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Semmel blättrig schneiden, in kaltem Wasser einweichen, mäßig ausdrücken und pürieren.
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Zwiebeln schälen, fein schneiden und mit Petersilie in Öl anschwitzen.
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Faschiertes mit Semmelmasse, Zwiebeln, Knoblauch, Ei und Majoran ordentlich vermischen und mit Salz und Pfeffer abschmecken.
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Aus der Fleischmasse fingerdicke runde Laibchen formen und in Bröseln wälzen.
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Laibchen in Öl auf beiden Seiten bei moderater Hitze geduldig braun braten und mit Butter abschmelzen.
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Toastbrot goldbraun toasten.
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Fleischlaberl in 1 cm dicke Scheiben schneiden. Paradeiser und Essiggurken in dünne Scheiben schneiden.
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Toastbrot nebeneinander auflegen und jede Scheibe mit Ketchup bestreichen.
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Die Hälfte der Toastscheiben mit Gurkenscheiben und Fleischlaberl belegen. Paradeiser scheiben auf den Fleischlaberln verteilen, mit Salz und Pfeffer bestreuen.
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Mit Toastscheiben bedecken und leicht andrücken. Toasts diagonal halbieren und warm servieren.
Steirischer Hamburger
Frau Gauli kochte immer für die Großfamilie von Anna Goldenberg. Was war ihr Rezept, um alle glücklich zu machen? Genau: die Steirischen Hamburger.
„Meine Großmutter hasste Kochen und lagerte diese Tätigkeit deshalb stets aus.“
So kam Frau Gauli in unser Leben. Sie hatte kurze braune Haare, einen sanften steirischen Zungenschlag und einen verschmitzten, gütigen Blick. Als Frau Gauli bei meiner Großmutter zu arbeiten begann, war sie 38 und ich ein Jahr alt. Frau Gauli war da, als die Enkelkinder mehr wurden, acht von uns sollten in dem großen Haus herumwuseln. Frau Gauli holte uns vom Kindergarten ab und ging mit uns zum Spielplatz. Sie bewunderte unsere Purzelbäume und schlichtete unsere Streitereien.
Später kochte Frau Gauli Mittagessen, als wir aus der Schule kamen. In der Speisekammer hingen die Stundenpläne. Frau Gaulis Stimme blieb stets sanft. Ihr zu gehorchen fiel uns nie schwer. Frau Gauli balancierte die Loyalitäten und Interessen einer Großfamilie, die sich in der Küche kreuzten. Sie kochte die täglichen Abendessen, bei denen die ganze Familie zusammensaß.
Das Essen sollte gesund sein und allen schmecken. Meine Tante aß kein Fleisch, meine Großmutter keinen Fisch, mein Cousin mochte keine Pilze, meine Mutter vertrug keinen Paprika. Frau Gauli gelang es, für alle etwas zu kochen. Am liebsten hatten wir Kinder, wenn es Hamburger gab. Frau Gaulis Hamburger waren etwas ganz Besonderes. Sie machte dafür Faschiertes, das sie den Erwachsenen mit Erdäpfeln servierte.
Uns Kindern schnitt sie das saftige Fleisch in Scheiben und legte es gemeinsam mit einer süßsauren Essiggurke und einer Tomatenscheibe zwischen zwei getoastete Toastbrotscheiben, die sie davor mit Ketchup bestrichen hatte. Dann halbierte sie das Sandwich diagonal.
Die Erwachsenen waren zufrieden, weil die Kinder etwas Vernünftiges aßen. Und wir Kinder waren glücklich, weil wir das von den Erwachsenen verpönte, aber von uns höchst begehrte Fastfood bekamen. Frau Gauli hatte ihr Gericht als Hamburger bezeichnet, also waren es Hamburger, auch wenn sie anders aussahen als die Hamburger in den Restaurants.
„Wir kamen nie auf die Idee, Frau Gaulis Weisheit infrage zu stellen.“
Frau Gauli kannte sich schließlich aus im Leben. Sie war auf einem Bauernhof aufgewachsen, hatte zwölf Geschwister und drei Kinder und erzählte bereitwillig von ihnen. Hochzeiten und Todesfälle, Geburten und Krankheiten, Armut und Aufstieg, wir wollten alles wissen. Frau Gauli hatte es nicht leicht gehabt, sie war bescheiden und stets voller Verständnis für Schwäche. Auch bei uns.
Wir hatten immer das Gefühl, dass Frau Gauli auf unserer Seite war und sich mit den Kindern gegen die strenge Welt der Erwachsenen verbündete. Währenddessen hatten die Erwachsenen das Gefühl, dass Frau Gauli auf ihrer Seite war. Denn Frau Gauli beschützte die Kinder – mit Aufmerksamkeit, Hingabe und Hamburgern.
Zum Autor: Anna Goldenberg, Jahrgang 1989, ist Journalistin und Autorin in Wien und schreibt unter anderem für Falter und Die Presse. Frau Gauli hat eigentlich einen längeren Nachnamen und lebt mittlerweile in Pension in Wien. Die Großmutter kocht manchmal Tee und freut sich auf ihren 95. Geburtstag.
Dieses Rezept erschien in Servus in Stadt & Land im Oktober 2023 in der Rubrik „Aus Omas Kochbuch“.
Menge | Zubereitungszeit | Gesamtzeit |
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4 Portionen | 25 Minuten | 50 Minuten |
1 | altbackene Semmel |
120 g | Zwiebeln |
2 EL | Öl |
1 EL | gehackte krause Petersilie |
500 g | gemischtes Faschiertes |
1 | zerdrückte Knoblauchzehe |
1 | Ei |
0,5 TL | getrockneter Majoran |
Salz, Pfeffer | |
Semmelbrösel zum Wälzen | |
Öl zum Braten | |
1 EL | Butter |
8 Scheibe(n) | Toastbrot |
2 | Paradeiser |
4 | süßsaure Essiggurken |
Ketchup |