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Gesundheit

Wenn der Körper spricht

Manchmal schlägt das Herz uns bis zum Hals, oder es liegt uns etwas im Magen. Wenn wir Rückgrat zeigen, bewahren wir Haltung. Viele uralte Redewendungen erzählen davon, dass Körper und Seele eine untrennbare Einheit sind.

Wenn der Körper spricht (Illustration: Andreas Posselt)
Foto: Andreas Posselt
Wenn der Körper spricht

Schon lange Zeit bevor der Arzt Johann Christian August Heinroth im Jahr 1818 den Begriff der Psychosomatik prägte, überlieferte der Volksmund in sprachlichen Metaphern das alte Wissen vom Zusammenspiel zwischen Seele (altgriechisch: psyché) und Körper (soma). Denn einst ging man davon aus, dass die menschlichen Organe auf Gemütsbewegungen reagieren und im wahrsten Sinn des Wortes „Gestalt annehmen“.

Der sogenannten Viersäftelehre des Mittelalters zufolge galten Gallensteine als versteinerte Aggressionen. Den vier Körpersäften (schwarze und gelbe Galle, Schleim und Blut) wurden bestimmte Gemütszustände zugeordnet. Überwog das Blut, zählte man zu den heiteren Menschen; dominierte der Schleim, galt man als phlegmatisch; war die gelbe Galle im Übermaß, wurde man cholerisch genannt; und als melancholisch bezeichnete man jene Menschen mit einem Überschuss an schwarzer Galle.

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Körper und Seele in der Medizin

Die Geschichte um dieses Wissen reicht weit zurück. Schon um 400 vor Christus hat Hippokrates im antiken Griechenland die Symptome seiner Patienten nicht isoliert betrachtet, sondern auch auf die seelischen Reaktionen des Patienten geachtet. Er war überzeugt davon, dass der Körper leide, wenn es der Seele schlecht geht.

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Ein „Gallentyp“, so sagte man, lebe in ständiger Sorge und habe überempfindliche Nerven. Ärger und negative Empfindungen nimmt er sehr leicht auf. Wird dem Ärger nicht genug Ausdruck verliehen, bilden sich Gallensteine. Doch bis dieses jahrtausendealte Wissen seinen Eingang in die moderne Medizin gefunden hat, war es ein langer Weg.

Die Kirche des Mittelalters beharrte strikt auf einer Trennung von Körper und Seele. Erst die psychosomatische Medizin des 20. Jahrhunderts griff dieses alte Wissen wieder auf und übernahm die ursprüngliche Zuordnung von Organen zu bestimmten Themen.

Symptome als Botschaften

„Unser Körper ist ein unglaublich weises Instrument“, sagt Petra Zizenbacher. Die Ärztin für Naturheilkunde und Ganzheitsmedizin schenkt in ihrer Arbeit dem Zusammenspiel von Körper und Seele besonders viel Beachtung. „Oft sendet der Körper schon jahrelang Signale und möchte darauf hinweisen, dass etwas im System nicht stimmt“, sagt sie.

Jeder von uns hat ein Organ, das verletzlicher reagiert als die anderen und in Stresssituationen, etwa bei Kummer oder großen lebensverändernden Ereignissen, besonders unter Druck gerät. So reagiert der eine Mensch eher mit Magenproblemen und redet davon, dass ihm eine Sache „schwer im Magen liegt“, während es andere im Rücken spüren, wo ihnen „etwas im Nacken sitzt“. Hier folgen vier relevante

„DAS GEHT MIR UNTER DIE HAUT“

Die Landkarte der Seele

  • Die Haut ist unser Schutzwall, ein Grenzorgan, das schädliche Einflüsse von uns fernhält. Über sie treten wir in direkten Kontakt zu Mitmenschen und Umwelt.

  • Als Aufnahmeorgan können Substanzen direkt über die Haut in den Organismus eindringen. Gleichzeitig scheidet sie Giftstoffe aus. Zudem regelt die Haut durch Schwitzen oder Zittern die Körpertemperatur. Weil sie unsere sichtbare Hülle ist, kann sie viel über ihre Besitzer verraten.

  • Symptomsprache: Erröten, erblassen, Gänsehaut – unser emotionales Befinden wird über die Haut unmittelbar sichtbar. Hauterkrankungen stehen häufig in Verbindung mit starken Emotionen. Der Leidende möchte sein Übel zwar verstecken, doch die Haut bringt es dennoch deutlich zum Vorschein.

    Dahinter verborgene seelische Befindlichkeiten können Zurückgezogenheit, die Weigerung, sich zu zeigen, Angst vor sozialen Kontakten, starkes Schamgefühl oder ein ausgeprägtes Schutzbedürfnis sein.

„ES BRICHT MIR DAS HERZ“

Der Sitz der Liebe

  • Das erste Organ des Menschen, das seine Funktion aufnimmt, ist auch das letzte, das seine Funktion einstellt: das Herz. Wie eine Maschine pumpt es täglich tausende Liter Blut durch das Kreislaufsystem.

  • Das Herz gilt als Sitz der Liebesfähigkeit und Ort tiefster Empfindungen. Seine Frequenz wird direkt von Emotionen beeinflusst. Wie sehr es auf Ängste oder Stress reagieren kann, kennt jeder, dem das Herz schon einmal wie wild bis zum Hals geklopft hat.

  • Symptomsprache: Wenn man sich etwas zu Herzen nimmt oder einem das Herz in die Hose rutscht, drückt schon unser Sprachgebrauch aus, dass heftige Emotionen das Herz treffen: mit wildem Klopfen, Schmerzen oder Rhythmusstörungen.

    Herzlose Menschen gelten als zu sehr im Verstand gefangen, und wer sich nach einem Verlust der Liebe verschließt, bekommt Herzbeschwerden; dann wird einem das Herz schwer. Wollen wir nicht auf unser Herz hören, zwingt es uns förmlich dazu.

„RÜCKGRAT ZEIGEN“

Die Haltung zum Leben

  • Die Wirbelsäule gibt unserem Körper Halt, jeder Wirbel versorgt ein Organ und ist Spiegel dessen. Jede innerliche Anspannung wird auf die Muskeln der Wirbelsäule übertragen und somit äußerlich sichtbar. Gleichzeitig symbolisiert die Form des Rückens unsere Haltung im Leben.

  • Symptomsprache: Gehen wir mit einem Rundrücken, im wahrsten Sinne vom Leben gebeugt, durch den Alltag, oder zeugt die gerade Wirbelsäule von Aufrichtigkeit? Bei Rückenthemen geht es um Haltung, die Verteidigung des eigenen Standpunkts, das Einstehen für sich selbst.

    Gehe ich in Deckung, habe ich Ängste oder erlebe ich Demütigungen, so kann das in der Haltung sichtbar werden. Um seine Emotionen selbst besser zu verstehen, kann man sich Fragen stellen wie: Was bedrückt mich? Was ist schwer zu ertragen? Bin ich unaufrichtig mit mir selbst oder mit anderen?

„DAS LIEGT MIR SCHWER IM MAGEN“

Das soziale Ich

  • Als wichtiger Teil des Verdauungsapparates spaltet der Magen unsere Nahrung auf, verflüssigt sie und sorgt für ihren Weitertransport. In ihm landet auch die emotionale Nahrung. Das zeigt sich dann, wenn uns eine schlechte Nachricht den Appetit verdirbt oder uns eine Angelegenheit wie ein Stein im Magen liegt. Besonders Emotionen in Zusammenhang mit zwischenmenschlichen Beziehungen schlagen sich hier nieder.

  • Symptomsprache: Menschen, denen sich sprichwörtlich etwas auf den Magen schlägt, tun sich oft schwer, Konflikte zu verarbeiten, sich mit Problemen auseinanderzusetzen und Unmut zu äußern. Sie schlucken vieles hinunter, sind schnell sauer.

    Der innere Druck wird oft erst durch eine aggressive Entladung (Aufstoßen, Erbrechen) gemildert. Dahinter kann eine Hemmung stecken, sich Konflikten bewusst zu stellen und Gefühle zu äußern.

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