Waltraud Feichtinger und ihre Handarbeiten
Mit einer Engelsgeduld dreht Waltraud Feichtinger aus Papier Blümchen und Ornamente und verziert damit Ostereier.
Seit ihrem vierzigsten Lebensjahr stellt Waltraud Feichtinger bei sich daheim an der Lobau Kleinkunstwerke her.
Die Liebe zur Handarbeit begleitete sie stets. Gerne wäre sie Modemacherin geworden, doch es wurde eine Stelle im Büro. Dafür besuchte sie an Wochenenden Kurse, in denen sie die Verarbeitung von Glasperlen und Gespinsten lernte. Ihre Begabung für detaillierte Bastelarbeiten lebte sie einfach in ihrer Freizeit aus. Und jetzt in der Pension.
Erst jetzt in der Pension lebe ich alle meine Talente aus.Waltraud Feichtinger
Traditionelle Krüllarbeit
Waltraud Feichtinger wohnt am Rande des Naturschutzgebietes Lobau, 14 Kilometer von Wien. Der Weg dorthin wird gerne unterschätzt, Gäste treffen gewöhnlich später ein als angekündigt. Das ist die Achtzigjährige aber gewohnt. Dann dreht sich einfach noch ein paar Kringel für ihre Ostereier, während sie wartet.
Ihr Esszimmer ist ihre Handwerksstube. Je nach Jahreszeit geht es an ihrem Arbeitsplatz weihnachtlich oder österlich zu. In den Abendstunden und zu klassischer Musik macht sie sich ans Werk. Mitte Jänner stehen Ostereier auf dem Programm. Dann wird die selbst konstruierte Schneidemaschine positioniert. Und auch die Kringelvorrichtung darf nicht fehlen. Denn Waltraud Feichtinger verziert ihre Ostereier mit Krüllarbeit.
Krüllarbeit war ursprünglich eine Klosterarbeit für Nonnen. Schon im 18. Jahrhundert verarbeiteten Ordensschwestern Papier mit goldenen Schnittkanten zu Ornamenten und Schmuckelementen. Mit ihnen wurden Reliquien und Altäre verziert. Bei der Krüllarbeit werden dünne Papierstreifen aufgerollt und zu Blümchen, Blättern und Rosetten fixiert.
Die Kunst liegt im Detail
Es ist bemerkenswert mit welch ruhiger Hand die Pensionistin die Blümchen anfertigt. Nachdem die Papierstreifen aufgerollt sind, werden die Verzierungen mit Klebstoff auf die ausgeblasenen Eier angebracht. Eine nach der anderen und am Ende zieren Häschen und bunte Blumensträußchen die weißen Eier.
Vor Weihnachten nutzt Waltraud Feichtinger ihr Geschick für Weihnachtsschmuck. Dann setzt sie kleine Jesukindlein in leere Mohnkapseln und bastelt traditionelle Bescherungsbremsen. Dafür werden dann auch der Stoff und die Goldborten aus dem Schrank geholt.
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