Hausbesuch im Haus der Generationen
Lange wurde im Ort gemunkelt, es liege ein Fluch auf dem Haus. Über Jahrhunderte hatten Kutscher und Kaffeesieder, Gärtner, Schwarzschmiede und ein Wirt darin gelebt. Doch so unterschiedlich die Besitzer auch waren, eines hatten sie gemein: Keiner bekam je Kinder, an die das Haus hätte vererbt werden können. Bis die heutige Eigentümerin das Haus kaufte. Sie zog mit zwei Kindern ein, das Dritte folgte sobald. Der Fluch war gebrochen.
So einsam das Haus seit Jahren gewesen ist, so heruntergekommen war es auch. Von beschaulichem Wohnen konnte in den ersten Monaten nach der Übernahme keine Rede sein. Die letzten baulichen Maßnahmen waren im 19. Jahrhundert durchgeführt worden. Es gab also viel zu tun. Im Lauf der Zeit wurde ein Zimmer nach dem anderen renoviert, bis das gesamte erste Stockwerk, später das ganze Haus bewohnbar war. Hilfe bekam sie laufend von Freunden und den heranwachsenden Kindern.
Ein Wohnzimmer zum Verweilen
Im Wohnzimmer lässt es sich auf der gemütlichen Couch gegenüber vom Kamin fein lümmeln. Wenn es einmal spät wird, dürfen Besucher hier auch gern übernachten.
Alte Böden wurden vom Schmutz der Jahrhunderte befreit, die ehemaligen Pferde-, Schweine- und Ziegenställe im Erdgeschoß entrümpelt, Verputze wurden abgeschlagen, Unterböden ausgehoben und Container um Container mit Bauschutt gefüllt. „Eigentlich habe ich seit 1987 nur renoviert – es verging kein Jahr ohne größere Baustelle“, erzählt die Hausherrin. Doch jetzt ist alles fertig. Und belebt. Denn auch wenn die inzwischen erwachsenen Kinder irgendwann ausgezogen waren, als sie selbst Eltern wurden, ist eines nach dem anderen samt Anhang wieder eingetrudelt.
Große Familienfeste und -essen finden nun im riesigen Wohnzimmer vorm gemütlichen Kachelofen statt. Aber ansonsten hat jeder für sich eine versperrbare Wohnungstür. Und jeder respektiert die Privatsphäre der anderen. Und so wurde aus dem einsamen, ein fröhliches Generationenhaus. „Es gehört zu den glücklichsten Momenten in meinem Leben, wenn ich abends heimkomme und überall im Haus brennen Lichter. Dann weiß ich, dass da etwas Wunderbares gelungen ist“, sagt die stolze Hausherrin und mehrfache Oma.
Lieblingsplatz vor dem Kamin
An kühlen Herbsttagen sitzt die Hausherrin und Familienoberhaupt am liebsten in ihrem Thonet-Siesta-Medizinal-Sessel vor dem Kamin und liest.
Flexibles Esszimmer
Bei Familienfesten wird der Esstisch in die Mitte des Raumes gerückt und mit allen möglichen Sesseln des Hauses bestückt.
Ruhiges Frühstücksplatzerl
Am kleinen Essplatz in der Küche, über dem ein Bild von einer befreundeten Künstlerin hängt, wird täglich ganz in Ruhe gefrühstückt, bevor die Enkerln zu Besuch kommen.
Schöne Fundstücke
Der Schreibtisch im Arbeitszimmer ist – wie so vieles im Haus – ein ganz besonderer Flohmarkt-Fund.
Gesegnete Fliesen
Die alten Steinfliesen in der Diele stammen aus einer Kirche und sollten eigentlich entsorgt werden. Aber da wurde die Rechnung ohne der Hausherrin gemacht.
Ein Stiegenaufgang zum Herzeigen
Die Treppe zum Dachboden war einst unansehnlich und hinter einer verschlossenen Eisentür verborgen. Heute ist sie ein echter Blickfang.
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