Schwarze Johannisbeere
Foto: Pixabay

Johanni: Lostag im Gartenjahr

Der Geburtstag von Johannes dem Täufer ist in der Natur ein wichtiger Lostag, der Bauern und Gärtnern seit jeher anzeigt, welche Arbeiten zu verrichten sind. Wir verraten, was vor, zu und nach Johanni zu tun ist.

Ende Juni ist jeder Garten an seinem Höhepunkt angelangt. Die Blütenfülle ist nicht mehr zu überbieten, und die erste Gemüse und Obsternte ist in vollem Gange. Die Sommersonnenwende am 21. Juni setzt auch noch der Schafskälte ein Ende; jetzt ist wohl kein Kälteeinbruch mehr zu erwarten. Der Sommer kann somit selbst aus gärtnerischer Sicht richtig beginnen.

Knapp nach der Sonnenwende folgt der Johannistag am 24. Juni. Er ist als Gedenktag Johannes dem Täufer gewidmet, der laut Überlieferung ein halbes Jahr vor Jesus geboren wurde. Es ist ein wichtiger Lostag, der Bauern und Gärtnern seit jeher anzeigt, wie sich das Jahr entwickeln wird und welche Arbeiten zu verrichten sind.

Anzeige
Bis an Johanni wird gepflanzt, ein Datum, das du dir merken kannst.
Traditionelle Bauernregel

Spargelsilvester und Saisonschluss für Stangengemüse

Johanni ist auch ein Scheidetag im Gartenjahr. Er markiert den Saisonschluss für Rhabarber und Spargel. Und das hat auch gute Gründe. Später im Jahr reichert sich nämlich im Rhabarber die Oxalsäure an – die Stiele sollten dann nicht mehr verzehrt werden. Die Pflanze braucht darüber hinaus bis zum Herbst Zeit, um die Blattverluste durch die Ernte wieder ausgleichen zu können und genügend Reserven für das kommende Jahr anzulegen.

Servus Mondpost

Ganz ähnlich verhält es sich beim Spargel: Mit dem „Spargelsilvester“ am 24. Juni ist Schluss. Erntet man danach weiter, fällt der Ertrag im nächsten Jahr viel geringer aus.

Johanni ist allerdings auch die Zeit für Blicke nach vorn, wie diese Bauernregel weiß. Sie besagt, dass nun alle Blüten bestäubt sein sollten, damit Obst und Gemüse ausreichend Zeit bleibt, gut auszureifen.

Bienen, die vor Johanni schwärmen, die tun des Imkers Herz erwärmen.
Traditionelle Bauernregel

Wem Johannes seinen Namen leiht

Nicht zufällig heißen unsere Ribiseln botanisch korrekt Johannisbeeren, zumal für sie jetzt die Saison beginnt. Aber nicht nur Pflanzen – man denke etwa auch an das nun erblühende Johanniskraut –, auch Tiere sind traditionell nach diesem Tag benannt: So bieten die Nächte jetzt ein kleines Spektakel, das Landwirte immer schon zu deuten wussten: „Wenn die Johanniswürmer glänzen, darfst du richten deine Sensen.“

Soll heißen: Sobald die Glühwürmchen schwärmen, ist Zeit für den Johannischnitt; diese späte Wiesenmahd schont die bodenbrütenden Tiere. Und schließlich meint der Johannistrieb Ende Juni den zweiten Austrieb von Laubgehölzen – Zeit fürs Heckenstutzen.

Johanniskraut
Foto: Pixabay
Johanniskraut wirkt antidepressiv und entzündungshemmend.

Was vor Johanni im Garten zu tun ist

Im Sommer will der Rhabarber Ruhe

  • Er schmeckt wie Obst und sieht aus wie Gemüse. Vorgetrieben lassen sich die ersten zarten Stiele vom Rhabarber im zweiten Jahr nach der Pflanzung bereits im April ernten. Die Stängel werden dabei nicht geschnitten, sondern herausgedreht, damit keine Stummel stehen bleiben.

  • Das frostharte Gemüse gedeiht auf sonnigen und halbschattigen Beeten in jedem Gartenboden. Nur schweres, nasses Erdreich verträgt der Rhabarber nicht. Gepflanzt wird bevorzugt im Herbst; alle sieben bis acht Jahre sollten die Wurzelstöcke mit einem Spaten geteilt werden, um ihre Vitalität zu erhalten.

  • Pro Pflanzloch gibt man einen halben Kübel Kompost (5 l) dazu und setzt die Wurzelstöcke so ein, dass sie etwa eine Handbreit hoch mit Erde bedeckt sind. Rhabarberpflanzen brauchen viel Platz; sie werden im Abstand von 1,5 x 1,5 m gepflanzt. Nach der Ernte wird mit einem ganzen Kübel (10 l) Kompost nachgedüngt und im folgenden Frühjahr wieder mit der Hälfte der Menge.

  • Bei anhaltender Trockenheit sollte der Rhabarber gelegentlich stark gegossen werden (10–20 l). Für einen maximalen Ertrag entfernt man bodeneben die Blütenstiele. Investiert die Pflanze nämlich zu viel Kraft in ihre Fortpflanzung, sprich: Samenbildung, dann bleibt weniger Energie für den Wuchs übrig.

  • Ab August tritt eine Ruhephase ein; die Blätter verwelken, die Pflanze zieht ein. Während es früher ausschließlich grüne Sorten gab, werden heute rote bevorzugt. Ihre dünneren Stiele schmecken auch milder. Das Laub der abgeernteten Stiele kann als Abdeckung für den Kompost oder als Mulchdecke für Beete mit jungen Gemüse- und Salatpflanzen verwendet werden. Oder man zerkleinert die Blätter und bereitet mit kochendem Wasser einen Tee zu, der – auf befallene Pflanzenteile gesprüht – gegen Mehltau hilft.

Bis der Spargel Silvester feiert

  • Grünspargel benötigt bis zur ersten Ernte zwei Jahre und ist wie der Rhabarber eine ausdauernde Staude. Entgegen der Annahme, dass er in Sandböden am besten gedeiht, fühlt er sich in jedem lockeren, humosen Boden wohl. Staunässe ist jedoch unbedingt zu vermeiden; am besten liegt der Grundwasserspiegel mehr als einen Meter unter der Erdoberfläche.

  • Der grüne Spargel ist robuster als der weiße und wächst auch genügsamer. Grüner Spargel ist zudem pflegeleichter, da das aufwendige Anhäufeln von Wällen entfällt. Er enthält mehr Vitamin C, Carotinoide und Biophenole und muss nicht geschält werden.

  • Grünspargel wird nicht gestochen, sondern einfach in Bodennähe mit dem Messer abgeschnitten. Nach dem Johannistag am 24. Juni, dem Spargelsilvester, endet die Ernte, um den Pflanzen Erholung zu gönnen.

  • Grünspargel wird alle 40 cm gepflanzt; während der Wartezeit von zwei Jahren schneidet man im Herbst das Kraut ab. Für einen guten Start wird bei der Pflanzung mit Kompost gedüngt (Mischung mit Gartenerde im Verhältnis 1:1) und, sobald die Pflanzen austreiben, mit Rasenschnitt oder krautigen Gartenabfällen gemulcht. Die gesamte Wachstumszeit über muss der Boden regelmäßig feucht gehalten werden.

Junge Rhabarberpflanze, Gartenwissen, Johanni
Foto: Pixabay
Wird der Rhabarber nicht bis zum 24. Juni ganz abgeerntet, kann er durchaus noch den Sommer über ein dekorativer Blickfang sein.

Was zu Johanni im Garten zu tun ist

Der Tag der schwarzen Nüsse

Schwarze Nüsse sind hierzulande eine Spezialität. Die Prozedur zur Herstellung braucht ihre Zeit, aber sie lohnt sich: Dazu werden traditionell am Johannistag oder, je nach Witterung, kurz davor die unreifen grünen Walnüsse vom Baum geerntet. Die Schalen der Nüsse sollten noch so weich sein, dass man mit einem Zahnstocher hineinstechen kann. Genau das ist um diese Zeit der Fall, da sie noch nicht verholzt sind.

  • Bei der Ernte trägt man Gummihandschuhe, um sich vor der Gerbsäure zu schützen, die tagelang die Finger verfärbt.

  • Die frisch geernteten Nüsse werden gewaschen, mehrmals angestochen und zwei bis drei Wochen lang in kaltes Wasser gelegt, damit sich die bittere Gerbsäure herauslöst. Das Wasser sollte täglich gewechselt werden.

  • Danach werden die bereits dunkel verfärbten Nüsse mit kochendem Wasser übergossen und nach etwa zehn Minuten mit kaltem Wasser in einem Küchensieb abgeschreckt.

  • In aufgekochtem Zuckerwasser und mit Vanille, Zimt und Gewürznelken verfeinert, köcheln die derart vorbereiteten grünen Nüsse eine halbe Stunde vor sich hin, bis sie vollends schwarz geworden sind.

  • In Schraubgläser gefüllt und kühl gelagert, erreichen die sogenannten Johanninüsse nach zwei Jahren ihr volles Aroma.

Walnüsse, Gartenwissen, Johanni
Foto: Pixabay
Am Johannistag werden unreife grüne Walnüsse vom Baum geerntet, um daraus aromatische Johanninüsse zu machen.

Was nach Johanni im Garten zu tun ist

Auf in die Kirschwochen

  • Die Reifezeit der Kirschsorten teilt man in Kirschwochen ein, die der deutsche Obstbaukundler Christian Truchseß von Wetzhausen zu Bettenburg (1755–1826) festlegte. Er wählte die Sorte „Früheste der Mark“ als Startsorte (Kirschwoche 1). Sie reift je nach Witterungsverlauf unterschiedlich, an einem warmen Standort und in warmen Jahren bereits Mitte Mai. Die erste Kirschwoche fällt also von Jahr zu Jahr anders, wobei die Abfolge immer gleich bleibt.

  • Johanni fällt meist in die vierte Kirschwoche; in dieser und danach reifen die meisten Sorten, ab der 6. und 7. Kirschwoche etwa „Schneiders späte Knorpelkirsche“ und auch „Regina“.

  • Eine Kirschwoche kann je nach Witterung kürzer oder länger als eine Woche dauern (zwischen 5 und 10 Tagen). Schneidet man zur Erntezeit ganze Äste samt reifer Früchte ab, lassen sie sich gemütlich am Boden pflücken. Keine Sorge, dem Baum macht das nichts aus: Die Möglichkeit, gleichzeitig zu schneiden und zu ernten, ist nämlich eine Besonderheit der Kirschen. Dabei wird die Krone ausgelichtet und das Seitenwachstum gebremst. Bei sehr kräftig wachsenden Bäumen wird so auch der Wuchs gehemmt und die Bildung von Fruchtholz gefördert. Dieser Sommerschnitt lässt die Wunden gut verheilen, weil das vegetative Wachstum zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschlossen ist.

Zeit für ein bissl Ribisel

  • Das Pflücken der roten, schwarzen oder weißen Ribiseln geht um den 24. Juni los, weshalb die Pflanzengattung ja auch Johannisbeere (ribes) heißt.

  • Die Sträucher sind Flachwurzler, daher schadet die Bodenbearbeitung um sie herum oft mehr, als sie nützt. Eine Mulchschicht aus Grasschnitt oder Holzhäcksel schützt die Wurzeln im Sommer vor dem Austrocknen.

  • Stehen die Pflanzen aber auf durchlässigem, humosem Boden, gedeihen sie unkompliziert. Sobald der Strauch abgeerntet ist, folgt der Schnitt. Da Johannisbeeren an den jungen Trieben ihre Früchte ausbilden, darf man dabei beherzt vorgehen. Nach innen wachsende Triebe und alte Zweige werden entfernt. 9 bis 12 Haupttriebe bleiben übrig, von ihnen werden die unteren Seitenäste bis in etwa 30 cm Höhe weggeschnitten. Ältere Seitentriebe kürzt man ein, junge bleiben, um im nächsten Jahr Früchte zu tragen.

Ribisel, rote Johannisbeere, Gartenwissen, Johanni
Foto: Pixabay
Um den 24. Juni geht die Ernte los, weshalb die Pflanzengattung auch Johannisbeere heißt.
Anzeige