Die Glasperlenkünstlerin aus Wiener Neustadt
Sie strahlen in den schönsten Farben, funkeln im Licht, setzen spannende Kontraste zur Umgebung und sind mit viel Liebe, Geduld und Muße handgefertigt: die Glasperlen von Eva Goll-Volpini aus Wiener Neustadt.
Die Flamme des Bunsenbrenners züngelt um den dünnen Eisenstab, den Eva Goll-Volpini in der linken Hand hält und immer wieder ein wenig dreht. In der rechten Hand hält sie einen dünnen Stab Muranoglas, der in der Hitze schmilzt, und mit dem sie nach und nach dünne Glasfäden und Tupfen aufbringt. Bei jeder Drehung sieht man ein wenig mehr, wie sich eine kleine Perle bildet. Die Glasperlenkünstlerin aus Wiener Neustadt ist eine der wenigen, die dieses jahrtausendealte Handwerk noch beherrscht.
Wie kommt man eigentlich auf die Idee, Glasperlen herzustellen? „Ich habe mich schon immer sehr für Muranoglas interessiert und bin dann bei meiner Recherche auf eine ungarische Glasperlenkünstlerin gestoßen, die Kurse angeboten hat“, erzählt Eva Goll-Volpini. „Mein Mann hat mir damals zum Geburtstag einen Wochenendkurs geschenkt.“ Etwa eineinhalb Jahre und viele Übungsstunden später war die bekennende Perfektionistin mit ihren transparenten Werken zufrieden. „Die ersten Glasperlen haben ausgeschaut wie kleine Erdapferl“, erinnert sich die 62-jährige lachend. Davon kann heute keine Rede mehr sein. Ihre Perlen sind ein wahrer Genuss für die Augen, erstrahlen in den unterschiedlichsten Mustern und erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Inzwischen hat sich Eva Goll-Volpini daheim längst ein Atelier eingerichtet, bietet ihren Schmuck auf Kunsthandwerksmärkten und in ihrem Webshop an und nimmt an Ausstellungen teil.
Bis zu einer Dreiviertelstunde dauert es, um eine Perle anzufertigen. Die Kunsthandwerkerin beherrscht auch die komplizierte Artischockentechnik, durch die in vielen Schichten wunderschöne Muster entstehen. „Ich war dafür in England bei einer Glasperlenkünstlerin, die diese Technik erfunden hat“, erzählt sie. „Und nach monatelanger Vorbereitung war es ein wirklich erhebendes Gefühl, die erste eigene Perle in der Hand zu halten.“ Und so funktioniert die Technik: Eva Goll-Volpini stellt zunächst eine Grundperle aus Klarglas her, auf die sie eine Vielzahl Tupfen aufsetzt. Diese werden mit einer anderen Glasfarbe überdeckt und langsam eingeschmolzen. Es folgt wieder eine Schicht Klarglas, die für einen Lupeneffekt sorgt. Die Pünktchen verziehen sich langsam zu Blütenblättern. Alles wird wieder eingeschmolzen und die zweite Reihe Pünktchen wird leicht versetzt aufgebracht. So wächst die Perle Reihe für Reihe zu einem kleinen Kunstwerk heran.
„Die Strahlkraft von Muranoglas ist besonders schön“, weiß Eva Goll-Volpini. Über die verschiedenen Farben führt sie genauestens Buch. So weiß sie auch später noch, welche Glasstäbe sie für welche Perle verwendet hat und kann bei Bedarf – falls einer Kundin eine Perle bei einem Sturz zerbricht – eine neue anfertigen. Das kommt aber eher selten vor, denn durch das sanfte Abkühlen der kleinen Kunstwerke in einem speziellen Ofen werden sie besonders robust. Die Künstlerin erklärt: „Das Glas ist ein dankbares, gutmütiges Material, das nicht zerkratzt.“ Und sollte es doch einmal vorkommen, bietet sie ihren Kundinnen auch ein Polier-Service an. Im Grunde sind ihre Schmuckstücke also für die Ewigkeit gemacht und können von Generation zu Generation vererbt werden.
Sonderwünsche fertigt Eva Goll-Volpini auf Nachfrage ebenfalls an. Von der Kette, die zum Lieblingspulli passt, bis zur gläsernen Deko für die Hochzeitstafel war bei ihr schon so einiges dabei. Am liebsten fertigt sie aber nach eigenen Ideen, denn da kann sie „ihrer Kreativität am besten freien Lauf lassen.“ Die Glasperlenkunst ist zu ihrer Leidenschaft geworden, die nach wie vor mit Begeisterung ausübt.
Glasperlenkunst Eva Goll-Volpini
+43 664 240 63 86
www.glasperlenkunst.at