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Wohnen

Hausbesuch im Weberhäusl

Bereits als Neunjährige verliebte sich Maria Cetinbas in ein altes Greddachhaus im oberbayerischen Pfaffenhofen. Als die Restauratorin es Jahrzehnte später erwarb, machte sie es zu dem Mini-Märchenreich, von dem sie als Kind geträumt hatte.

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Foto: Thomas Drexel
Restauratorin Maria Cetinbas kombiniert gern Altes und Neues: In das Balkenwerk des Dachstuhls fügt sich modernes Design harmonisch ein, wie der hängende Kerzenleuchter oder das Stahlblech des Kaminofens.

Die kleine Maria fing sofort Feuer. Als die Neunjährige an dem Häuschen vorbeiradelte, war sie sich sicher: „Das ist so klein und niedlich, das ist für Kinder bestimmt.“ Und es war ihr tatsächlich bestimmt, vorbestimmt. Jahrzehnte später hat Maria Cetinbas dem über 300 Jahre alten „Weberhäusl“ im oberbayerischen Pfaffenhofen nämlich das Leben gerettet.

Zwischen roher Giebelmauer und freigelegtem altem Putz hat sich die Hausherrin mit Möbelstücken, die ein Freund geschreinert hat, vielen Büchern, Bildern, Blumen und Gitarre ein gemütliches Heim geschaffen.
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Ein Berg Arbeit lag vor ihr, so viel war der Restauratorin schon beim ersten Betreten des maroden Greddachhauses bewusst. Dass es aber acht Jahre Plackerei sowie eine Menge Geld erfordern würde, aus dem Häusl ein Heim zu machen, ahnte sie damals natürlich nicht. „Manchmal wusste ich wirklich nicht, wovon ich morgen etwas zu essen kaufen sollte“, erinnert sich Maria. Doch wenn sie kurz davor war aufzugeben, richtete sie sich selbst auf mit Sprüchen wie: „Jetzt bist du schon so weit gekommen ...“

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Von Lehmwickeln und Kruzifixen

Irgendwann war es dann aber wirklich geschafft. Aus der kräftezehrenden Baustelle entwickelte sich ein Kokon, in dem die Welt so ist, wie sie Maria Cetinbas gefällt. Auch dank der Hilfe von den Zimmerern, die den einsturzgefährdeten Dachstuhl mit großem Geschick und Kenntnis der historischen Bauweise wiederherstellten. Oder dank der Unterstützung durch die Lehmbauer, die die Zwischendecken aufwendig restaurierten. Darin steckte nämlich noch das Dämmmaterial der Erbauungszeit: Lehmwickel – langhalmiges, in mageren Lehm getauchtes und um einen Holzknüppel mit angespitzten Enden gewickeltes Gerstenstroh, das gemäß dem Nut-und-Feder-Prinzip zwischen die Deckenbalken geschoben worden war.

Während Maria beim Teekochen erzählt, wie dankbar sie den Handwerkern und so manchem hilfreichen Freund sei, fällt der Blick auf ein schmales Kruzifix über dem Küchenfenster. „Das stammt von der Näherin, die einst hier wohnte. Ein ehemaliges Lehrmädchen von ihr hat es mir eines Tages gebracht. Sie erzählte mir, die alte Frau habe es ihr überreicht, bevor sie starb; sie sollte es derjenigen geben, die einmal hier wohnen würde, um das Haus zu schützen.“

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Foto: Thomas Drexel
Im Bad weiß man nicht sofort, ob man Omas gut erhaltenen Waschzuber vor sich hat oder ein exquisites Designerstück: Ein Fassmacher hat Maria eine Wanne aus Dauben gemacht – einfach wie ein Fass mit eisernen Reifen; statt eines Spundlochs hat es einen Abfluss.

So ließen sich hunderte Geschichten über das Weberhäusl erzählen. Mit dem Haus hat Martina Cetinbas auch diese bewahrt. Dafür bekam sie einen der wichtigsten Denkmalpreise überhaupt. Die Begründung: „Hier ist alles klug und poetisch, richtig und bescheiden, einfach gut gemacht.“

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