Kekse & Plätzchen

Rumherzen

Um 1.150 Kekse zu backen und sortenrein zu schlichten, braucht man Talent. Und Leidenschaft. Beides hat Doris Knecht bei ihrer Mama gefunden.

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Foto: Ingo Eisenhut
Ein Rumherz schöner wie das andere.  

Wie sag ich’s ohne großes Tralala: Also, ich habe die Weihnachtsbäckerei nicht erfunden. Es ist nicht so, dass ich nicht oder nicht gern backe. Ich back gern Brot, mit Hefe und Sauerteig. Ich verbacke im Sommer meine Paradeiser in Foccacias. Ich backe Quiches, Lauch im Winter, Zucchini im Sommer. Ich backe Soparnik, einen einfachen kroatischen Mangoldkuchen, vegan, mit viel Knoblauch und Olivenöl.

Meine süßen Back-Unternehmungen beschränken sich dagegen auf saisonal geprägte Obstkuchen und … nein, sonst nichts, das war’s schon. Marillenkuchen, Ribiselkuchen, Apfelkuchen. Meine Jungmutter-Vorstellung, dass in mir mit meinen Babys auch ein Talent und eine Leidenschaft für die Weihnachtsbäckerei heranreifen würden, hat sich leider schon in Luft aufgelöst, bevor meine Kinder gehen konnten.

Ihr Weihnachtskeksteller war über die Jahre überwiegend mit ausgestochenen Mürbteigkeksen mit bunter Zuckerglasur belegt und mit … nein, sonst nichts.

Zum Glück gibt’s auch noch die Kekse ihrer Großmutter. Aber nicht auf unserem Teller, denn meine Mutter hat eine strenge Regel: Ihr Weihnachtsgebäck verlässt nur in absoluten Ausnahmefällen ihr Haus im Ländle. Wer ihre Kekse essen will, soll auf Besuch kommen und bei ihr in ihrer netten Küche sitzen.

Nun ist es nicht so, dass diese Kekse, oder Krömle, wie man dort sagt, der einzige Grund wären, warum man gerne auf der Eckbank meiner Eltern sitzt: Es ist eine gemütliche, gepolsterte Bank, auf der man selten alleine sitzt, meine Eltern sind gastfreundlich und gesellig, und meine Mutter ist im Unterschied zu mir auch eine fantastische, fantasievolle Kuchenbäckerin.

Und Kekse, Weihnachtskekse, kann sie noch besser. „Wie viele Sorten werden es diesmal, Mama?“ „Zwölf, denke ich“, sagt meine Mutter. Sie bäckt sie immer mit einer ihrer Schwestern, ein paar Tage im Advent in der warmen, gemütlichen Küche. „Wie viele Kekse waren es letztes Mal insgesamt, Mama?“ „Na ja“, sagt meine Mutter, „so etwa 1.150.“

Meine Lieblingskekse auf dem Teller meiner Mutter – eigentlich ein Spiegel, auf dem sie die verschiedenen Weihnachtskekse wunderschön in sortenreinen Reihen anordnet, Vanillekipferl neben Münsch-Törtchen, Linzeraugen neben Nougatsternchen – sind ihre saftigen Rumherzen. Sie sind, versichert mir meine Mutter, so einfach zu machen, dass ich es heuer vielleicht wagen werde, sie nachzubacken.

Sie sind dunkel und saftig, aromatisch und zart, mit leicht knusprigem, mondhellem Rum-Zuckerguss. Nichts für Kinder also, aber die sind ohnehin schon aus dem Haus; und wenn sie mich besuchen, dann nicht wegen meiner Weihnachtskekse.

Zur Autorin: Doris Knecht ist Schriftstellerin und Kolumnistin und lebt in Wien und im Waldviertel. Ihr letztes Buch „Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe“ ist bei Hanser Berlin erschienen.

Dieses Rezept erschien in Servus in Stadt & Land im November 2023 in der Rubrik „Aus Omas Kochbuch“.

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Menge Gesamtzeit
50 Stück 2 Stunden
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Für den Teig
140 g Mehl
50 g Speisestärke
1 TL Backpulver
3 EL Kakaopulver
160 g weiche Butter
160 g Feinkristallzucker
1/4 TL Zimt
1 TL echter Vanillezucker
4 zimmerwarme Eier (Größe M)
Zutaten
250 g Staubzucker
5–6 EL Rum
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Zubereitung
  1. Backrohr auf 170 °C Ober-/Unterhitze vorheizen.

  2. Mehl, Speisestärke, Backpulver und Kakao in einer Schüssel mischen.

  3. Butter in einem tiefen Gefäß mit dem Handmixer luftig-cremig rühren. Zucker, Zimt und Vanillezucker unterschlagen. Eier und 3 EL der Mehlmischung nach und nach einrühren. Restliche Mehlmischung unterheben und Rum zugeben.

  4. Teig auf ein mit Backpapier belegtes Backblech streichen und im Backrohr auf der zweiten Schiene von unten ca. 20 Minuten backen.

  5. Staubzucker mit Rum verrühren, sofort auf den Kuchen streichen und vollständig auskühlen lassen.

  6. Mit verschiedenen Herzausstechern Rumherzen ausstechen.

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