Hausbesuch im Weberhäusl
Bereits als Neunjährige verliebte sich Maria Cetinbas in ein altes Greddachhaus im oberbayerischen Pfaffenhofen. Als die Restauratorin es Jahrzehnte später erwarb, machte sie es zu dem Mini-Märchenreich, von dem sie als Kind geträumt hatte.
Die kleine Maria fing sofort Feuer. Als die Neunjährige an dem Häuschen vorbeiradelte, war sie sich sicher: „Das ist so klein und niedlich, das ist für Kinder bestimmt.“ Und es war ihr tatsächlich bestimmt, vorbestimmt. Jahrzehnte später hat Maria Cetinbas dem über 300 Jahre alten „Weberhäusl“ im oberbayerischen Pfaffenhofen nämlich das Leben gerettet.
Ein Berg Arbeit lag vor ihr, so viel war der Restauratorin schon beim ersten Betreten des maroden Greddachhauses bewusst. Dass es aber acht Jahre Plackerei sowie eine Menge Geld erfordern würde, aus dem Häusl ein Heim zu machen, ahnte sie damals natürlich nicht. „Manchmal wusste ich wirklich nicht, wovon ich morgen etwas zu essen kaufen sollte“, erinnert sich Maria. Doch wenn sie kurz davor war aufzugeben, richtete sie sich selbst auf mit Sprüchen wie: „Jetzt bist du schon so weit gekommen ...“
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Von Lehmwickeln und Kruzifixen
Irgendwann war es dann aber wirklich geschafft. Aus der kräftezehrenden Baustelle entwickelte sich ein Kokon, in dem die Welt so ist, wie sie Maria Cetinbas gefällt. Auch dank der Hilfe von den Zimmerern, die den einsturzgefährdeten Dachstuhl mit großem Geschick und Kenntnis der historischen Bauweise wiederherstellten. Oder dank der Unterstützung durch die Lehmbauer, die die Zwischendecken aufwendig restaurierten. Darin steckte nämlich noch das Dämmmaterial der Erbauungszeit: Lehmwickel – langhalmiges, in mageren Lehm getauchtes und um einen Holzknüppel mit angespitzten Enden gewickeltes Gerstenstroh, das gemäß dem Nut-und-Feder-Prinzip zwischen die Deckenbalken geschoben worden war.
Während Maria beim Teekochen erzählt, wie dankbar sie den Handwerkern und so manchem hilfreichen Freund sei, fällt der Blick auf ein schmales Kruzifix über dem Küchenfenster. „Das stammt von der Näherin, die einst hier wohnte. Ein ehemaliges Lehrmädchen von ihr hat es mir eines Tages gebracht. Sie erzählte mir, die alte Frau habe es ihr überreicht, bevor sie starb; sie sollte es derjenigen geben, die einmal hier wohnen würde, um das Haus zu schützen.“
So ließen sich hunderte Geschichten über das Weberhäusl erzählen. Mit dem Haus hat Martina Cetinbas auch diese bewahrt. Dafür bekam sie einen der wichtigsten Denkmalpreise überhaupt. Die Begründung: „Hier ist alles klug und poetisch, richtig und bescheiden, einfach gut gemacht.“
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