Hausbesuch in einer Mühle in Ulrichsberg
Da will ich mit dir wohnen“, sagte Sieglinde vor sechs Jahren zu ihrem Mann. Und als der ihre leuchtenden Augen sah, war klar, dass sie die mehr als 350 Jahre alte Mühle am Ulrichsberg renovieren würden. Die war zwar ziemlich heruntergekommen, aber die malerische Waldlage, die freie Sicht ins Mühlviertel und das Rauschen des vorbeifließenden Hintenbachs überzeugten den anfangs skeptischen Joschi dann doch, das Projekt in Angriff zu nehmen.
Noch dazu wo beide vom Fach sind – sie Innenraumgestalterin, er Tischler mit einem guten Händchen für überhaupt alles. Das sieht man dem Haus auch an. Heute ist es innen und außen ein Schmuckstück. Unter dem angehobenen neuen Dach verläuft nun etwa ein Fensterstreifen, durch den endlich Licht ins einst finstere Obergeschoß flutet.
„Wir haben jede freie Minute Pläne gemacht, diese wieder verworfen und Neues ausgetüftelt“, erzählt Sieglinde. Aber es hat sich ausgezahlt. Jede Lösung ist bis ins Detail stimmig. Das sieht man an den trockengelegten Steinmauern, die teilweise als dekorative Innenwände verblieben sind, ebenso wie an den klugen Varianten zur Stauraumschaffung. In der blitzblanken Küche zum Beispiel „ist alles gut versteckt, aber immer griffbereit“, schwärmt die begeisterte Köchin.
Holz, Stein und Eisen
Hell und klar strukturiert ist auch das gemütliche Wohn-/Esszimmer. Eine freischwingende Treppe – genauso Blickfang wie die unverputzte Wand aus groben Steinen – führt hinauf zu Schlaf- und Badezimmer. Entgegen der ursprünglichen Idee sind es jetzt zwei separate Räume. „So ist es praktischer“, sagt Sieglinde. „Man kann nicht nur nach Schönheitsaspekten umbauen.“
Eine einheitliche Linie schaffen aber schon. Im ganzen Haus dominieren die Materialien Holz, Stein und Eisen. Und natürlich Glas, oft großflächig eingesetzt. So wie in der ebenfalls im ersten Stock gelegenen Küche, von der man auch das „Kisterl“ betritt. Sieglinde und Joschi nennen so ihre Terrasse – erstens weil sie ganz aus Holz ist und zweitens wie ein Kisterl ans Haus angefügt wurde. Jetzt, da die Sonne wieder mehr Kraft hat, essen sie auch heraußen oder knotzen auf der gemütlichen Sitzecke.
Dass es trotz des immensen Aufwands eine gute Idee war, die Mühle herzurichten, bezweifelt selbst der Joschi nicht mehr. Insgeheim ist er sogar froh, dass ihm seine Sieglinde ein wenig zu diesem Glück gezwungen hat.
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