Ein Sitzkissen aus Filz selber machen
Filzen kann jeder lernen. Ein Sitzkissen für den Lieblingssessel ist ein wunderbarer Einstieg in diese uralte Handwerkstechnik.
Um die Entdeckung des Filzens ranken sich einige Legenden. So soll der heilige Clemens (um 202 n. Chr.) auf seiner Flucht vor den Römern aus Alexandria Wolle in seine Sandalen gelegt haben, um die Schmerzen zu lindern. Als er sie wieder auszog, lag weicher Filz darin. Deshalb ist Clemens auch der Schutzheilige der Hutmacher.
Eine andere Geschichte besagt, dass zu Füßen der Schafe auf der Arche Noah von selbst eine Filzmatte entstand, weil die Tiere mit ihren Hufen das in dem engen Pferch ausgegangene Wollhaar mit der Zeit zu einem Geflecht zusammenstampften.
Sicher ist jedenfalls, dass schon vor tausenden Jahren entdeckt wurde, wie leicht man aus Schafwolle Kleidung, Gebrauchs- und Kulturgegenstände herstellen kann.
Die Technik des Nassfilzens ist bis heute unverändert und basiert auf den besonderen Eigenschaften naturbelassener Rohwolle: Denn diese hat eine Schuppenstruktur wie ein Tannenzapfen. Werden die einzelnen Wollhaare beim Filzen mit Wasser und Seife zum Aufquellen gebracht, können sie durch Reiben und Walken miteinander verbunden werden. So entsteht ein faszinierender Werkstoff, aus dem Wärmendes und Traditionelles wie „Pinzgauer Doggln“ (Filzpatschen) oder ein zeitloser Walkjanker hergestellt werden können.
Das braucht's
ca. 100 g Rohschafwolle
ca. 30 g gefärbte Schafwolle
warmes Wasser
Seife
Kartonschablone
Filzreste für die Krone
Filznadel
Schaumgummi als Unterlage zum Nadelfilzen
ein Stück Gardine
So wird das Sitzkissen gemacht
Zuerst legen wir die ungefärbte Rohwolle etwas größer als das gewünschte Sitzkissen aus (Wolle schrumpft beim Filzen) – und zwar jeweils eine Schicht Fasern quer auf
die darunterliegende Schicht. Dann gießen wir etwas warmes Wasser mit einem Spritzer Schmierseife darüber.Wir seifen uns gründlich die Hände ein und drücken dann die nasse Wolle immer wieder fest zusammen, bis sie ganz durchfeuchtet und komprimiert ist. Dabei stets warmes Wasser nachgießen.
Um das Kissen in Form zu bringen, legen wir den Karton in die Mitte des Filzes und streichen die überstehenden Wollränder über die Kanten. Nun entfernen wir den Karton vorsichtig, so dass die Form des Filzkissens dabei bestehen bleibt.
Jetzt legen wir die farbige Wolle auf das gefilzte Rohwollkissen und darauf ein Stück Gardine – so geht’s leichter. Danach kommt wieder Wasser darüber, um die Wolle zusammenzufilzen; zu erst durch Drücken, dann durch Reiben, dadurch verbindet sich die rohe mit der gefärbten Wolle. Dabei immer wieder die Gardine abnehmen, damit sie nicht mit eingefilzt wird.
Zur Fertigstellung wird das Kissen mit Essigwasser ausgespült, gut ausgedrückt und anschließend in der Waschmaschine ungefähr 2 Minuten geschleudert.
Die Krone legen wir aus bunten Filzresten auf das trockene Kissen und arbeiten sie mit einer Filznadel durch wiederholtes Hineinstechen ein. 7. Die Befestigungsbänder für das Kissen rollen wir mit den Händen aus angefeuchteter Rohschafwolle und nähen sie dann fest.
Übrigens: Wenn das Kissen nach dem Ausdrücken und Schleudern zerknittert ist, kann man es mit dem Nudelwalker glätten.