Gartln mit der richtigen Komposterde
Wo nicht nur Kraut und Rüben wurzeln. Der Boden ist die Basis, an der alles beginnt. Hier gedeiht, wovon sich letztendlich sämtliche Bewohner dieses Planeten ernähren.
Es gibt jedes Frühjahr diesen besonderen Moment. Den Augenblick, in dem man an einem Sonnentag vor die Tür geht, eine Runde durch den Garten dreht und dabei einen ganz bestimmten Duft das erste Mal im Jahr wieder bewusst wahrnimmt: den von feuchter Frühlingserde. Und mit einem Schlag stehen alle Signale im Kopf auf Grün, und die Botschaft, die das Aroma vermittelt, heißt: „Es geht los, der Reigen beginnt aufs Neue!“
Der Duft von lebendigem Boden
Nicht nur im Frühling ist er der Inbegriff unserer Existenz. Der Boden ist unsere Basis, unser ursprünglichstes Fundament. Er ist der Ort, an dem unser gesamtes Nahrungsangebot wurzelt: jeder Grashalm, jede Futterpflanze, jeder Krautkopf, jeder Weinstock, jeder Obstbaum. Ob im vergleichsweise kleinen Rahmen eines privaten Gemüsegartens oder in größerem Stil: Ohne Boden geht gar nichts.
„Wer ernten will, muss die Erde gut behandeln.“, sagte mein Großvater. Deshalb trug er rucksackweise Maulwurfserde von Wanderungen im Wienerwald nach Hause und noch lieber Pferdeäpfel, die er sorgsam um seine Pflanzen verteilte. Sein Fleckchen Grün war ein unverbauter Innenhof im siebenten Wiener Gemeindebezirk, wo er Fichtensetzlingen beim Wachsen zusah und Oma die schönsten Karotten und Kohlrabi, Paprika und Paradeiser erntete. Heute ist „unser Paradies“, wie meine Großmutter zu sagen pflegte, ein Parkplatz.
Wer ernten will, muss die Erde gut behandeln.
Die Erde gut behandeln. Wie das geht?
Indem man ihr „nichts wegnimmt und alles zurückgibt“. Das sagt Bio-Gärtnerin Maria Steinhauser in unserer Geschichte über das schwarze Gold Kompost. Und es ist eigentlich ganz einfach. Denn der Boden kann alles ganz von selbst und ohne unser Zutun.
Er ist eine vergleichsweise dünne Haut und ein komplexer, lebendiger Organismus. Er erneuert sich ununterbrochen in einem Zusammenspiel von Aufbau-, Umbau- und Abbauvorgängen.
Er integriert Abgestorbenes wieder in den Kreislauf des Lebens. Er gibt Pflanzen, was sie brauchen, um zu keimen und zu wachsen, um zu blühen und um Früchte zu tragen.
Er ist Lebensraum einer Armada von Klein- und Kleinstorganismen – in einer Handvoll gesunder Erde existieren mehr Lebewesen als Menschen auf unserem Planeten. Und selbst Fachleute meinen, dass wir sein unglaublich komplexes „Funktionieren“ noch nicht einmal ansatzweise durchschauen.
Unser Boden ist eine wertvolle Ressource. Allerdings nicht nur in Innenhöfen müssen Gemüsebeete inzwischen immer öfter dem Beton weichen. Pro Jahr gehen weltweit 24 Milliarden Tonnen fruchtbare Erde verloren, werden verbaut oder sind derart ausgelaugt, dass alles Lebendige darin erlischt. Der Humusgehalt der Böden hat sich in den letzten fünfzig Jahren – parallel zum Einsatz von Kunstdüngern – rapid reduziert, und wir tun uns schwer, in diesen Böden noch unser Essen anzubauen.
Im Gegensatz dazu erzielen Bio-Bauern in einzelnen Regionen der Dritten Welt bereits heute mehr Ertrag als konventionelle. Ihre traditionellen Paradeiser- oder Erdäpfelsorten sind von einem lebendigen Boden ausgezeichnet versorgt und ungleich besser gegen Wetterkapriolen oder Schädlinge gerüstet als neue Hochleistungszüchtungen.
Nicht zuletzt aus diesem Grund fordern immer mehr Stimmen weltweit, dass wir uns dringend um den Zustand unserer Böden kümmern müssen. Denn nur wenn wir unsere Basis gesund und lebendig erhalten, fühlen sich Pflanzen darin wohl, können darin leben und gedeihen. Und wir mit ihnen.
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