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Handwerk

Karin Böhmers Waldviertler Wildblumensamen

In Voitsau im südlichen Waldviertel sammelt Karin Böhmer Wildblumensamen von den Wiesen. Wie aus einem Uni-Projekt mit einem kräftigen Schuss Pioniergeist der schönste Arbeitsplatz wurde, den man sich denken kann.

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Foto: Monika Löff
Auf der Hausleit’n-Wiese: Karin zwischen Wiesensalbei & Wiesenmargeriten.

Karin bückt sich und zupft ein paar Blättchen Wilden Thymian ab. „Deswegen riecht es hier so gut,“ sagt sie. Hier ist die Hausleit'n-Wiese bei Voitsau im südlichen Waldviertel. Das ist Karin Böhmers Platz, an dem sie Wildsamen sammelt und damit einen wertvollen Beitrag in Sachen Umwelt- und Bienenschutz leistet. Und nebenbei auch Freizeitgärtner glücklich macht.

Karin Böhmer beim Wildblumen-Sammeln: 400 kg Blumen ergeben nur 20 kg Samen.
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Seit mehr als 30 Jahren sammelt Karin Böhmer nun schon Wildblumensamen. Dass sie zu einer Pionierin botanischer Nachhaltigkeit und Vielfalt wurde, sei Zufall gewesen. „Noch während meines Studiums habe ich an einem Projekt gearbeitet, in dem es um die naturnahe Gestaltung von Straßenbegleitflächen ging. Dafür habe ich Samen gesucht und sie nirgends in Österreich bekommen. Also habe ich angeboten, sie selbst zu sammeln." Heute sammelt sie nicht nur für sich, sondern auch für ihre Kunden. Mit der Voitsauer Wildblumensamen-Initiative sorgt sie dafür, dass die Blumenvielfalt nicht verloren geht.

Servus Mondpost

Ein besonders artenreicher Lebensraum

Von 900 Wildblumenarten sammelt die Expertin die Samen. Einen Teil davon auf der von ihr gepachteten Hausleit'n. Die Hausleit'n ist eine Wiese mit rund hundert verschiedenen Pflanzenarten. Das ist eine gewaltige Vielfalt im Gegensatz zu den heute so weit verbreiteten gedüngten, hochwüchsigen Futterwiesen, die kaum mehr als 20 Arten einen Lebensraum bieten.

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Den Rest sammeln sie und ihre Mitstreiter – wie Astrid Dengscherz – in der Steiermark, in Kärnten und im Burgenland. Mehr als zweihundert verschiedene Wiesenflächen sind ihre Quellen. Und natürlich haben sie für alle eine Sammelerlaubnis.

Wir haben den schönsten Arbeitsplatz, den man sich denken kann.
Astrid Dengscherz

Ein Dachboden voller Blumensamen

Die geernteten Samen kommen dann auf den Dachboden zum Trocknen. Genau beschriftete Karteiblätter geben Auskunft über Sorte, Fundort und Sammeldatum.

Warm und trocken ist es auf Karin Böhmers Dachboden, ideale Bedingungen zum Trocknen des Saatguts.

Im Winter ist es dann Zeit, die Schätze von der Pflanze zu trennen. Die Reinsamen kommen in die Laden alter Apothekerschränke. Bereit, um in verschiedene Samenmischungen verteilt zu werden.

Aus den Samen, die auf Leintüchern ausgebreitet werden, mischt Karin Böhmer Wiesensamen-Kombinationen.

Dieser letzte Arbeitsschritt hat besondere Schöpfungskraft. Denn was Karin Böhmer hier mischt, wird später zu einem lebendigen Wiesenorganismus, an dem sich Insekten wie Bienen und wir Menschen erfreuen.

Blumenwiese, Voitsau, Wildblumensamen
Foto: Monika Löff
Wie schön ist so eine naturbelassene Wiese voll duftender Blüten und wogender Gräser!
Jede Wiese ist schließlich mehr als die Summe ihrer Teile.
Karin Böhmer

So wachsen die Blumen: Zum Keimen und Wachsen brauchen alle Wildpflanzen einen gut gelockerten Boden. Wollen Sie eine vorhandene Wiese mit Pflanzen anreichern, sorgen Sie fleckenweise für offenen Boden. Mischen Sie die Samen gut durch, bevor Sie sie ausstreuen.
Nach dem Anbau sorgen Sie durch Anwalzen, Einrechen oder Angießen dafür, dass die Samen in Kontakt mit der Erde kommen. Keinesfalls dürfen die Wildblumensamen jedoch tiefer als 1 bis 2 mm mit Erde bedeckt werden, da viele sonst nicht mehr keimen können. Einige Samen benötigen einen Kältereiz für die Keimung. Daher sind das zeitige Frühjahr oder der Herbst für die Aussaat am besten. Geben Sie den Blumen Zeit zu keimen, und düngen Sie nicht.

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