Zirbe, Bett, Hütte
Foto: Andreas Posselt

Die Geheimnisse des Zauberbaums

Die besondere Kraft der Zirbelkiefer wird im Alpenraum seit Jahrhunderten geschätzt. Neue Erkenntnisse legen nahe, dass und die Zirbe nicht nur besser schlafen lässt, sondern auch Herz und Hirn stärkt.

Sie hilft, unser Gehirn zu reinigen, unsere Gedanken zu ordnen, unser Herz zu schonen und unser Immunsystem einem Großputz zu unterziehen - schlicht weil sie uns hilft, gut zu schlafen. Dass das nicht ihre einzige Superkraft ist, belegen Studien des Kärntner Biologen Maximilian Moser.

In der Volksmedizin wird die Zirbe seit Jahrhunderten hoch geschätzt, nicht umsonst trägt sie den Namen „Königin der Alpen“.

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Nur: Warum eigentlich? So wie sie dasteht, hoch oben am Berg, mit ihrem knorrigen Stamm, von Flechten und Moos überwuchert und ganz zerzaust - wie soll diese alte Riesin aus Holz und Nadeln das Wohlbefinden eines Menschen aus Fleisch und Blut fördern, der ihr so gar nicht ähnlich ist?

Maximilian Moser, ein Kärntner Biologe, behauptet in seinem Buch „Die Kraft der Zirbe“, dass wir die Zirbe gar nicht so unähnlich sind. Seine Untersuchungen legen nahe, dass es Parallelen gibt zwischen Mensch und Zirbe; jene Mechanismen, die sich der Baum zunutze macht, um sich zu schützen, helfen uns auch.

Servus Mondpost

Die Zirbelkäfer wächst auf bis zu 2.500 Meter Höhe. In Regionen wie den Kärntner Nockbergen, dem steirischen Murtal oder den Tuxer Alpen in Tirol fühlt sie sich wohl, obwohl sie extremen Witterungsverhältnissen wie Kälte, Trockenheit und spätem Frost ausgesetzt ist, gegen die sie sich mit klugen Strategien wappnet.

  • Der Baum wächst langsam, kann selbst im Schatten Photosynthese betreiben und verschließt seine Nadeln mit Wachs, das ihn vor dem Austrocknen schützt.

  • „Da in großen Höhenlagen die Sonne intensiver scheint und das in ihr enthaltene ultraviolette Licht einen starken Stress für Plfanzenzellen darstellt, hat die Zirbe eine Reihe von Antioxidanzien in der Rinde, den Ästen, den Nadeln und Zapfen eingelagert", erklärt Maximilian Moser.

Baum, Zirbe, Sonnenschein
Foto: Andreas Posselt

Duftender Zellschutz

Die Zirbe nutzt diese Antioxidanzien, um radikale Stoffe wie Ozon abzubauen. Jene Sind an der gelben Farbe ihres Holzes und der rötlichen Färbung der Astansätze zu erkennen. Auch der menschliche Körper braucht Antioxidanzien, die seine Zellen vor vorzeitiger Alterung schützen, freie Radikale im Körpergewebe binden und sie damit unschädlich machen. Über ihr ätherisches Öl nehmen wir die kräftigenden Antioxidanzien der Zirbe in uns auf.

  • Forscher haben mehr als 125 verschiedene Terpene in Zirbenholz und -nadeln gefunden - Pflanzenwirkstoffe, die nachweislich die Herzschlagfrequenz senken und beruhigend, entzündungshemmend, atmungserleichternd und schmerzstillend wirken.

Die Harze, die die Zirbe in ihrem Holz bildet, um in hohen Lagen Wind und Wetter, aber auch Schimmelpilzen und Bakterien zu trotzen, machen den Baum für uns zusätzlich wertvoll. Am besten lösen lassen sich diese Harze mit Alkohol - die lange alpenländische Tradition des Zirbenschnapses hat also durchaus ihre Berechtigung: Der im Schnaps konservierte dunkelrote Pflanzenfarbstoff stärkt das Immunsystem, hält unerwünschte Mikroorganismen in Schach und beugt Entzündungen vor.

  • Die ungesättigten Fettsäuren in Zirbensamen, die der Tannenhäher auf seiner Suche nach Futter eifrig verbreitet und damit ein wichtiger Verbündeter der Zirbelkiefer ist, sollen vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen. Sie sorgen dafür, dass unsere Zellwände gut isoliert sind - eine Grundvorraussetzung für stabile Nervenaktivität.

Zapfen, Vogel, Tannenhäher
Foto: Andreas Posselt

Gesundheitliche Vorteile

Es ist die spezielle Komposition aus Harzen und Ölen, in der die Kraft der Zirbe steckt und die unsere Gesundheit auf verschiedene Weise unterstützt. Neben den positiven Auswirkungen auf Immunsystem, Nerven sowie Herz und Kreislauf kann die Zirbe den Blutdruck senken und Stress reduzieren. Maximilian Moser zitiert Studien, in denen allein die Berührung einer Holzoberfläche den Blutdruck der Probanden sinken ließ. Die Herzschlagfrequenz von Erwachsenen und Kindern ist in Büros und Schulklassen, die mit Zirbenholz ausgekleidet, nachweislich geringer.

  • Mädchen und Frauen empfinden die Wirkung von Zirbenholz physiologisch nachweisbar etwa doppelt so intensiv wie Männer, weil ihr Organismus sensibler auf Umwelteinflüsse reagiert.

Ihre größte Wirkung entfaltet die Zirbe aber - wie eingangs erwähnt - im Schlaf, und das kann nicht hoch genug geschätzt werden: „Wenn Sie gut schlafen, sind Sie am nächsten Morgen im Vergleich zum Vorabend biologisch jünger geworden. In der Nacht werken Heinzelmännchen unseres Immun-, Hormon- und Kreislaufsystems unermüdlich an unserer Gesundheit. Darum ist guter Schlaf so wichtig", erklärt Moser.

Im Rahmen einer groß angelegten Studie hat der gebürtige Kärntner untersucht, welche Auswirkungen Zirbenholz auf unseren Schlaf hat, und erstaunliche Ergebnisse erhalten. Im Zirbenholzbrett sparten Versuchsperson rund 3.500 von 28.000 Herzschlägen pro Nacht ein - „das entspricht einer Stunde Herzschlag", erläutert der Wissenschaftler. Das Zirbenholz bedingte ein Absinken der Herzfrequenz und gleichzeitig eine Aktivierung des Vagusnervs, das ist jener wichtige Nerv, der das Herz entspannt, Erholung ermöglicht und den Organismus vor Entzündungen schützt. Eine ähnliche Wirkung versprechen mit Zirbenflocken gefüllte Kissen.

Der erste Schlafzyklus - der berühmte „Schlaf vor Mitternacht" - in dem das Gehirn von schädlichen Stoffwechselprodukten und Eiweißen gereinigt wird und in dem die stärkste Erholung stattfindet, dauerte im Zirbenbett außerdem zwanzig Minuten länger als in einem herkömmlichen Bett. Die Versuchspersonen wachten erholter und ausgeruhter auf. Außerdem, so Maximilian Moser, schütze Zirbenholz vor Wetterfühligkeit, und es mache gesprächiger. Ob das der Grund für die meist sehr fröhliche Stimmung in Zirbenholzstuben ist?

Die Zirbe ist ein wahres Wunder der Natur. Mit ihren besonderen Inhaltsstoffen und ihrer Wirkung auf unser Wohlbefinden, unsere Gesundheit und unseren Schlaf verdient sie den Titel „Königin der Alpen" zurecht.

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