbeginn an, dass das Frühjahr nicht mehr allzu weit sein kann.
Zauberhaft ist nicht nur ihr Name. Die Zaubernuss ist in ihrer Gesamtheit eine ganz besondere Pflanze. Und man kann durchaus auf die Idee kommen, dass dieser edle, langsam wachsende Strauch mit der Welt des Übersinnlichen in Verbindung stehen muss, wenn er mitten im eisigen Hochwinter, rund um die Jahreswende, seine ersten Blüten sehen lässt.
Wie zerknitterte Fähnchen sitzen die Blüten in den Blattachseln und sehen aus, als wären sie aufwendig zu vielen feinen, dünnen Papierstreifchen geschnitten worden.
Keine Chance für Väterchen Frost
Ihr Gelb leuchtet warm und sonnig. Je näher man zur Blütenbasis kommt, desto mehr geht der Farbton in ein warmes Rot über. Bis zu Temperaturen von minus zehn Grad sind die duftenden Zaubernussblüten frostfest. Ist es besonders eisig, kringeln sie sich ein wenig ein; wird es wieder etwas wärmer, entfalten sie sich aufs Neue.
Lange Kälteperioden machen ihnen nichts aus – im Gegenteil: Sie verlängern nur ihre Blütezeit.
Die vier Wildarten umfassende Gattung der Zaubernussgewächse hat ihre Heimat an den Waldrändern und Flussufern der Gebirge Ostasiens und Nordamerikas. Von dort gelangten sie im 18. und 19. Jahrhundert auch nach Europa, wo sie wegen ihrer eigenwilligen spinnenförmigen Blüten und der berauschenden Herbstfärbung ihrer Blätter bald ein häufiger Anblick in Gärten und Parks wurden.
Zuchtsorten gibt es inzwischen viele – am schönsten sind und bleiben aber die gelb blühenden. Doch auch die, deren Blüten in Rot und Rostrot lodern, haben ihren eigenen, wenn auch nicht ganz so auffallenden Reiz.
Die Zaubernuss als Wünschelrute
Im englischsprachigen Raum heißt die Zaubernuss „witch hazel“ (Hexenhaselnuss). Das mag mit einer erstaunlichen Eigenschaft ihrer holzigen Samenkapseln zu tun haben. Diese ähneln Haselnüssen, werden genau nach einem Jahr, zu Beginn der nächsten Blütezeit reif, platzen mit einem Knall auf und schleudern ihre schwarzen Samen bis zu 10 Meter weit weg.
Das tut vor allem die Virginische Zaubernuss (Hamamelis virginiana) – eine der zwei Wildarten aus dem nordamerikanischen Osten –, die für die Ureinwohner große Bedeutung hatte. Sie verwendeten Astgabeln der Zaubernuss als Wünschelruten und spürten so Wasseradern auf. Auch um die Heilkraft von Rinde und Blättern bei Hauterkrankungen wussten sie und um die Wirkung gegen Durchfall. Die robusten Jungpflanzen der Virginischen Zaubernuss sind es meist auch, auf die moderne Gartensorten zur Veredelung und Vermehrung aufgepfropft werden.
Was die Schönheit der Blüten angeht, erwiesen sich allerdings die asiatischen Wildarten – die Japanische (H. japonica) und die Chinesische Zaubernuss (H. mollis) – als weitaus ergiebiger für moderne Zaubernuss-Züchtungen: Ihre Blüten sind größer, sie blühen länger und gehen schon im Winter auf. So kommt es, dass die meisten Zaubernuss-Sträucher, die man in heimischen Gärten sieht, aus Kreuzungen zwischen Japanischer und Chinesischer Zaubernuss hervorgegangen sind.
Die Leuchtkraft der schönen Sandra
Gefällt es einer Zaubernuss an ihrem Standort, blüht sie mit jedem Jahr üppiger. Zudem wird sie auch immer frostfester.
Die drei, vier Meter hohen Sträucher wachsen kaum mehr als 20 bis 30 Zentimeter pro Jahr. Ihr Wuchs ist ausladend und pittoresk, vor allem, wenn die Blüten im Winter an den blattlosen Ästen stehen. Wenn man sie lässt, bilden sie im Lauf der Jahre schöne Kronen.
Im Herbst rüsten sich ihre breiten, eiförmigen Blätter zu dem zweiten großen Auftritt, den die Zaubernuss im Jahreskreislauf zu bieten hat. Je nach Sorte verfärbt sich das Laub in goldenen Gelb- oder verschiedenen Rottönen, in die sich manchmal auch Orange oder Braun mischen.
Als ganz besondere Herbstschönheit gilt die Sorte „Sandra“ der Frühlingszaubernuss (H. vernalis). Ihr purpurnes Laub leuchtet im Herbst in spektakulärem Gelb, Orange, Rot und Purpur.
Heilende Hilfe
Die herbstblühende Virginische Zaubernuss ist eine viel genutzte Heilpflanze. Die traditionelle indianische Medizin Nordamerikas wusste ebenso um ihre Heilkraft, wie es heute Homöopathie und Kosmetik tun.
Für Rasier- und Gesichtswässer, Deos und Cremen erweisen sich die beruhigenden, entzündungshemmenden Stoffe aus Rinde und Blättern der Zaubernuss als nützlich.
Die Homöopathie setzt sie bei Blutungen ebenso ein wie bei Venenleiden.
Bei Ekzemen und anderen Hautleiden helfen Hamamelis-Cremen oder Umschläge.
Tee aus Rinde oder Blättern hilft bei leichten Durchfällen. Für einen solchen Tee übergießt man 1–2 TL geschnittene, getrocknete Hamamelisblätter oder Rinde aus der Apotheke mit einer Tasse kochendem Wasser und lässt den Tee zehn Minuten ziehen. Danach abseihen. Anwendbar als Tee gegen Durchfall, in Form eines teegetränkten Umschlags auch bei Hautentzündungen und Ekzemen hilfreich.
Gut zu wissen
Zaubernuss-Sträucher pflanzt man am besten vor einem dunklen Hintergrund – etwa vor einer Schuppenwand aus Holz oder vor einer Hecke mit dunklem, immergrünem Laub. So können ihre filigranen Blütenblättchen optimal zur Geltung kommen.
Es kann manchmal ein bisschen dauern, bis frisch gepflanzte Zaubernuss-Sträucher mit dem Blühen beginnen. Oft haben sie sich erst nach zwei,
drei Jahren an ihren Standort gewöhnt und bequemen sich zu einer üppigeren Blütenpracht.Die Sorte Hamamelis × intermedia „Pallida“ mit ihren großen schwefelgelben Blüten gilt gemeinhin als die am frühesten blühende Zaubernuss. In milden Regionen blüht sie manchmal sogar schon um die Weihnachtszeit.
Zaubernuss (Hamamelis)
Familie: Zaubernussgewächse (Hamamelidaceae). Es gibt vier Wildarten: die herbstblühende Virginische Zaubernuss (H. virginiana), die Frühlingszaubernuss (H. vernalis), die Japanische (H. japonica) sowie die chinesische Zaubernuss (H. mollis).
Standort: Sonnig und geschützt; humusreicher, durchlässiger Boden, sollte nie austrocknen.
Pflege: möglichst nie bis selten zurückschneiden, bilden von Natur aus eine regelmäßige Krone.
Pflanzung & Vermehrung: am besten im Herbst pflanzen; Vermehrung durch Stecklinge.
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