Wissenwertes über das Veilchen
Wer das Veilchen einmal in den Garten aufgenommen hat, wird es schnell ins Herz schließen. Die kleine Viola blüht nicht nur in allen Farben, sondern auch als eine der Ersten und Letzten im Jahr.
Zur Zeit von Herzog Otto dem Fröhlichen gab es im Raum Wien einen schönen Frühlingsbrauch: Wer das erste Veilchen des Frühjahrs fand, durfte die Botschaft sogleich persönlich dem Herzog überbringen. Otto rief dann unverzüglich zu einem Festzug auf. In großer Gesellschaft und begleitet von Musik zog man zum Fundort, um das Blümlein zu pflücken.
Schon in den antiken Sagen leitete die Veilchenblüte den Frühling ein: Wenn Persephone aus der Unterwelt emporstieg, um die Fluren neu zu beleben, blühten unter ihren Schritten Veilchen auf. Und noch heute werden etwa in der Bretagne am Karfreitag Veilchen ausgesät, um den Lenz herbeizulocken. Die Hoffnung auf Frühling führte dazu, dass das Blümchen auch ganz allgemein zum Symbol der Hoffnung wurde.
Ein Österchen im Unterholz
Wer von einem Veilchen träumt, sagt der Volksmund, dem stehen eine interessante Begegnung und das Wohlwollen einer Person bevor. Ein solch willkommenes Omen herbeiführen lässt sich wohl am besten bei einem Schläfchen in der Frühlingssonne – angeregt durch den Veilchenduft aus der Wiese.
Als erster und wohl bekanntester Vertreter der Gattung blüht das Duftveilchen (Viola odorata). Jedes Jahr freuen wir uns aufs Neue, wenn die zarten Blüten am Waldrand und im lichten Unterholz erscheinen. Und der Volksmund dankt es dem Pflänzchen mit liebevollen Namen wie Österchen, Heckenveigerl, Märzveigerl, Märzwohlgeruchblume oder Osterveigerl.
Die Familie der Veilchengewächse umfasst vielerlei Geschöpfe, darunter auch das bekannte Stiefmütterchen (Viola wittrockia na) und das Hundsveilchen (Viola canina).
Gleich nach dem Duftveilchen als echtem Frühlingsboten beginnt ab April die Hauptblütezeit des Hornveilchens (Viola cornuta). Es wird 10 bis 20 cm hoch, sieht dem Stiefmütterchen recht ähnlich, hat aber kleinere Blüten und taucht deshalb manchmal auch unter der Bezeichnung „Miniaturstiefmütterchen“ auf. Die kleinen Blüten tragen an der Rückseite einen charakteristischen, aus der Blüte herausgezogenen Sporn, worauf sowohl der lateinische als auch der deutsche Name des Hornveilchens zurückzuführen sind, denn „cornuta“ bedeutet „gehörnt“.
Kleine Wilde mit langer Blühdauer
Auch von der ursprünglichen Wildform des Hornveilchens, die in den Pyrenäen zwischen Felsen und auf Grasland wächst, gibt es zahlreiche reizvolle Gartensorten. Wer sie einmal im Garten hat, wird sie lieben, denn Hornveilchen zählen zu den Pflanzen mit der längsten Blühdauer. Lediglich bei starkem Frost wird das farbenfrohe Spiel unterbrochen.
Hornveilchen gedeihen unkompliziert als Unterpflanzung größerer Gewächse, als Beeteinfassung und im Staudenbeet, in Kübeln, Balkonkästen und Blumenampeln und leuchten sogar aus Wegeritzen und Mauerspalten. Werden sie nach der ersten Blüte zwischen Mai und August um die Hälfte zurückgeschnitten, dürfen wir uns schon im Herbst über weitere Blüten freuen.
Ei Veilchen, liebes Veilchen, so sag doch einmal an: Warum gehst du ein Weilchen, den Blumen all voran? Weil ich bin gar zu kleine, drum komm ich vor dem Mai, denn kam ich nicht alleine, so gingt ihr mir vorbei!Volkslied von Carl Reinecke (1824–1910)
Wer möchte, dass sich die Blumengesichter nach Lust und Laune im Garten ausbreiten, darf sie nicht zurückschneiden, sondern muss sie aussamen lassen. Dann kann man gespannt abwarten, wo die kleinen Wilden im kommenden Frühjahr auftauchen. Hornveilchen kreuzen sich so leicht, dass es unzählige Hybriden in allen Blütenfarben gibt, von Weiß, Gelb, Rosa, Violett und Blau bis zur fast schwarzen Sorte „Molly Sanderson“.
Das Hornveilchen hat wie auch das Duft- und das Parmaveilchen (Viola suavis) eine hochgeschätzte Eigenschaft: den Wohlgeruch.
Bei Festgelagen in der Antike wurden deshalb Veilchensträuße und Veilchenkränze gereicht, deren Duft vor Rausch und nachfolgenden Kopfschmerzen bewahren sollte. Das Veilchen war sowohl Symbol der Fruchtbarkeit, galt aber auch als Blume der Mäßigung und der Bescheidenheit.
Meister Homer beklagte sich über diesen allem Anschein nach übermäßigen Veilchenkult: ...die Olivenhaine werden vernachlässigt, weil nur Rosen, Veilchen und anderes duftende Unkraut auf den Gartenbeeten gepflanzt sind...
Aber auch dieser unverblümte Tadel des griechischen Dichterfürsten konnte die Beliebtheit der Veilchen beim Volk nicht bremsen. Lange Zeit später, ab 1900, wurden viele Sorten von eigenen Gärtnereien in großer Zahl gezüchtet. Das Veilchen war in Europa zur Modepflanze aufgestiegen.
Während man früher frische Veilchenblüten auf den Fußboden streute, um den Raumgeruch zu verbessern, erfüllt heute ein Potpourri mit getrockneten Veilchen den gleichen Zweck. So manches Parfum basiert auf Veilchenduft. Und in der Aromatherapie soll dieser Aggressionen dämpfen, den Schlaf fördern und in heiklen Momenten für klaren Kopf sorgen.
Veilchen in Salat und Aufstrich
Eher ins Reich der Märchen gehört die Bedeutung als „Wunderblume“, die dem Veilchen einst im deutschsprachigen Raum angedichtet wurde: Es galt als Zeigerpflanze für verborgene Schätze. Wo Veilchen wachsen, werden sich Höhlen in den Bergen öffnen, in denen Reichtümer auf die glücklichen Finder warten. Ebenso fabelhaft wie dieser magische Fingerzeig mutet auch das Gerücht an, man bekomme vom Riechen an den Hundsveilchen Sommersprossen oder werde gar toll.
Kein Gerücht hingegen ist die Eignung von Horn- und Duftveilchen als schmückende Zutat für diverse Küchenschmankerln: Sie werden gern als essbare Dekoration für Suppen, Salate, Aufstriche, Rohkost- und Käseplatten mit extrabuntem Pfiff, aber auch für süße Desserts genommen.
Die absolute kulinarische Hochblüte der Gattung Viola fand aber eindeutig im 15. und 16. Jahrhundert statt: Damals wurden die Blümchen wahlweise in Honig gekocht, mit Mandeln und Rosenwasser zu einer Art Marzipan verarbeitet, in Essig eingelegt und zum Färben von Speisen verwendet.
In Eiweiß getaucht, mit Staubzucker bestreut und im Backofen erhitzt, entstehen auch heute noch die berühmten kandierten Veilchen.
Hornveilchen (Viola cornuta)
Familie: Veilchengewächse (Violaceae).
Standort: Sonnige bis lichte, halbschattige Standorte, nicht zu heiß; Verwendung im Steingarten, als Beeteinfassung, im lichten Schatten von Gehölzen und Hecken, als Topfbepflanzung.
Pflege: Rückschnitt um die Hälfte nach der ersten Blüte. Vor Schnecken schützen! In rauen Klimagebieten überlebt das Hornveilchen den Winter meist nicht, samt sich aber gern im ganzen Garten aus.
Pflanzung: Im Frühjahr und Herbst; der Boden soll locker-humos und durchlässig sein.
Blütezeit: Vom zeitigen Frühjahr bis in den späten Herbst. Hauptblüte von April bis Juni und ein zweites Mal im September und Oktober.
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