Hauptspeise

Zwiebelrostbraten

Ein Festessen, wie der Zwiebelrostbraten kann Anlass für einen kulinarischen Streitfall sein. Oder sogar für mehrere Diskussionen. Denn Fleisch, Beilagen und Garnitur eignen sich durchaus für philosophische Betrachtungen, weiß Michael Hufnagl nur zu gut.

Zwiebelrostbraten, Zwiebel, Erdäpfelpüree, Gurkerl
Foto: Eisenhut & Mayer
Der herzhafte Zwiebelrostbraten mit dem Erdäpfelpüree angerichtet.  

Je mehr Menschen geladen waren, desto komplizierter wurde die Sache. Es war wohl gesichert, dass sich alle Gäste in tiefer kulinarischer Demut zur Familientafel begaben, wenn die Oma zum Essen rief. Aber die vielen Möglichkeiten, so einen Zwiebelrostbraten zu kredenzen, sorgten doch für emotionale Tischgespräche.

„So wird das Zwiebelrostbraten-Glück perfekt“

Es begann mit der Frage nach der Beschaffenheit des Fleisches, wiewohl die Oma diesbezüglich nicht mit sich verhandeln ließ: „Gut abgelegen muss es sein“, sagte sie mit strenger Miene. „Und wenn es kein mürbes Fleisch von der hohen Beiried ist, dann ist es ein Pfusch.“ Diesem Vermächtnis zu widersprechen, das wagte niemand.

Viel tückischer wurde es, als es darum ging, wie denn die Zwiebel verarbeitet sein sollte. Und da gab es einige verwegene Freunde der Familie, die meinten, die Zwiebel müsse gedünstet sein, also zart und glasig. „Nix da“, rief die Oma, und dafür liebte ich sie gleich noch ein bisserl mehr. „Die Zwiebel muss in Scheiben geschnitten sein und in einer Pfanne mit fingerdick hoch Öl goldgelb geröstet werden.“

Aber damit war die Braten-Debatte noch lange nicht beendet. Denn nun trafen die Beilagen-Fraktionen aufeinander. Da allerdings zeigte die Oma Einsicht. Was daran lag, dass ihr Enkerl ein gar so leidenschaftlicher Esser von Erdäpfelpüree ist, vor allem, wenn sich der Fluss des Bratensafts darin verlieren darf. Daher wurde eine Ausnahme zu den üblichen Braterdäpfeln gestattet.

Was zwar durchaus für so manches Naserümpfen sorgte, aber der vollmundige Püree-Trost ließ die Gemüter abkühlen. Und so offenbarte sich am Ende nur noch die Gurkerl-Philosophie, die nicht unerwähnt bleiben darf. „Ein Zwiebelrostbraten ohne Fächergurke, das ist wie ein Wiener Schnitzel ohne Panier“, sagte die Oma beinahe trotzig.

Aber weil sie genau wusste, dass ich ein tief überzeugter Verweigerer von Garnituren bin, löste sie das Problem so liebevoll, wie sie eben war. Mein Gurkerl fand auf einem Extrateller Platz – zur freien Entnahme gewissermaßen. Auch in diesem Sinn war mein Zwiebelrostbraten-Glück perfekt.

Zum Autor: Michael Hufnagl war 20 Jahre Reporter, Kolumnist und Blattmacher der Tageszeitung „Kurier“. Seit 2013 ist er selbständiger Journalist, Autor, Vortragender, Moderator und Kabarettist.

Dieses Rezept erschien in Servus in Stadt & Land im April 2019 in der Rubrik „Aus Omas Kochbuch“.

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Menge Gesamtzeit
4 Portionen 1 Stunde
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Für das Erdäpfelpüree
800 g mehlige Erdäpfel
200 ml heiße Milch
50 g Butter
Salz, Muskat
Für die Röstzwiebeln
2 große Zwiebeln
1–2 EL griffiges Mehl
Schweine- oder Butterschmalz
Für den Rostbraten
4 dicke Scheiben Rostbraten
Salz, Pfeffer
4 TL Senf
1 EL Bratöl
1 EL Butter
Mehl zum Bestauben
1–2 TL Paradeismark
250 ml klare Rindsuppe
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Zubereitung
  1. Erdäpfel in der Schale weich kochen oder dämpfen. Anschließend heiß schälen und durch eine Erdäpfelpresse drücken. Mit Milch und Butter glatt verrühren und mit Salz und geriebener Muskatnuss abschmecken.

  2. Zwiebeln schälen und in dünne Ringe schneiden. In einer Schüssel mit Mehl gut vermischen. Mehl von den Zwiebeln schütteln und die Zwiebelringe in heißem Schmalz portionsweise knusprig backen. Auf einem Küchenpapier entfetten.

  3. Fleischscheiben leicht klopfen, salzen und pfeffern und mit Senf dünn bestreichen.

  4. Das Backrohr auf 100 °C vorheizen.

  5. Rostbraten in Öl auf beiden Seiten je 2 bis 3 Minuten scharf anbraten und im Backrohr auf dem Gitter warm halten.

  6. Butter im Bratensatz schmelzen und mit Mehl bestauben. Paradeismark einrühren und kurz anrösten. Mit Suppe ablöschen und zu einer leicht sämigen Soße verkochen.

  7. Rostbraten mit Erdäpfelpüree anrichten, mit Bratensoße übergießen und mit viel Röstzwiebeln belegen.

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