Hausbesuch in der Villa Liechtenstein in Altaussee
Diesmal, liebe Leserinnen und Leser, dürfen wir leider nicht alles verraten.
Die Villa, die Johanna von Liechtenstein hier in Altaussee 1890 erbauen ließ, gehört nämlich einem Geschäftsmann, der uns zwar gerne die Tür öffnete, aber lieber nicht genannt werden möchte.
Ist auch nicht so wichtig. Schließlich zeigen wir hier nicht die ehemalige Sommerresidenz, in der er nun mit seiner Familie wohnt, sondern das kleine Gartenhäuschen, das Sonja Campbell in seinem Auftrag renoviert hat – und die ist ja nun für uns da.
Aufträge aus aller Welt
Die gebürtige Ausseerin ist in jungen Jahren nach London gegangen, um sich dort zur Einrichtungsexpertin ausbilden zu lassen. Viele Aufträge in der ganzen Welt hat sie angenommen, ehe sie wieder zurück in die Heimat kam, wo sie ebenfalls sofort alle Hände voll zu tun hatte.
„Bei diesem Gartenhäuschen sollte ich die wunderbare Ausseer Tradition wieder aufleben lassen, ohne dass dabei das moderne Wohngefühl zu kurz kommt“, erzählt sie uns. Eine Aufgabe, die sie auf 70 Quadratmetern im Obergeschoß – im unteren Trakt wohnt das Hausmeister-Ehepaar der Villa – mit viel Liebe umgesetzt hat.
Traumhafte Aussicht
Über eine steile Außentreppe aus Holz kommt man hinauf auf die Terrasse und zur Eingangstür. Bevor wir eintreten, fällt der Blick noch auf den Loser und die Trisselwand. „Die Aussicht von hier ist ein Traum, besonders in den Abendstunden, wenn die Sonne die Berge in leuchtendes Rot taucht“, schwärmt Sonja.
Wir genießen das Panorama noch ein wenig, treten dann ein und bleiben im Vorraum gleich wieder vor einem uralten Ofen stehen. „Wer Aussee kennt, weiß, dass der mitunter auch im Sommer gute Dienste leistet“, sagt Sonja und lacht.
Das gute Stück hat sie wie viele andere Dinge auch nebenan im Keller der Villa entdeckt. „Wir haben ihn abgeschliffen und von Rost befreit. Und jetzt gibt er wunderbare Wärme“, erklärt die Einrichtungsexpertin.
Weiter geht es in die Moderne Küche, in der zweierlei auffällt: die Granitplatte, die Sonja hinter dem Herd anbringen ließ, und die gemütliche Couch neben dem kleinen Esstisch. „Ich finde, dass die Küche mehr ist als ein Arbeitsraum. Hier soll man auch knotzen können, lesen oder der Köchin zu- sehen – man soll sich einfach wohlfühlen“, sagt Sonja.
Dazu tragen auch Lodenstoffe und schweres Leinen bei, die ein gemütliches Ambiente schaffen und Wärme spenden, wenn es draußen kalt und regnerisch ist.
Weniger ist mehr
Heimelig auch das Wohnzimmer, insbesondere die Bettnische aus Zirbenholz, in die man sich in der Sekunde kuscheln möchte. Vorsichtig freilich, die Wand dahinter ist ja mit erlesenem Stoff überzogen. Nach dem Motto „Weniger ist mehr“ hat Sonja in den Raum nur noch eine Kredenz und ein rotes Sofa gestellt. So kommt jedes einzelne Möbel noch besser zur Geltung.
Äußerst geschmackvoll sind übrigens auch die Karniesen. Sie sind handgefertigt, und auf die Enden der Hartholzstangen wurden antike Speerspitzen gesteckt.
Besonders originell ist auch ein Spiegel, der gegenüber dem Durchbruch zur Küche an der Wand hängt. „So kann man nun von der Bettnische aus sehen, was gerade in der Küche passiert. Ein kleiner Kniff, um mehr Offenheit zu bekommen und zu kommunizieren“, erklärt Sonja.
Zu guter Letzt schauen wir noch ins Schlafzimmer – und nach oben zur Holzdecke. An ihr konnte man früher erkennen, ob die Bewohner eines Hauses eher arm oder aber wohlhabend waren. Das ließ sich nämlich an der Stärke und Verzierung der Bretter erkennen. Diese hier sind unverziert, aber immerhin mittelstark. Vielleicht ein Geschenk von Johanna von Liechtenstein ans Gesinde?
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Sonja hat auch diesem Raum mehrere Funktionen zugewiesen. Ein Schlafzimmer muss ja nicht nur zum Schlafen da sein. Es kann auch als Rückzugsort genutzt wer- den. Man kann hier etwa auf einem Sofa ausspannen und lesen oder am kleinen Schreibtisch vor dem Fenster arbeiten. Wie die meisten anderen Möbel stammen auch sie aus längst vergangenen Ausseer Tagen und gehörten zum Fundus der Villa.
Apropos: Wer einmal das Gartenhäuschen besucht hat, möchte vermutlich viel lieber hier Quartier nehmen als in der herrschaftlichen Sommerresidenz ein paar Schritte weiter.
So wird's gemacht: Einen Tisch schön dekorieren
Weniger ist mehr – das ist Sonja Campbells Credo. Die Einrichtungsexpertin dekoriert Tische und Regale hauptsächlich mit Farben und Accessoires, die zur Jahreszeit passen. Oder sie sammelt Beeren und Früchte, die sie in Eiklar tunkt und mit Zucker bestreut. „Sie sehen dann aus wie eingefroren, und das wirkt sehr schön am Tisch“, sagt Sonja.
Und wenn sie nur ein kleines Tischerl zur Hand hat, das so gar nicht ins Ambiente des Zimmers passt (wie hier im Wohnzimmer), dann hat sie folgenden Trick parat: Sie überzieht es dann einfach mit einer Husse aus schönem Stoff. Nach dem Motto: Man muss nicht immer alles wegschmeißen!
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