Alpenwelt Karwendel: Bayern neu entdecken
Im südlichen Oberbayern, umgeben von den hohen Bergen des Karwendel- und Wettersteinmassivs, liegt die Alpenwelt Karwendel. Durch das weite Tal fließt munter die Isar, vorbei an Buckelwiesen, ursprünglichen Berglandschaften und zehn kleinen, leuchtenden Seen – Souvenirs der Eiszeit und vom Volksmund „Himmelsaugen“ genannt. Aber auch an den beschaulichen Orten Mittenwald, Krün und Wallgau rauscht die wilde Isar vorüber – Urlaubsorte, in denen altes Brauchtum auf ein außergewöhnliches kulinarisches Angebot trifft.
Kulinarik im Karwendel
Nichts gegen eine zünftige Brotzeit mit Weisswurst, Brezn und Bier. Aber wer einen Blick über den bayrischen Tellerrand wagen möchte, dem legen wir einen kulinarischen Streifzug durch die Alpenwelt Karwendel nahe. Ob Fischzüchter, Chocolatier, Sternekoch oder Zuckerbäcker – hier entdecken anspruchsvolle Genießer Bekanntes neu – und das vor einer Bergkulisse, in der alles gleich doppelt so gut schmeckt. Der gemeinsame Nenner: Auf den Tisch kommt überwiegend Regionales. Das schmeckt und unterstützt die heimischen Unternehmen und Bauernhöfe.
Frischer Fisch aus der Region
Kurze Wege sind beim Fisch bekanntlich besonders entscheidend für nachhaltige Gaumenfreuden. Kürzer als von Manuela Merks und Dominik Blees‘ Naturteichen bis zum Chalet Platzfisch in Mittenwald geht es nun wirklich nicht. Die frischen Forellen, Saiblinge und Lachsforellen kommen hier im modernen Holzhäuschen als Tapas auf Drehtellern auf den Tisch, als Räucherfischsuppe oder Steckerlfisch. Der Kranzbach, ein klarer Gebirgsbach, versorgt die Naturteiche und seine Bewohner ganzjährig mit frischem Sauerstoff. Klassisch „blau“ gekocht oder als „Müllerin“ mit Mandelbutter kann man die köstlichen Fische in vielen Gasthäusern und Restaurants der Alpenwelt genießen. Und auch die Spitzenköche im Schloss Elmau und im Mittenwalder Marktrestaurant sind begeistert vom frischen Fisch aus dem Kranzbach.
Wildes ganz fein
Vom Berg auf den Teller. Nicht nur der Fisch kommt im Mittenwalder Marktrestaurant aus der Region. Einfache, frische Zutaten aus der bayrischen Bergwelt, liebevoll angerichtet, treffen auf unkomplizierte Atmosphäre im Restaurant, dem historischen Gewölbekeller oder auf der Sonnenterrasse. Die ländlich-regionale Küche von Küchenchef Andreas Hillejan weiß auf höchstem Niveau das Bodenständige mit dem Besonderen zu vereinen. Wie das schmeckt? Zum Beispiel so: Lachsforelle mit grünem Spargel und Zitronenpüree, Bergbauernravioli mit Röstzwiebelsud und Almkäse oder Rehragout mit Steinchampignon und Gewürzbrotknödel. Hillejan wurde dafür im Guide Michelin 2017 mit einem Stern ausgezeichnet. In der Feinkostmanufaktur gibt es Spezialitäten aus Wildkräutern und Wildfrüchten zum Mitnehmen.
Brotzeit mit Ziegen
Feinsten, naturbelassenen Ziegenkäse für eine zünftige Brotzeit gibt’s auf der Goas Alm. Rund 60 Ziegen leben hier, verbringen die Sommertage an der frischen Luft, fressen sich auf saftigen Wiesen voll und werden abends gemolken. Ihre Milch wird nur langsam erhitzt und durch dieses schonende Herstellungsverfahren bekommt der Käse seinen einzigartig sahnigen Geschmack. Künstliche Aromen, Konservierungs- und sonstige Zusatzstoffe bleiben draußen, nur ausgewählte Kräuter dürfen den Käse verfeinern. Dazu werden andere Köstlichkeiten aus der Region serviert – und natürlich ein umwerfendes Bergpanorama.
Marzipan für den süßen Zahn macht „Wunschlos glücklich“
Von der Alm zurück ins Mittenwalder Zentrum. Nur wenige Schritte entfernt vom Chalet Kranzbach gibt es die richtigen Köstlichkeiten zum Nachtisch: In der Zuckerbäckerei Marzipano warten feinste Leckereien aus Marzipan und Schokolade. Über das Karwendel hinaus berühmt sind die aus Lübecker Mandelmasse geformten Figuren, sie haben es unter anderem bis zu Dallmayr nach München geschafft. Konditormeister und Chocolatier Christoph Veit beliefert aber auch die Region mit seinen Kuchen und Schoko-Kreationen: Zum Beispiel das bereits erwähnte Bistro im Chalet Platzfisch, oder auch das „Wunschlos glücklich“. Dieser Laden am historischen Mittenwalder Obermarkt verkauft exklusiv Pralinen und Marzipan-Leckereien aus der Zuckerbäckerei.
Gute Schwingungen: Immer der Geige nach
Wenn Sie im Mittenwalder Ortszentrum vor der Kirche St. Peter und Paul einem bärtigen Herrn begegnen, der ganz in den Anblick seiner Geige versunken ist, stehen Sie einer Legende gegenüber: Matthias Klotz (1653-1743) gilt als Begründer des Geigenbaus in der Region. Dass diese Tradition in der Alpenregion bis heute lebendig ist, beweist nicht nur sein Denkmal. Rund ein Dutzend Geigenbaumeister haben ihre Werkstätten in Mittenwald und ihre Instrumente werden von Musikerinnen und Musikern aus der ganzen Welt geschätzt. Das Mittenwalder Geigenbaumuseum gibt Einblicke in die Geschichte dieses alten Handwerks, über 200 Streich- und Zupfinstrumente alter Meister sind hier ausgestellt. Das Handwerk mit allen Sinnen erleben kann man in der Schauwerkstatt: Wie klingt das „Geigenhuiz“, wie riechen die Bestandteile des Geigenlacks und was ist eine Schaba? Schauen Sie einem Geigenbauer bei der Arbeit über die Schulter und finden Sie es heraus.
Graffiti anno dazumal: Lüftlmalerei
Bunt bemalte Hausfassaden erzählen in beeindruckender Farbbrillanz von längst vergangenen Tagen. Szenen aus der bewegten Geschichte des oberen Isartals oder aus der Bibel – von Himmelfahrt bis Höllenqual – zieren hier die alten Bauern- und Bürgerhäuser. Goethe bezeichnete Mittenwald etwa als „lebendes Bilderbuch“. Wer möchte, kann sich bei einer Lüftlmalereiführung die schönsten Kunstwerke zeigen und die dazugehörigen Geschichten von Flößerei und Bozner Markt erzählen lassen. Wer die Kunstwerke lieber auf eigene Faust entdeckt: Im Mittenwalder Ortsteil Grieß findet man besonders viele alte Darstellungen, zum Teil stammen sie noch aus dem 18. Jahrhundert. Also aus jener Zeit, in der Matthias Klotz an seinen Geigen feilte. Ähnlich wie beim Geigenbau sind die Lüftlmalereien aber nicht nur alte Relikte. Die Tradition lebt in der Alpenwelt Karwendel fort, Künstlerinnen und Künstler verschönern auch heute noch mit geübter Hand, viel Sinn für Proportion und Perspektive die Fassaden.
Der Berg ruft nach Mittenwald, Krün und Wallgau
Weil die Natur aber immer noch die größte Künstlerin ist, heißt es jetzt, die Wanderschuhe schnüren. Auf Schritt und Tritt mit dabei: Das umwerfende Bergpanorama. Ein weitläufiges und gut ausgebautes Wanderwegnetz führt durch ursprüngliche Berglandschaften, vorüber an blühenden Buckelwiesen, klaren Bergseen und der türkisschimmernden Isar. Die Buckelwiesen sind einzigartig: Abertausende Bodenwellen erinnern an verspielte Märchenlandschaften und sind ein Relikt der letzten Eiszeit. Über 200 Pflanzenarten und Alpenkräuter werden mit großem Aufwand durch Handarbeit und Viehtrieb bewahrt.
Die 750 Kilometer Wanderwegenetz erstrecken sich in der Alpenwelt Karwendel auf drei „Etagen“ und so ist für jede Laune und jedes Fitnesslevel etwas dabei. Vom gemütlichen Wiesenbummel über den Klettersteig, von der Wanderung durch eine rauschende Klamm über den Geologie-Weg bis zum Barfußpfad. In jeder Höhenlage ist die nächste Einkehrmöglichkeit für eine zünftige Brotzeit nicht weit. Rund 30 urige Hütten und Almen sind in wanderbarer Reichweite.
Egal ob gemächlicher Spaziergang oder anspruchsvolle Klettertour: Die Alpenwelt Karwendel wartet nur darauf, erkundet zu werden und ihre Gäste zum sanften Rhythmus der Natur zurückzuführen.