9 goldene Regeln fürs Vogelfüttern
Ob Meise, Amsel, Rotkehlchen oder Zaunkönig – in der kalten Jahreszeit brauchen unsere gefiederten Freunde Unterstützung, um zu überleben.
Soll man Vögel im Winter füttern? Viele sind der Meinung, dass unsere gefiederten Freunde auch in der kalten Jahreszeit genug Futter finden, sofern die Schneedecke nicht geschlossen ist. Doch das stimmt nicht. Zumindest stimmt es nicht mehr.
Durch intensive landwirtschaftliche Nutzung, manikürte Gärten und immer weniger naturbelassene Flächen fehlen Wildvögeln natürliche Nahrungsquellen und Nistplätze. Zufütterung ist daher längst keine Glaubensfrage mehr, sondern ein wesentlicher Beitrag zum Erhalt und Wiederaufbau der Artenvielfalt. Ganz abgesehen davon ist das Beobachten des Treibens rund ums Vogelhäuschen der beste Naturkundeunterricht.
1. Vom richtigen Zeitpunkt
Ein meisengroßer Vogel verliert in nur einer Winternacht rund zehn Prozent seines Körpergewichts. Er verbrennt Energie, um Stoffwechsel und Körpertemperatur aufrechtzuerhalten. Will er überleben, muss dieser Verlust binnen Stunden ausgeglichen werden. Und das schafft der Vogel nur, wenn er schon frühmorgens hochwertige Nahrung findet.
Kennt er jedoch keine Futterstelle in der Nähe oder hat er das Vertrauen in sie verloren, weil dort nicht täglich Körner warten, verbringt er lange Zeit mit energieraubendem Suchen. Am besten gewöhnt man die Vögel deshalb schon im Spätsommer an das Futterhäuschen. Wer das versäumt hat, kann aber auch jetzt noch mit dem Füttern anfangen.
Nur eines darf man keinesfalls tun: mit der Fütterung aussetzen, weil etwa Tauwetter herrscht oder man auf Urlaub geht. Das bringt die Tiere in Lebensgefahr.
2. Die Futterstelle
Optimal ist eine Kombination aus Vogelhaus, säulenartigen Futtersilos und Erdnussspendern mit Außengitter sowie Fettknödeln. Außerdem sollte man – sofern ausreichend Platz vorhanden ist – auch Bodenfütterung anbieten, weil viele Vogelarten, wie etwa Lerchen, ihre Nahrung nur am Grund aufnehmen.
3. Das braucht ein (mäusefreies) Vogelhaus
Beim Kauf oder beim Zimmern eines Vogelhäuschens gilt es folgende Punkte zu beachten: Damit die Vögel sich nicht in die Quere kommen, sollte die Grundfläche mindestens einen Viertelquadratmeter messen. Um die Körner vor Schnee und Regen und damit Schimmelbildung zu schützen, muss das Dach ausreichend weit überstehen. Im zentralen Bereich ist ein Abstand von mehr als 30 Zentimetern zwischen Dach und Futterbrett ideal, dann trauen sich auch zögerliche Vögel hinein.
Frei stehende Häuschen bringt man ca. eineinhalb Meter über dem Boden an, am besten auf einem glatten Metallrohr, damit Mäuse nicht hinaufklettern können.
4. Für jeden Geschmack etwas anbieten
Selbst wenn zur Futterstelle nur Grünling, Amsel, Rotkehlchen, Kohl- und Blaumeise kommen – jede Vogelart hat andere Nahrungsbedürfnisse. Daher setzt man für die Körnerfresser am besten auf Streufutter mit einem hohen Anteil an Sonnenblumenkernen, Erdnüssen, Hanf und Getreide. Weiters sollten Sie Fettfutter mit Hafer- und Weizenflocken anbieten und Meisenknödel für die Weichfutterfresser. Apfelstücke sind ein gutes Zusatzfutter. Tabu sind Essensreste.
5. Vogelfutter selbst herstellen
Fettfutter kann man leicht selbst herstellen: Dafür lässt man Rindertalg vom Fleischhauer in einem Topf flüssig werden und rührt dieselbe Gewichtsmenge Weizenkleie sowie ein paar Sonnenblumenkerne, Haferflocken, gehackte Nüsse, Rosinen und Hanf dazu. Etwas Sonnenblumenöl verhindert, dass das Futter bei Frost zu hart wird.
Die Masse kann man in die Hohlräume zwischen den Schuppen von trockenen Kiefern- oder Fichtenzapfen geben oder in Kokosnusshälften und Blumentöpfe füllen und diese kopfüber an die Zweige hängen. Oder aber man streicht sie in die Baumrinde – so haben etwa Spechte leichten Zugang.
6. Auf die Hygiene achten
Halten Sie die Futterstelle durch regelmäßiges Wechseln des Einlegepapiers sauber. Ansonsten genügt es, das Häuschen einmal pro Woche auszukratzen und mit kochendem Wasser auszuwaschen. Ein Desinfektionsmittel braucht es nicht, es verunreinigt nur das Futter. Um sich beim Putzen vor Salmonellen zu schützen, sollte man Gummihandschuhe tragen.
7. Fütter-Ausnahme: Wasservögel
Enten, Blesshühner und Schwäne sollte man nicht füttern. Sie finden auch im Winter genügend Nahrung. Entstehen dennoch Engpässe, ziehen die schnellen Flieger einfach um. Allein wenn Gewässer ganz zufrieren – was nur in Jahrhundertwintern vorkommt –, brauchen sie menschliche Hilfe.
8. Nicht aufhören, wenn es taut
Das Nahrungsangebot für Vögel ist durch die moderne Landwirtschaft auch im Sommer enorm geschrumpft: Der Rückgang an Heuschrecken liegt bei 90 Prozent, bei Pflanzensamen mancherorts sogar bei fast 100 Prozent. Viele Experten sprechen sich daher für eine Ganzjahresfütterung aus. Die Vögel brüten dann früher, legen mehr Eier, bringen mehr Junge durch.
Laut Studien haben sich die Bedenken, sie könnten „bequem“ werden, keine Schädlinge mehr fangen oder ihren Nachwuchs mit falschem Futter vom Vogelhaus versorgen, als unbegründet erwiesen.
9. Der vogelfreundliche Garten
Ein naturnaher Garten kann das Zufüttern nicht ersetzen – selbst 500 ökologisch mustergültige Quadratmeter bringen kaum den Samen-Jahresbedarf von drei Grünlingen hervor. Eine Grünoase mit Nistkästen, (Obst-)Bäumen, (Beeren-)Sträuchern, Stauden und Kräutern, in der Samentragendes bis ins Frühjahr stehen bleiben darf, bietet aber mehr Vogelarten und -individuen eine Heimat
Fachliche Beratung: Prof. Dr. Peter Berthold
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