Gipfelglück
Während sich andere monatelang darauf vorbereiten, lag bei Hannah Ksela zwischen Entscheidung und Besteigung des Großglockners nur rund ein Monat. Vom höchsten Berg Österreichs hat die 21-Jährige nicht nur ein Gipfelfoto mitgenommen.
Der Weg zum Erfolg ist wie der Weg auf den höchsten Berg Österreichs: sehr individuell. Manche versuchen es mit ausgeklügelten Techniken und jahrelangem Training, andere geben bereits am Fuß des Berges auf. Und dann gibt es Menschen wie die Grazerin Hannah Ksela, die beweisen: Es braucht nur Vertrauen in sich selbst.
Die rastlose 21-Jährige studiert aktuell Sportmanagement in Monaco, hält sich mit Tennisspielen, Mountainbiken und Trainieren im Fitnessstudio fit. Neben Breitensport hat sie in den letzten eineinhalb Jahren auf der Suche nach dem besonderen Kick immer wieder Ausflüge in den Extremsport unternommen. Und ihn beim Bungeejumpen, Wakeboarden, bei einer Fallschirmausbildung – oder eben bei der Besteigung des Großglockners gefunden.
Nur rund einen Monat nachdem die Entscheidung zur zweitägigen Wanderung auf 3.798 Meter gefallen war, machte sie sich Mitte August 2022 auch schon auf den Weg. „Ich habe mir gedacht: Als Österreicherin muss man einmal am Großglockner gewesen sein. So kam der Punkt auf meine Liste mit Dingen, die ich unbedingt erleben möchte“, erklärt Hannah. Die Betonung liegt hier auf dem Wort „unbedingt“. Denn obwohl fünf von ihren sechs Freunden noch die Woche zuvor kalte Füße bekommen und abgesagt haben, sind bei Hannah und ihrer Freundin Maxi die Zweifel ausgeblieben.
Ich war von Anfang an überzeugt, dass ich das durchziehe!Hannah Ksela
Der einzige Weg ist hinauf!
Diese Einstellung geriet auch dann nicht ins Wanken geraten, als die zwei Frauen bemerkten, dass sie sich das Ganze doch etwas einfacher vorgestellt hatten. Obwohl die beiden zuvor noch einige Male wandern waren, kamen ihre Vorbereitungen an den Schweregrad der Großglockner-Besteigung nicht heran. „Das erste Mal mit Steigeisen zu gehen, war schon angsteinflößend. Aber als es so weit war, habe ich es einfach gemacht. Das funktioniert dann auch, Punkt“, sagt Hannah nüchtern. Dieses pragmatische, zielgerichtete Denken – kein Zurück, nur nach oben – und ihre gute Grundkondition brachten sie auch sicher über Stellen, die Neuland waren.
Was Hannah außerdem geholfen hat: Reden. „Man redet sich gut zu, gesteht sich gegenseitig ein, Angst zu haben, und dann ist das geteilte Leid auch schon wieder halbes Leid“, erklärt sie lachend. Weiter oben, als die Luft allmählich dünner wurde, wurde es auch zwischen den beiden immer ruhiger. Nur der Dritte im Bunde, der Bergführer, hatte auch auf den letzten Metern während des Sonnenaufgangs noch lockere Geschichten und Witze auf Lager. „Und dann stehst du auch plötzlich schon oben“, sagt Hannah, „und hast das Gefühl, du kannst ganz Österreich sehen.“
Höhenrausch
Bei Sonnenaufgang auf dem Gipfel zu stehen – dieser Erfolgsmoment hat sämtliche Erwartungen der 21-Jährigen übertroffen. Wie feiert man so eine Leistung? „Die einfachen Dinge waren danach unsere Highlights“, erzählt Hannah. „Wir haben erst mal auf der Adlersruhe, der höchstgelegenen Hütte Österreichs, ein Bier getrunken. Unten angekommen haben wir ausgiebig geduscht und richtig gut gegessen.“ Diese einschneidende Erfahrung hat in Hannah und ihrer Freundin den Hunger auf mehr geweckt.
Ihr nächstes Ziel: der Montblanc, mit seinen 4.807,81 Metern der höchste Berg der Alpen. „Auf den werden wir uns allerdings ein bisschen besser vorbereiten müssen“, sagt sie verschmitzt. Dass sie auch diese Besteigung schaffen wird, daran gibt es keine Zweifel. Denn mit ihrer Großglockner-Besteigung hat Hannah Ksela bereits bewiesen, dass sie ungeahnte Höhen erreichen kann, wenn sie nur an sich glaubt.
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