-
Erdäpfel in der Schale weich kochen und kurz ausdampfen lassen. Anschließend schälen und durch eine Erdäpfelpresse drücken.
-
Backrohr auf 200 °C Ober-/Unterhitze vorheizen.
-
Erdäpfel mit Grieß, Mehl, Eiern, Salz und Muskat rasch zu einem glatten Teig verkneten.
-
Erdäpfelteig auf einer bemehlten Arbeitsfläche flott zu 2 cm dicken Strängen formen und 8–9 cm lange Stücke (Nudeln) abstechen.
-
Die Hälfte der Butter in eine Auflaufform mit 25 x 35 cm gießen. Erdäpfelnudeln nebeneinander in die Form schichten und dabei in der Butter wenden. Mit restlicher Butter übergießen und im Ofen auf der mittleren Schiene 25–30 Minuten backen.
-
Inzwischen Obers und Eier mit etwas Salz und Muskat versprudeln und über die angebackenen Nudeln gießen. Weitere 15–20 Minuten backen und warm servieren.
Mitzi-Omas Erdäpfelnudeln
Die Erdäpfelnudeln von der Mitzi-Oma im Mühlviertel waren perfekt, sie nachzumachen aber umso schwieriger, weiß die ehemalige ORF-Journalisten Heidi Lackner.
Wenn Stabilität das ist, was Kinder am meisten brauchen, dann waren meine frühen Jahre eine Festung aus Mühlviertler Granit. In der Küche meiner Mitzi-Oma, wo ich aufgewachsen bin, war das Leben nach unverrückbaren Gesetzen ausgerichtet.
„A Batzerl, a Wengerl, a Neichterl und a Zeiterl“
Es gab Tage für Fleisch (Sonntag und Donnerstag), Tage für Mehlspeisen (Montag und Freitag), einen Tag für Knödel (Dienstag) und einen Tag (Mittwoch) für das beste aller Gerichte, die Mühlviertler Erdäpfelnudeln in der Rein. Samstags wurde Marmorgugelhupf gebacken, der aber auf keinen Fall vor Sonntag angeschnitten wurde.
Und während ich die Teigschüssel ausleckte, lief im Radio „Autofahrer unterwegs“. Die Mitzi-Oma und ich liebten beide Schlager. Ihr Favorit war Peter Alexander, meiner Gus Backus – ein waschechter New Yorker, der es aber irgendwie fertigbrachte, zu klingen wie eine deutsche Karnevalsparodie eines Amerikaners.
„Ick sah ein schönes Frolllein im letzten Autobus, sie hat mir sooh gefallen, drum gab ich ihr ’nen Kuss ...“ Jahrelang lebte ich in sicherer Gewissheit, dass auch mir die erste Liebe in einem öffentlichen Verkehrsmittel begegnen würde. Leider gab es in unserem Ort keine Busse, und zum „Konsum“, wo wir einkauften, gingen die Mitzi-Oma und ich immer zu Fuß.
Nach meinem Umzug nach Wien habe ich die ersten Jahre nicht viel gekocht. Irgendwann bekam ich aber Heimweh nach der Mühlviertler Küche. Es war an einem Mittwoch, und ich griff zum Hörer, um die Mitzi-Oma nach dem Rezept für Erdäpfelnudeln zu fragen.
Das Diktat der Einkaufsliste (mehlige Erdäpfel, Mehl, Butter, Eier, Grieß, Rahm) verlief problemlos.
Doch bei den Mengenangaben entgleiste das Gespräch. Wie viel Butter? „Na ein Batzerl halt.“ Wie viel ist ein Batzerl? „Na schon ein Wengerl.“ Und wie lange überbacken? „A Neichterl.“ Wie lange dauert ein Neichterl? Kürzer als „a Zeiterl“? Die Mitzi-Oma klang zusehends verzweifelter. Sie murmelte, dass ich schon sehen werde, was der Teig brauche.
Ich sah es leider nicht. Und Rezept hatte sie keines. Die Mitzi-Oma, die so ehern nach Uhrzeiten und Wochentagen lebte, verließ sich bei ihrer Kochkunst ausschließlich auf Gefühl und Intuition.
Ihre Erdäpfelnudeln waren perfekt: innen weich, außen kross und goldbraun. Meine waren zu bleich, zu patzig, zu trocken. Unzählige Versuche und unzählige Telefonate später fabrizierte ich etwas, was ihren Nudeln nahekam. Perfekt waren sie nicht. Sind sie bis heute nicht.
Die Mitzi-Oma ist letztes Jahr gestorben. Vorher hab ich sie noch einmal nach den Erdäpfelnudeln gefragt. Von wem hatte sie damals das Rezept? Sie hat mit den Schultern gezuckt und verlegen gegluckst: „Ich weiß es nicht mehr, das ist alles schon so lange her.“
Es ist lange her, aber immer wenn ich irgendwo Gus Backus höre, dann bin ich zurück in der kleinen Küche in Oberösterreich. Wo die Mitzi-Oma in ihrer bunten Kittelschürze sich hinunterbeugt, um die Rein aus dem Backrohr zu ziehen. Und darin dampfen sie, die perfekten goldenen Erdäpfelnudeln.
Zur Autorin: Heidi Lackner ist in Wels geboren und lebt in Wien. Sie war viele Jahre Journalistin im ORF und hat die Sendung „Am Schauplatz“ geleitet. Seit 2020 ist sie hauptberuflich Malerin. Als Mutter zweier oft hungriger Kinder kocht sie zweimal täglich.
Dieses Rezept erschien in Servus in Stadt & Land im Mai 2023 in der Rubrik „Aus Omas Kochbuch“.
Menge | Zubereitungszeit | Gesamtzeit |
---|---|---|
4 Portionen | 50 Minuten | 2 Stunden |
1 kg | mehlige Erdäpfel |
50 g | Grieß |
150 g | Mehl |
2 | Eier |
Salz, Muskat | |
200 g | zerlassene Butter |
250 ml | Obers |
3 | Eier |