Zu Besuch bei Bella Bayer-Lueger & Karl Lueger im steirischen Hartberg
Die Oststeiermark ist ja immer eine Reise wert, doch dieser Ausflug im April bleibt unvergessen. In Hartberg, das sich mit dem Beinamen „Sonnenstadt“ schmückt, blüht es im Frühling an allen Ecken und Enden. Doch auf einem Hügel über dem Ort scheint die Natur noch ein Schäuferl nachzulegen.
Eine schmale Straße schlängelt sich den Berg hoch, von hohen Sträuchern begrenzt, die dann plötzlich zurückweichen und den Blick auf einen von Blüten übersäten Garten freigeben, der gleichzeitig exotisch und anheimelnd wirkt. Blühende Gehölze, wohin das Auge schaut: rosa Mandelbäume, weiße Felsenbirnen, ein Judasbaum in aufregendem Pink und eine Vielzahl von Magnolien, deren Blüten in Rosa, Pink, Hellgelb und Weiß wie kleine Paradiesvögel auf den noch kahlen Ästen sitzen. Sie alle verwandeln die leicht abfallende Gartenlandschaft in ein beeindruckendes Blütenmeer.
In der Schweiz fing alles an
Von einem großen schweifwedelnden Hund begleitet, nähert sich ein Paar aus dem unteren Teil des Gartens. Sie – passend zu den vielen Magnolien – in pinkfarbener Hose, er weißbärtig, beide Harmonie und pure Zufriedenheit ausstrahlend.
Der Garten von Bella Bayer-Lueger und Karl Lueger ist rund ums Jahr ein begehrtes Ziel für Besucher, aber jetzt im Frühling ist es hier einfach atemberaubend. „Wir haben es zu jeder Jahreszeit schön, aber mit dieser großen, fast kindlichen Freude ist nur der Frühling verbunden“, sind sich Bella und Karl einig.
Seinen Ursprung hat der Hartberger Magnolienzauber in einer Reise ins Schweizer Tessin vor 13 Jahren. Damals zeigte Karl Lueger seiner Frau Bella, einer Gartenarchitektin, einen seiner Lieblingsplätze am Lago Maggiore, den Parco botanico del Gambarogno. „Ein wahrhaftiges Paradies hat sich mir dort erschlossen“, erzählt Bella Bayer-Lueger mit vor Begeisterung rosigen Wangen, „die schneebedeckten Berge, davor der blühende Magnoliengarten und darunter der Lago Maggiore – es war einfach unglaublich schön!“
Die Großmutter des Gartens
Die meisten der in etwa 45 Magnolien, die heute im fast schon mediterranen Klima von Hartberg blühen und gedeihen, stammen aus diesem botanischen Garten. Nur eine nicht, die gab es bereits, als Bella und Karl vor 14 Jahren hierherzogen und auf dem verwilderten Grundstück Stück für Stück ihr ganz persönliches Gartenparadies gestalteten. Neben einem Hainbuchenkreis, einigen Birken, Haselsträuchern und betagten Fliederbüschen wuchs in dem alten Garten auch eine mehrstämmige, hundertjährige hellrosa blühende Tulpenmagnolie.
In ihre unmittelbare Nähe wurde das Wohnhaus gebaut, so zieht im Frühling der Blütenduft auch durch die Räume. Zu Füßen dieser beeindruckenden „Großmutter des Gartens“ wächst ein dichter Frühlingsteppich aus verschiedenen Lenzrosen, der den Eindruck eines Zaubergartens noch verstärkt.
„ALLEIN DAS GEFÜHL! SCHUHE WEG, SOCKEN AUSZIEHEN UND BARFUSS DURCH DEN GARTEN SPAZIEREN. DAS IST FÜR MICH DER FRÜHLING.“
Und wie sich im Garten alles findet, was zusammenpasst, so fanden sich auch Bella und Karl: Die Gartengestalterin buchte bei Karl Lueger, der als „Nomade auf Zeit“ Reisen veranstaltet, eine Wüstentour. Dort entpuppte sich der Nomade zu ihrer Überraschung als Kollege – denn Karl ist nicht nur Fotograf, Erlebnispädagoge und Karawanenführer, sondern auch Gärtner.
Der Rest ist Geschichte. Die beiden wurden ein Ehepaar und schufen in Hartberg, Bellas Heimatort, einen der schönsten Gärten des Landes.
„Um unsere Begeisterung mit anderen teilen zu können, haben wir 2001 den Garten erstmals an einem Wochenende für Besucher geöffnet“, erzählt Bella. Heute ist einmal im Monat Tag der offenen Tür, und im Sommer laden die beiden zu „Garten + Kunst“ mit Führungen, Fachvorträgen, Lesungen und Konzerten.
Land der dreitausend Taglilien
Denn für das nicht nur gärtnerisch kreative Paar gehören Kunst und Garten zusammen. So finden sich überall im Garten Skulpturen von bekannten Künstlern.
Als sich vor ein paar Jahren die Gelegenheit ergab, ein tiefer gelegenes Nachbargrundstück zu erwerben, gestaltete Bella dort einen Senkgarten, der zum Kunstgarten wurde, in dem im Sommer dreitausend verschiedene Taglilien (Hermerocallis) blühen. Eine edelgerostete Eisenplattform im oberen Teil bietet einen atemberaubenden Blick auf die Kunstwerke und die verschiedenfarbigen Lilien.
Doch jetzt hat der Frühling das Sagen. Neben den hohen Gehölzen blühen japanische Zierquitten, verschiedene Blumenhartriegel und Zierkirschen in Rosa- tönen. In den schattig gelegenen Staudenbeeten recken die sortenreichen Funkien ihre zartgrünen Stanitzeln aus der Erde, dazwischen wachsen Duftveilchen, zauberhafte Elfenblumen und zarte Hundszahnlilien.
Im oberen Gartenteil hat Bella im April bereits Gemüse in ihre Hochbeete gesetzt: Kohlrabi, Salate, Brokkoli und Petersilie dürfen bereits ins Freie. Die Paradeiser- und Chilisetzlinge müssen sich wegen der kalten Nächte noch etwas gedulden.
Auch Erbsen und Bohnen stehen auf Bellas Aussaatliste, denn bei aller Blütenpracht und Schönheit findet Bella: „Ohne Gemüse ist es für mich kein Garten.“
Bella Bayers Gartenempfehlung
Bäume sind natürliche Klimaanlagen, spenden Schatten und sorgen für gute, feuchte Luft. Ein Baumriese kann 400 Liter Wasser am Tag verdunsten. Doch Vorsicht bei der Auswahl: Oft werden Bäume ausgesucht, die sich im Lauf der Jahre als viel zu groß erweisen, dann zusammengestutzt werden und statt ihrer schönen natürlichen Wuchsform traurige Verkrüppelungen zeigen.
Für kleine Gärten gibt es viele nicht ausladende Bäume mit schöner Frühlingsblüte, wie etwa die Japanische Zierkirsche oder die Weidenblättrige Birne.
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