Das Paznaun – damals und heute
Nahe der Schweizer Grenze ganz im Westen von Tirol erstreckt sich zwischen Pians und Bielerhöhe das Paznaun. Ein Tal mit vielen Facetten. Wer hier Urlaub macht, taucht ein in eine alpine Welt zwischen Tradition und Moderne.
Zwischen den Gipfeln der Verwallgruppe im Norden und den schneebedeckten Dreitausendern der Silvretta und der Samnaungruppe im Süden, durchflossen von den kristallklaren Wassern der Trisanna und besiedelt mit den vier Gemeinden See, Kappl, Ischgl und Galtür erstreckt sich zwischen Pians und Bielerhöhe auf 40 Kilometern Länge ein sonnenverwöhntes Hochtal. Von seinen Bewohner auch liebevoll das „Paznaun“ genannt.
Das Klima im Paznaun ist rau und trotzdem wird das Tal von der Sonne verwöhnt. Denn es gibt hier deutlich weniger Niederschläge als in den nord- oder südalpinen Staulagen. Auf den Sonnenhängen tummeln sich Bauernhöfe und Almwiesen, während auf der Schattenseite der Wald meist bis zum Talboden reicht.
Bis Ende des 18. Jahrhundert waren die Paznauner ein armes Bergvolk. Die meisten von ihnen arbeiteten als Bauern. Das Leben war geprägt von harten Entbehrungen, langen Wintern und dem Leben im Einklang mit der schroffen Natur. Doch die Paznauner waren tüchtig und einfallsreich. 1880 begannen sie mit dem Bau einer Straße: Eine schmale Schotterpiste, voll mit Schlaglöchern, sollte für das Tal das Tor zur Welt werden.
Der Plan ging auf und die Erschließung des Gebietes konnte in großen Schritten voranschreiten: Schon 1929 wird der Verkehrsverein Ischgl ins Leben gerufen, 1930 die erste Skischule gegründet und 1950 der erste Lift dazu gebaut. Seitdem wurden die Anlagen Jahr für Jahr erweitert. Das Skigebiet Silvretta Arena gehört mittlerweile zu den modernsten der Welt und zieht immer mehr internationale Gäste in seinen Bann.
Und es gibt viele weitere Gründe, das Paznaun zu besuchen:
1. Die Gemeinde See – das Tor zum Paznaun
Am Eingang des Tals liegt auf 1.056 Metern in sonnenverwöhnter Lage die Gemeinde See – mit gerade einmal 1.167 Einwohnern der kleinste Ort des Paznaun. Wie der Ortsname richtig vermuten lässt, befand sich auf dem Talboden des Urlaubsortes einst ein See als Serfauser und Fisser Bauern die Siedlung im 13. Jahrhundert gründeten.
Das Gewässer wurde 1433 durch einen Bergsturz verschüttet. Doch Wasserfreunde dürfen sich auch Jahre später über einen großen Badesee freuen. Genau an der gleichen Stelle befindet sich nun ein Spiel-, Sport- und Wasserpark für die ganze Familie.
Heute glänzt die Gemeinde durch ihre Vielseitigkeit. Die gemütliche Atmosphäre, das große Sport- und Erlebnisangebot sowie die herzhafte regionale Küche bieten Kulturliebhabern, Naturfreunden und Familien die besten Zutaten für einen gelungenen Urlaub:
Hoch über der wild schäumenden Trisanna, wo das Paznaun in das Stanzertal mündet, thront auf einem Felsvorsprung das Schloss Wiesberg. Das alte Gemäuer mit seiner bis zu 2,7 Meter dicken Ringmauer und dem mächtigen Bergfried mit dem Pyramidendach wurde vermutlich im 13. Jahrhundert durch das Hochstift Chur erbaut.
Nur wenige Meter vom davon entfernt, überspannt die Trisannabrücke mit einer Länge von 230 m den Eingang des Paznauns und quert dabei die Trisanna und die Silvretta Straße. Laut Eisenbahn-Historikern gilt die 1883 erbaute Brücke als technische Meisterleistung und wird als die „Europabrücke“ des 19. Jahrhunderts bezeichnet.
Wer ein wenig mehr Ruhe sucht, schwebt von See mit der Seilbahn gemütlich auf 1.800 Meter Seehöhe und lässt es sich im Wellnesspark auf der Medrigalm gut gehen. Hier gibt es Kneippbäder für Arme und Füße, ein Fußreflexzonenpfad, der die Nervenpunkte der Fußsohlen massiert und Aromatherapie, die mit wohlriechenden Essenzen verwöhnt.
Die Alm ist außerdem idealer Ausgangspunkt für zahlreiche Wanderungen. Auf Bergwanderer warten aussichtsreiche Gipfel, wie z. B. der Furgler – der erste Dreitausender im Tal, von dem aus man bereits ins benachbarte Inntal mit dem Skigebiet Fiss-Ladis blickt.
2. Kappl - Sonnenbalkon des Paznaun
„Ad capellam“ lautete die erste urkundliche Erwähnung des Ortes Kappl in lateinischer Sprache. Bei einem Spaziergang durch den Ort wird schnell klar warum: Die vielen kleinen, idyllisch gelegenen Kapellen haben der einwohnerstärksten Gemeinde des Paznaun ihren Namen gegeben.
Der Großteil von ihnen entstand in der Barockzeit. Um die Frömmigkeit der Bevölkerung zu stärken, wurden Missionare nach Tirol gesandt. Da die Winter streng und die Wege lang waren, wurden am Weg kleine Unterbringungen gebaut. Ein Zufluchtsort zum Beten und Ruhe finden.
Eine der wohl bekanntesten Kapellen im Paznaun ist die Kerkerkapelle. 1760 kreierte der Tiroler Bildhauer Johann Ladner drei lebensgroße Holzfiguren, die heute das prägende Merkmal der Kapelle sind. Die Figuren stellen zwei wilde Soldaten dar, die den an die Geißelsäule gefesselten Christus verhöhnen. Ebenfalls sehenswert: die Rotwegkapelle nahe dem Visnitz-Wasserfall und die Ruhesteinkapelle auf den Weg nach Dias.
Tipp: Alle wichtigen Infos zu den Kapellen im Paznaun liefert der digitale Kapellenführer.
Drechseln, schnitzen und backen – diese Fertigkeiten durften früher in keiner Tiroler Landwirtschaft fehlen. In Kappl wird die alte Tiroler Handwerkstradition auch heute noch gelebt. An vier Terminen im Sommer präsentieren die Landjugend Kappl und der Tourismusverband Paznaun – Ischgl das alte Bauernhandwerk für Gäste und Einheimische am Dorfplatz der Gemeinde Kappl.
3. Ischgl – Metropole des alpinen Lebensstils
Bereits weit hinten im Tal liegt auf 1.376 Meter Seehöhe der Ort Ischgl. Umgeben von den Gipfeln der Silvretta im Süden und der Verwallgruppe im Norden bietet Ischgl von allem etwas.
Das einstige Bergbauerndorf wurde vor rund 1000 Jahren von Rätoromanen und im 13. Jahrhundert von den Walsern besiedelt. Ende des 17. Jahrhunderts entwickelte sich Ischgl zur Schmugglerregion. Aus wirtschaftlicher Not nahmen viele den beschwerlichen Weg über die Samnauner Berge in die Schweiz auf sich und tauschten dort regionale Produkte – wie Kartoffeln, Butter, Käse und selbstgebrannten Schnaps gegen Waren, die im Inland nur schwer zu bekommen waren. Dazu zählten vor allem Kaffee, Reis, Mehl, Seidenstrümpfe, Zucker, Gewürze und Tabak.
Das Schmuggeln war körperlich anstrengend und nicht ungefährlich. Ein gefüllter Rucksack wog knapp 50 Kilogramm. Um nicht von den Zöllnern ertappt zu werden, wurde die Tour meist bei schlechtem Wetter oder in der Nacht vorgenommen.
Heute führen auf den Spuren der Schmuggler wunderbare Wanderwege in die Schweiz. Um ein wenig Zeit und ein paar Höhenmeter zu sparen, fährt man dafür mit der Silvretta- und Flimjochbahn von Ischgl aus direkt auf das Flimjoch. Von hier bietet sich ein wunderbarer Rundblick in die umliegende Berggruppe des Samnaun, Silvretta- und Verwallgebietes.
Eine Zeitreise in die Vergangenheit erlebt man auch im Bauernmuseum Mathon: von Arbeitsgeräten für die Heuernte über die Webkammer bis hin zur Schlafkammer gibt es im Wirtshaus Walserstube viel zu entdecken. Restaurantgäste können das Museum im Rahmen der Öffnungszeiten kostenlos besuchen.
Eine Gondel aus den 60er-Jahren, alte Skier, Geräte zur Rettungs- und Bergtechnik, traditionelles Schuhwerk und vieles mehr gibt es im Museum der Silvretta Seilbahn zu entdecken. Interaktiv kann hier Seilbahngeschichte erlebt werden. Per Knopfdruck zeigt ein 3-D-Panorama sämtliche Liftanlagen der Silvretta Arena. Bunt erleuchtete Installationen ergänzen die Ausstellungsstücke um interessante Fakten rund um das Tiroler Skigebiet.
4. Galtür – Tor zu alpinen Welten
Die kleine Gemeinde Galtür zählt nur rund 800 Einwohner und liegt ganz hinten im Paznaun auf 1.584 m Seehöhe. Damit ist der Ort einer der höchstgelegenen in ganz Österreich.
Galtür wurde vor rund tausend Jahren gegründet, von Bergbauern, die ihre kleinen Herden aus Ziegen und Rindern im Frühjahr auf die Almen brachten und im Herbst in die Ställe holten. Hier zu leben, war sehr schwer.
Denn die Berge gaben wenig her, was der Mensch gebrauchen kann. Die Böden waren steil, karg und meistens unkultivierbar. Erst die Ankunft ausländischer Bergsteiger und der Bau der Jamtalhütte – dem ersten Hotel am Platz – ging es bergauf. Nicht zuletzt Ernest Hemingway machte Galtür mit seiner Kurzgeschichte „Ein Gebirgsidyll“ weltbekannt.
Heute ist Galtür ein Paradies für Wanderer, Hochtourengeher und Kletterer. In Galtür beginnt zudem die Silvretta Hochalpenstraße, die durch das Kleinvermunttal hinauf auf die Bielerhöhe mit dem Silvretta Stausee führt. Der Blick auf den Piz Buin ist faszinierend und macht Lust auf anspruchsvolle Bergtouren. Lokale Bergführer stehen bereit, um auch weniger erfahrene Bergsteiger auf die höchsten Gipfel zu begleiten.
Wer schon mal in Galtür ist, sollte das Alpinarium besuchen. Das moderne Ausstellungshaus ist gleichzeitig zentraler Bestandteil der 345 Meter langen und 19 Meter hohen Schutzmauer, die nach dem Lawinenereignis vom 23. Februar 1999 errichtet wurde. Das Verhältnis Mensch und Natur im alpinen Raum prägt die Dauerausstellung.
Eine echte Rarität ist übrigens der legendäre „Enzner“. Das Brennen des herben Destillats aus der Wurzel des Gelben Enzians hat in Galtür seit Jahrhunderten Tradition. Dabei ist das Graben der Enzianwurzen streng limitiert.
Im November 2013 wurde deshalb das Wissen um die Standorte, das Ernten und das Verarbeiten des punktierten Enzians in das Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen. Ab Herbst 2021 gibt es den Enzer endlich zu kaufen. Dank dem ersten kultivierten Enzianfeld der Alpen, kann die Produktion ausgeweitet werden.
Mehr Informationen zum Paznaun
Wer mehr zu den vielen Möglichkeiten im Paznaun erfahren möchte, besucht am besten die Seiten des Tourismusverbandes Paznaun-Ischgl. Die Start in den Sommer Seite beinhaltet darüber hinaus alle Informationen zum Sommersaisonstart, zu den Wochenprogrammen, der Silvretta Card, zu Veranstaltungen und vielem mehr.
15x nach Hause bekommen & nur 12x bezahlen
Wunsch-Startdatum wählen
Kostenlose Lieferung nach Hause
Mindestlaufzeit: 12 Ausgaben
Ohne Risiko: Jederzeit zum Monatsletzten unter Einhaltung einer 4-wöchigen Kündigungsfrist schriftlich kündbar. (Nach Ende der Mindestlaufzeit)