Efeu: Sortenauswahl, pflanzen, pflegen & vermehren
Sinnbild der Treue und Orakel der Liebenden, robuster Kletterkünstler und spätwinterliche Futterquelle für heimische Vögel. Und ein botanisches Wunder ist der Efeu auch, immerhin kann er bis zu 400 Jahre alt werden.
Ruhmreiche Dichter bekränzte man im Altertum mit Efeuranken, und speziell die Römer schmückten ihre Trinkgefäße bei Gelagen zu Ehren des Gottes Bacchus mit der als heilig geltenden Kletterpflanze. Keine so gute Idee, würde man heutzutage einwenden. Denn die Blätter und blauschwarzen Früchte sind wegen der enthaltenen Saponine für Mensch und Tier hochgiftig. Nur Amsel, Drossel, Gartenrotschwanz und ihre gefiederten Kollegen sind dagegen immun und freuen sich über die Beeren, die sie trotz geschlossener Schneedecke und eisigem Frost in Hülle und Fülle vor den Schnabel bekommen.
Weil der unscheinbare Efeu ein wenig „gegen die Jahreszeiten“ blüht und gedeiht, ist er auch für Bienen und andere Insekten ein kostbarer Schatz in schwierigen Zeiten: Zwar blüht die Pflanze erst nach acht bis zehn Jahren zum ersten Mal, dann aber bis in den Oktober hinein. Sie trägt grün-gelbe, kugelige Blütenstände voll von winzigen, sternförmigen Blüten mit süßlichem Duft. Und so brummt und summt es auch noch an sonnigen Spätherbsttagen unsichtbar zwischen den großen Blättern.
Mystische Bedeutungen
Der Efeu ist übrigens der einzige heimische Wurzelkletterer in Mitteleuropa – und ein immergrünes Sinnbild für die Unsterblichkeit. In der christlichen Hoffnung auf ewiges Leben wurde er zur traditionellen Friedhofspflanze. Das verlieh ihm auch volkstümliche Namen wie „Mauerewig“, „Totenranke“ und „Wintergrün“.
Vor allem ist der Efeu eine mythenbehaftete Pflanze: Bereits in Texten von Vergil und Plinius wird er gepriesen. Im antiken Griechenland war er dem Dionysos gewidmet. Das war der Gott des Weines, der Freude und der Fruchtbarkeit und gleichsam das olympische Pendant zum eingangs erwähnten Bacchus. Der Legende nach wurde Dionysos bei seiner Geburt von den schnellwüchsigen Efeuranken umschlungen und dadurch vor dem Zorn und den tödlichen Blitzen seines Vaters Zeus geschützt.
Namensgebung
Auf diese verschlungene Wuchskraft bezieht sich auch der botanische Name Hedera helix: Ersteres leitet sich vom griechischen Wort für sitzen ab, und zweiteres bedeutet winden oder herumdrehen.
Dass sich die langlebigen Efeuranken oftmals eng um alte Baumstämme schlingen, machte die Pflanze auch zum Sinnbild für Treue und Zuverlässigkeit. Aus dieser Symbolik hat sich auch ein bei uns lange verbreitetes Eheorakel entwickelt: Am Abend des 24. Februar, dem Namenstag für Matthias, ließ man Efeublätter im Wasser schwimmen. Wenn sie sich am nächsten Morgen berührten, galt das als Zeichen für eine kurz bevorstehende Hochzeit und eine lange, glückliche Ehe. Die alte umgangssprachliche Bezeichnung „Matthiaskraut“ geht auf diesen schönen Brauch zurück.
Einen anderen Beinamen trägt der Efeu eher zu Unrecht: „Baumtod“ ist er nämlich keiner. Seine Triebe haften nur an der Rinde, ernähren sich aber nicht über und auch nicht vom Baum. Kleine Einschränkung: Junge Bäume können Schaden nehmen, wenn sie so stark überwuchert werden, dass sie nicht genug Licht bekommen.
Lebenszyklus
Apropos Lebenserwartung: Stattliche 200 Jahre kann eine Efeupflanze alt werden, es wird sogar von bis zu 400 Jahre alten Exemplaren berichtet. Wenn wir vom natürlichen Alterslimit eines Baumes ausgehen, überlebt ihn der darüber wachsende Efeu also mit Leichtigkeit.
Noch eine Eigenschaft macht den Efeu zu etwas Besonderem im Pflanzenreich:
Er entwickelt eine Altersform. Mit dem Übergang zur Blühfähigkeit, also nach acht bis zehn Jahren, bildet die Pflanze keine Haftwurzeln mehr aus und klettert auch nicht mehr – die neuen Triebe wachsen wie bei einem Strauch seitlich weg.
Gleichzeitig sind die Blätter nicht mehr charakteristisch gelappt, sondern eher glattrandig und lang zugespitzt. Für diese Entwicklung braucht der Efeu allerdings Licht.
In sehr schattigen Lagen kommt er nie zur Blüte und wächst daher zeit seines langen Lebens in der kletternden, rankenden Jugendform.
Standort, pflegen & vermehren
Ob jung oder alt: Der Kletterkünstler ist ein ebenso vielseitiger wie unkomplizierter Freund des Gärtners. Wer einen besonders unverwüstlichen Bodendecker sucht oder unschöne Wände ganzjährig begrünen möchte, ist mit dem Efeu gut beraten.
Er gedeiht auch an halbschattigen Standorten, im Winter wirkt er mit seinen dichten Blättern isolierend, im Sommer dagegen kühlend.
Er verkahlt nicht wie viele andere Klettergewächse von der Basis her, sondern bleibt zuverlässig bis ganz unten grün belaubt.
Und mit Stecklingen, die in feuchte Erde gesetzt werden, lässt er sich zudem leicht vermehren.
Das funktioniert sowohl beim heimischen, sehr kräftigen und robusten Efeu (Hedera helix) als auch bei Zwergformen für Balkonkistchen und Schalenbepflanzung.
Die Sortenvielfalt ist groß: „Goldheart“ oder „Sulphur Heart“ etwa weisen eine gold- bzw. schwefelgelbe Zeichnung auf. „Eleganz“ hat weiß-grün gezeichnete Blätter, die Sorte „Ritterkreuz“ erinnert mit ihren tief gelappten Blättern tatsächlich an die Form eines Kreuzes.
Die Klettereigenschaften sind je nach Züchtung mehr oder weniger stark ausgeprägt. Vor dem Kauf sollte man daher unbedingt klären, ob die Sorte wunschgemäß zuverlässig klettert oder eben nicht.
Wer im Herbst den Efeu in strahlenden Gelb- und Röttönen erstrahlen sehen möchte, muss zu diesen Sorten greifen:
Artropurpurea
Nussloch
Harrison
Kobby
Steinweiler
Medizinischer Zufallstreffer
Und weil der Efeu so vielseitig ist, hat er natürlich auch einen Platz in der Volksheilkunde gefunden. Allerdings nur durch Zufall: Einem Arzt fiel auf, dass Kinder, die ihre Milch aus Schüsseln tranken, die aus Efeuholz gefertigt waren, seltener Husten bekamen. Inzwischen hat die Wissenschaft diese Wirksamkeit bei Atemwegserkrankungen bestätigt. Aber wegen des Gifts in der Pflanze sollte man sich die Heilkraft des Efeus gegen Husten und Bronchitis ausschließlich in Form fertiger Präparate aus der Apotheke holen.
Efeu (Hedera Helix)
Familie: Araliengewächse (Araliaceae).
Standort: absolut anspruchslos, gedeiht nicht nur in der Sonne, sondern auch im Halb- und Tiefschatten.
Pflege: Rückschnitt nach Bedarf; jederzeit möglich.
Pflanzung: Pflanzabstand ca. 30 cm; wenn die Begrünung möglichst rasch gehen soll, auch enger. Die Vermehrung durch Abschneiden bewurzelter Triebe oder Stecklinge ist sehr einfach.
Gartensorten: „Goldheart“, „Sulphur Heart“, „Eleganz“, „Ritterkreuz“ u. v. m.
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