Gemeinsam das Leben meistern
Erfolg muss nicht immer eine Steilkurve nach oben bedeuten. Manchmal findet man die größten Erfolge in der Zufriedenheit der Menschen. Das beweisen Karl Knoll und sein gemeinnütziger Verein.
Einmal im Monat, an einem Dienstag, trifft sich ein bunter Mix an Menschen aus dem Raum Eferding und Grieskirchen zum „Frühstück mit Freunden“. Was sie gemeinsam haben: Sie alle sind Mitglieder des Vereins Fokus Mensch, einer Untergruppe des Oberösterreichischen Zivil-Invalidenverbandes (kurz: OÖZIV). Sie alle verbindet das Anliegen, sich über ihre Erfahrungen und Herausforderungen im Alltag auszutauschen. Als Obmann des Vereins leitet Karl Knoll die Gespräche, die Personen mit Behinderungen dabei helfen, ihr Leben zu koordinieren. Danach geht es über zum mindestens genauso wichtigen, inoffiziellen Teil: „Dann wird über alles Mögliche getratscht“, erzählt Karl.
Es ist genau dieses gemütliche Beisammensein, das den 69-Jährigen vor rund 30 Jahren dazu bewegte, dem OÖZIV beizutreten, nachdem er an der Wirbelsäule operiert und in Invalidenrente geschickt worden war.
Ich schätze das Vereinsleben so, weil ich dadurch unter die Leute komme. Ich war schon immer sozial eingestellt, mein Vater hat mir das mitgegeben.Karl Knoll
Vor allem zu den älteren Personen hat Karl einen guten Draht – und davon gibt es viele im Verein. Das Durchschnittsalter der 158 Mitglieder liegt bei 63 Jahren, das jüngste Mitglied ist gerade mal ein Jahr alt und wird von seiner Mutter vertreten.
Alte Werte, neue Wege
Seit 1948 bietet der OÖZIV Menschen mit Behinderungen nun schon eine Plattform, um Rat zu suchen und Erfahrungen auszutauschen. In der Bezirksgruppe „Fokus Mensch“ war Karl selbst die Ansprechperson für diese Anliegen. Weil die Nachfrage nach Beratung zu umfangreich für den Vorstand geworden ist, hat „Fokus Mensch“ ihm nun Beraterinnen zur Seite gestellt, an die sich Mitglieder kostenlos mit ihren Anliegen wenden können – ob es um Pflegegeld, die Einstufung des Grades der Behinderung oder auch einfach nur um den Parkausweis geht. Die Beraterinnen entlasten den 69-Jährigen nicht nur, sie stimmen ihn auch für die Zukunft seines Vereins optimistisch.
Gelassen in die Zukunft blicken
Denn auch wenn in den letzten Jahren kaum neue Mitglieder dazugestoßen sind, erhält Karl genauso positive Rückmeldungen wie seit eh und je. Dank der Beraterinnen hat er jetzt auch wieder mehr Zeit, um endlich Feste zu planen, Diskussionsthemen zu erarbeiten und den nächsten großen Ausflug zu planen. Nun, zu Beginn seiner zweiten Amtsperiode als Obmann, rückt der soziale Aspekt wieder stärker in den Vordergrund – sehr zur Freude von Karl.
Sein Ziel für die nächsten vier Jahre: Wieder mehr Mitglieder zu gewinnen, die dann wiederum vom Verein profitieren können. „Die zu erreichen ist aber eine sensible Sache, weil man ja auch niemanden dazu zwingen will mitzumachen“, erklärt Karl. Er selbst hofft vor allem, einen würdigen Nachfolger für seine Position zu finden. Noch hat er dafür genügend Zeit und kann sich einstweilen Wichtigerem zuwenden. Zum Beispiel dem Planen des nächsten Vereinsausflugs in die Steiermark.
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