Der majestätische Lindenbaum: ein Symbol für Beständigkeit
Sie ist der klassische Alleebaum in Parks und seit jeher Dorfmittelpunkt. Im Garten sorgt sie für Schatten und vermittelt Ruhe und Gelassenheit.
Zu vielen Schlössern und Landsitzen gelangt man durch eine mächtige Lindenallee. Die beeindruckenden Bäume wurden im 17. und 18. Jahrhundert zu wahren Prestigeobjekten. Kein Schlossherr oder Adeliger, der etwas auf sich hielt, gestaltete Zufahrt und Park ohne mindestens eine der zu Gelassenheit und Würde mahnenden Linden. Man hielt die majestätischen Riesen zudem für die besten Alleebäume, da sie sich turmförmig ohne ausladende Krone entwickeln.
Tatsächlich recken Linden ihre oberen Äste hinauf und lassen die unteren einfach hängen. So bilden sie dichte Laubdächer und sorgen für Beschattung und Sichtschutz. Von allen größeren Laubbäumen haben sie dabei die zartesten Blätter. Linden sind an ihren Fruchtständen, den Samennüsschen mit ihrem typischen Hochblatt und den herzförmigen Blättern leicht zu erkennen. Nur die Unterscheidung der verschiedenen Arten ist mitunter nicht ganz so einfach.
Neue Wurzeln aus dem alten Stamm
Weltweit gibt es immerhin 50 Arten; die in Europa heimische Sommerlinde Tilia platyphyllos und die Winterlinde Tilia cordata kommen am häufigsten vor. Aus ihnen ist die wohl bekannteste Kreuzung und Hybride Tilia x vulgaris hervorgegangen. Man nennt sie Holländische Linde, weil sie in den Niederlanden nicht nur sehr verbreitet ist, sondern von dort ansässigen Baumschulen weltweit verkauft wurde. Gärtnerisch empfehlenswerter sind die Elternbäume: Sommer- und Winterlinde.
Stirbt eine Linde aus Altersgründen ab, kann sie sich von innen heraus wieder verjüngen. Aus dem alten Stamm wachsen neue Innenwurzeln in Richtung Boden, verankern sich dort und bilden wieder neue Triebe. Dieser unbändige Überlebenstrieb der Bäume ist Tugend und Laster zugleich. Denn die Wurzelbrut (Triebe aus den Wurzeln), die vor allem die Basis von vitalen Linden schon zu Lebzeiten umgibt, kann im Laufe der Zeit sogar einen Konkurrenzkampf mit dem Hauptstamm aufnehmen.
Ein Baum, der heilt und schmeckt
Die größte Anziehung haben Linden im Frühling, wenn die rund 60.000 Blüten eines ausgewachsenen Baumes ihren süßen, betörenden Duft verströmen. Dann scheint der ganze Baum zu summen und zu brummen. Tagelang und vor allem abends und nachts duftet die ganze Umgebung nach diesem speziellen, äußerst angenehmen Lindenaroma, das Bienen und Nachtfalter in Scharen anzieht.
Dann sammeln die Bienen auch fleißig Lindenblütenhonig. Linden zählen zu den Heilpflanzen; ihre Blüten sind als Flores tiliae offiziell als Heilmittel anerkannt. Ein Teeaufguss aus Blüten erfrischt im Sommer, wenn er kalt genossen wird, und wärmt im Winter als Heißgetränk die kalten Glieder. Macht man einen intensiven Auszug aus besonders vielen Lindenblüten, treibt das den Schweiß aus den Poren und hilft gegen Erkältungen.
Für Heilzwecke eignet sich die Holländische Linde genauso wie ihre beiden Elternarten Winter- und Sommerlinde. Die Blüten anderer Lindenarten zeigen keine medizinische Wirkung.
Junge Lindenblätter lassen sich auch für kulinarische Genüsse verwenden. Sie schmecken aromatisch und sind erfrischend wie Salat. So können sie etwa mit Blattsalat gemischt werden, oder man streut sie einfach auf ein gesalzenes Butterbrot. Bevor sich die Blätter öffnen, kann man die Lindenblattknospen ernten. Sie sind mild geröstet und gesalzen eine feine Knabberei, roh schmecken sie knackig frisch. Aus getrockneten Blättern kann man Laubmehl herstellen, das mineralstoffreich ist und die Verdauung anregt.
Gut zu wissen
Licht und Schatten
Alle Arten von Linden sind eher schnellwüchsig und ertragen in ihrer Jugendzeit viel Schatten. Sommerlinden aber sind wesentlich lichtbedürftiger als Winterlinden. Linden werden gern als Bodenbefestigung oder als Pionierbäume auf Schutthalden zum Schutz gegen Steinschlag gepflanzt.
Die sommergrünen Laubwälder in der gemäßigten Klimazone Europas, Ostasiens und Nordamerikas bestehen zu einem großen Teil aus Linden, weiters aus Buchen, Eichen, Ahornen, Ulmen, Eschen und Erlen. An trockenen Standorten gesellen sich auch Föhren hinzu. Unter den Bäumen im Laubmischwald wachsen Sträucher wie Haselnuss, Weißdorn und Eberesche.
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