Der Sonnenhut: die bescheidene Schönheit im Garten
Sonnenhüte bringen leuchtende, warme Gelb- und Rottöne in die Staudenbeete der Bauerngärten. In Spätsommer und Frühherbst blüht keine Blume so ausdauernd wie sie.
Sonnenhut ist nicht gleich Sonnenhut. Das Deutsche ist da einigermaßen verwirrend und bezeichnet gleich zwei Pflanzengruppen als Sonnenhüte: die Gattung der überwiegend gelb blühenden Rudbeckien und die Gattung der vor allem in Lila- und Rottönen blühenden Echinaceen.
Letztere heißen manchmal – wohl der besseren Unterscheidung wegen – auch Scheinsonnenhüte oder Igelköpfe. Für den Hausgebrauch muss man das allerdings nicht allzu genau nehmen: Beide Gattungen gleichen einander sehr, gehören zur selben großen Pflanzenfamilie der Korbblütler, sind Stauden mit sehr ähnlichen Ansprüchen und fühlen sich am wohlsten im dichten Gewusel von gemischten hohen Blumenrabatten.
Wer sie genauer unterscheiden will, tut das am besten nicht nach der Farbe, denn nicht jede Rudbeckia ist gelb und nicht jede Echinacea lila, auch wenn das die jeweils gängigsten Fälle und Farben sind. Viel leichter unterscheidet man sie nach ihren Blütenmitten, die sie wie Körbchen oder Hüte in die Höhe wölben: Bei Rudbeckien ist dieses Körbchen immer weich, bei Echinaceen hart und stachelig.
Für beide gilt: Sie sind die ausdauerndsten Blüher im Spätsommer- und Frühherbstgarten. Bienen und Schmetterlinge umschwirren sie voller Hingabe. In der Vase halten sie gut und gern zwei bis zweieinhalb Wochen, und noch nie hätte man in Gärtnerkreisen gehört, dass Sonnenhüte sich kapriziös zeigten. So überrascht es nicht, dass es kaum einen Garten gibt, in dem man sie nicht antrifft.
Zweierlei Sonnenhüte
Rudbeckia und Echinacea teilen sich wegen ihrer Ähnlichkeit die deutsche Bezeichnung.
Andere Namen: Die Gattung Echinacea wird auch als Scheinsonnenhut oder Igelkopf bezeichnet.
Familie: Beide sind Korbblütler (Asteraceae).
Blütezeit: Je nach Sorte von Juli bis Oktober, Echinacea-Arten vor allem von Juli bis September.
Standort und Pflege: Rudbeckien mögen nährstoffreiche, gut durchlässige und auch ausreichend feuchte Böden. Echinaceen schätzen denselben Boden, kommen aber auch mit längerer Trockenheit bestens zurecht. Je sonniger der Standort, desto besser. Sonnenhüte können auch mit Halbschatten ganz gut umgehen, blühen dann aber etwas weniger üppig. Am besten ist es, sie gleich in Gruppen zu mehreren und auch mit anderen Stauden gemeinsam in Beete zu pflanzen. Es tut ihnen gut, wenn man sie alle paar Jahre teilt.
Der heilsame Hut Echinacea
Schon bei den Indianervölkern ihrer nord- amerikanischen Heimat war Echinacea als Allheilmittel im Einsatz. Alle Echinaceen enthalten entzündungshemmende Stoffe. Sie wurden bei offenen Wunden ebenso eingesetzt wie bei Verkühlungen und zur Schmerzlinderung. Bei uns kennt man Echinacea vor allem als Heilmittel bei Husten und entzündlichen Halserkrankungen.
Verwendet werden vor allem Pflanzensäfte, Wurzelauszüge und Blätter vom Purpur-Sonnenhut (Echinacea purpurea), aber auch vom Schmalblättrigen (E. angustifolia) und Bleichen Sonnenhut (E. pallida).
Gut zu wissen
Sonnenhüte eignen sich hervorragend als Trockenblumen. Ihre Farbe hält besonders lange. Ebenso schön sehen sie in Herbst und Winter im Garten aus – wenn auch hier natürlich mit ausgebleichten Blütenständen.
In dem botanischen Namen Echinacea ist das altgriechische Wort echinos für Seeigel enthalten. Der Name passt gut: Tatsächlich sieht das gewölbte Zentrum der Blüte, das sich aus vielen kleinen Mini-Röhrenblüten zusammensetzt, wie eine stachelige Halbkugel aus.
Die kleinsten Rudbeckien-Sorten sind rund einen halben Meter hoch, die größte Art – der Schlitzblättrige Sonnenhut nämlich – schießt über zwei Meter in die Höhe. Je nachdem sollte man sie weiter vorn oder weiter hinten ins Staudenbeet setzen.
Bienen, Schmetterlinge und alle möglichen anderen Insekten lieben Sonnenhüte. Sie sind klassische Insektenweiden. Wer das summende, brummende Flattergetier in seinen Garten locken will, ist gut beraten, sich viele Sonnenhüte zuzulegen.
Gute Figur in großen Gruppen
Einer der bekanntesten und beliebtesten Sonnenhüte ist die Sorte „Goldsturm“ (Rudbeckia fulgida var. sullivantii). Wie ein großes, tief dunkelbraunes Auge schaut das hochgewölbte Blütenkörbchen in der Mitte aus einem dichten Kranz langer, warmgelber Blütenblätter.
Ihr Sortenname stammt quasi aus allerbestem Hause. Getauft wurde sie nämlich in den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts vom legendären Potsdamer Gartenschriftsteller und Staudenzüchter Karl Foerster (1874–1970). Drei Tage, so erzählte einer seiner Lehrlinge später, soll Foerster immer wieder um die ersten Exemplare, die in seiner Bornimer Gärtnerei aus mitgebrachten Setzlingen gewachsen waren, herumgegangen sein und sie sich immer wieder angeschaut haben, bis ihm der Name schließlich einfiel. Seither wird sie sogar in ihrer nordamerikanischen Heimat unter dem deutschen Namen verkauft.
Bei „Goldsturm“ handelt es sich eigentlich um eine ganz und gar unveränderte Wildart aus den Präriesavannen der USA, wo die Heimat aller Sonnenhüte liegt. Kennt man diesen Herkunftshintergrund, versteht man auch besser, warum Sonnenhüte in großen Gruppen so gute Figur machen und sich am besten entwickeln, wenn sie gleich massenweise wuchern.
An Flussufern und Böschungen
In den Weiten der Prärie ist genug Platz dafür. Wenn Sonnenhüte dort blühen, treten sie stellenweise so dicht auf wie Glockenblumen oder Margeriten auf unseren Sommerwiesen. Die Prärie ist aber auch karg und trocken. Wer sich dort dauerhaft halten kann, ist robust und anspruchslos. Das gilt auch für die wilden Sonnenhüte und die zahllosen Gartenzüchtungen, die aus ihnen entstanden sind, seit die ersten von ihnen im 18. Jahrhundert in Europas Gärten aufgetaucht sind.
Schon um 1830 verwilderten einige Arten auch hierzulande. Heute bevölkern vor allem Kolonien des übermannshohen Schlitzblättrigen Sonnenhuts (Rudbeckia laciniata) in Massen Flussufer und Straßenböschungen im österreichischen und im süddeutschen Raum. Will man Schlitzblättrigen Sonnenhut im Garten, braucht man ihn nicht zu kaufen. Man gräbt ihn sich einfach an einer Uferböschung aus.
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