Naturapotheke

Wilde Kräuter von der Alm: Über Sorten, Ernte und Verarbeitung

Wer aufmerksam über die heimischen Almen wandert, kann am Weg so allerhand wertvolle Almkräuter entdecken. „Kräuterengerl“ Christine Buchegger aus Strobl am Wolfgangsee zeigt ihre liebsten wilden Helfer und Rezepte.

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Foto: Katharina Mitterlehner
Aus frisch gesammelten Almkräutern machen wir ganz einfach Kräutertopfen, Kräuterbutter, Kräutersalz und -essig.

Christine Buchegger hat uns im Zuge der Servus-Sommerfrische am schönen Wolfgangsee mit auf die Postalm genommen und all ihre Geheimnisse rund ums Kräutersammeln und -verarbeiten verraten.

Wer den Weg zur Natur findet, findet auch den Weg zu sich selbst.
Christine folgt dem Motto von Dichter Karl Ender
Kräuterengerl Christine Buchegger schärft auf der Postalm unsere Sinne für Almkräuter.

Was man beim Sammeln von Wildkräutern beachten sollte

  • Wann ist der ideale Zeitpunkt, um Wildkräuter zu sammeln?
    Am besten ist das Sammeln von Kräutern in der Mittagszeit, wenn die Pflanzen abgetrocknet sind. Dann sind die ätherischen Öle am intensivsten und wirkungsvollsten.

  • Drei Tage zuvor sollte es nicht geregnet haben.

  • Beim Sammeln ist es wichtig, die Naturschutzgesetze einzuhalten, sich ruhig zu verhalten und auf die Tier- und Pflanzenwelt Rücksicht zu nehmen. Wenn größere Mengen geerntet werden, muss man den Grundbesitzer um Erlaubnis fragen.

  • Die Wiesen sollten nicht gedüngt sein oder an der Straße liegen, keine Hundewiesen.

  • Man nimmt nur sauberes und frisches Pflanzenmaterial.

  • Womit werden Almkräuter geerntet?
    Die Kräuter mit einem Messer, einer Schere oder einen kleinen Zange abschneiden, damit die Wurzeln in der Erde bleiben und die Pflanze im nächsten Jahr wieder austreiben kann. Wenn die Wurzel entnommen wird, entweder ein kleines Holzstöckchen oder ein Rehkrickerl verwenden.

  • Die Alm-Schätze fühlen sich in einem Korb, einer Holzschale aus Zirbe oder einer Stofftasche besonders wohl.

  • Nach dem Sammeln sollten die Kräuter rasch verarbeitet werden, damit sie nicht verderben und dann in der Biotonne landen müssen.

  • Nur pflücken, was man wirklich kennt und nur so viel nehmen, wie man tatsächlich braucht. Pflanzen, die unter Naturschutz stehen bleiben, wo sie sind.

Diese Kräuter findet man auf der Alm

1. Thymian oder Quendel

  • Die Thymiane sind eine Gattung mit etwa 250 Arten. Seine besondere Heilkraft steckt im blühenden Kraut, das ätherische Öle enthält, die antibakteriell wirken (Thymol). Daher auch der Spruch: „Die nächste Grippe kommt bestimmt, doch nicht zu dem, der Thymian nimmt.“ Volkstümlich wird der wilde Thymian auch Quendel genannt.

  • Er wirkt sekretlösend bei allen krampfartigen Bronchialerkrankungen und festsitzendem Husten. Lässt man den Tee länger ziehen, sodass sich viele Gerbstoffe lösen, hilft er auch gegen Durchfall. Weil Thymian desinfizierend, säubernd und pilzhemmend sein soll, wird er auch bei unreiner Haut angewandt. Außerdem lindert er Frauenbeschwerden.

  • Tymian sammeln: Blüten und Blätter
    Thymian blüht blassrosa zwischen Mai und Oktober. Seine Blätter duften zitronig.

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Foto: Katharina Mitterlehner
Der Thymian ist Ende August schon beinahe abgeblüht. Ein paar Exemplare mit lila Blütenköpfen konnten wir aber noch finden.

2. Schafgarbe

  • Die Scharfgarbe ist auch als Mensleiterl, Gockel, Tausendblatt, Frauendank oder Schafszunge bekannt.

  • Aus Blüten und Knospen lässt sich Kräutersirup machen; Blätter würzen herb bis scharf, muskatartig, sind auch zum Ansetzen in Öl und getrocknet als Tee geeignet. Suppen, Wildgemüse, Kräutersalz können ebenfalls damit gezaubert werden.

  • Die Schafgarbe wirkt beruhigend und krampflösend. Sie kommt bei Erkältungskrankheiten und Hautentzündungen zum Einsatz.

  • Schafgarbe sammeln: junge Blätter, Blüte und blühendes Kraut
    Sie gedeiht auf Äckern, Wiesen und am Straßenrand. Zarte Blätter findet man im März, weiche Blätter unterhalb der Blüte gibt es bis September, auch Knospen und Blüten haben das typische Aroma.

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Foto: Mauritius Images
Schafgarbe

3. Gewöhnlicher Augentrost

  • Darin enthalten sind Glykosid rhynnantin, Gerbstoffe und ätherische Öle.

  • Das Pflänzchen unterstützt bei Bindehautentzündungen, überanstrengten Augen und Verdauungsbeschwerden.

  • Augentrost sammeln: ganze Pflanze ohne Wurzel
    Augentrost wächst einjährig, wird bis 30 cm hoch und hat weiße bis blasslila Blüten mit violetter Oberlippe und gelbem Schundfleck. Man findet ihn auf mageren, trockenen Wiesen, aber auch in Heiden und Mooren.

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Foto: Katharina Mitterlehner
Der Augentrost wird seinem Namen gerecht: Er hilft etwa bei Bindehautentzündungg.

4. Roter Wiesenklee

  • Rotklee gilt als Fruchtbarkeitsmittel, wenn seine Blüten mit Blättern von der Pfefferminze und Himbeeren vermischt und mindestens zwei Monate lang täglich über den Tag verteilt getrunken werden.

  • Junge Blätter und Triebe sind besonders nahrhaft, die Blüten werden über Salat oder Porridge gestreut. Die Blätter schmecken nach Erbsen oder Vogerlsalat und vollenden Salate und Suppen, die süßen Blüten sind hübsch als Deko und schmecken auch im Teig gebacken.

  • Wiesenklee sammeln: Blüten und Blätter
    Er blüht in schönem Lila von April bis Oktober auf Wiesen und Feldern.

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Foto: Katharina Mitterlehner
Roter Wiesenklee sieht in Salaten oder einer Kräuterbutter besonders hübsch aus.

5. Rossminze

  • Zur Rossminze sagt man auch gerne Waldminze oder Bachminze.

  • Sie wird für Aufstriche, Salate, Saucen, als Gewürz zu Fisch, Huhn, Gemüse und zu Obstsalaten und Bowle verwendet.

  • Rossminze sammeln: Blüten und Blätter
    Man findet sie am Wegesrand, an Gräben und bei Ufern und in Feuchtwiesen. Die Pflanze blüht von Juli bis in den September und erreicht dabei eine Höhe von bis zu 1 Meter.

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Foto: Katharina Mitterlehner
Rossminze ist bei Verdauungsproblemen ein erprobter Helfer.

6. Gewöhnlicher Frauenmantel

  • Frauenmantel hilft, wie der Name schon vermuten lässt, bei Frauenbeschwerden und unterstützt den Darm.

  • Darin enthalten sind Gerbstoffe, Bitterstoffe, ätherische Öle und Saponin

  • Frauenmantel sammeln: Blätter und blühendes Kraut
    Der Frauenmantel gehört zur Familie der Rosengewächse und wird bis zu 50 Zentimeter hoch. Man findet ihn ihn vor allem auf sonnigen, feuchten Wiesen und in Hanglagen.

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Foto: Katharina Mitterlehner
Frauenmantel lindert Wechsel- und Unterleibsbeschwerden.

7. Spitzwegerich

  • Darin enthalten sind Gerbstoffe, Schleimstoffe und Saponin

  • Spitzwegerich hilft bei Erkältungsbeschwerden, Verdauungsproblemen und gilt als Wundkraut. Wenn man in der Natur von einem Insekt gestochen wird, tut es gut, ein angeriebenes Blatt auf den Stich zu legen. Das wirkt abschwellend.

  • Spitzwegerich sammeln: Blätter zur Blütezeit

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Foto: Katharine Mitterlehner
Spitzwegerich ist ein gutes Mittel bei Insektenstichen.

4 einfache Rezepte mit frischen Almkräutern

1. Kräutersalz

  • Gesammelte Kräuter, wie Thymian, Augentrost, Spitzwegerich und Rossminze klein schneiden und mit Salz vermischen.

  • Einen Tag lang kühl stellen, dann auf einem Backblech verteilen und bei ca. 80 Grad trocknen.

  • Anschließend fein mahlen.

Kräutersalz
Foto: Katharina Mitterlehner

2. Kräuteressig oder Kräuteröl

  • Verschiedene Almkräuter in einem guten Öl oder neutralen Essig (zb.: Apfelessig) für drei Wochen einlegen.

  • Danach ggf. abfiltern

Kräuteröl
Foto: Katharina Mitterlehner

3. Kräutertopfen

  • Bauerntopfen gut durchrühren.

  • Ausgewählte Kräuter (hier Spitzwegerich, Quendel, Aufentrotz, Frauenmantel, Rossminze, Roter Klee, Sauerklee) klein schneiden und untermengen.

  • Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Wer mag, kann noch etwas Knoblauch hinzufügen.

Kräutertopfen
Foto: Katharina Mitterlehner

4. Kräuterbutter

  • Weiche Butter glatt rühren und mit klein geschnittenen Kräutern verfeinern.

  • Nach Geschmack etwas Knoblauch hinzufügen.

  • Tipp: Zum Grillen kann man die Kräuterbutter in Rosetten spritzen und einfrieren.

Kräuterbutter
Foto: Katharina Mitterlehner
Bei einer Wanderung über die Postalm fanden wir allerhand Kräuter. Auf der Erlbachhütte wurden diese dann gemeinsam verarbeitet.