Warum Petrus uns aus Versehen die Schlüsselblume schenkte
In prachtvollem Gelb überzieht sie die Wiesenvom Tal bis hoch hinauf in die Berge. Die Schlüsselblume öffnet uns das Tor zur blühenden Jahreszeit.
Petrus, so erzählt die Geschichte, ließ einmal aus Versehen seine Schlüssel für das Himmelstor hinunter auf die Erde fallen. Doch selbst die zur Suche ausgesandten Engelsheerscharen konnten nichts mehr ausrichten. Der so wichtige Schlüsselbund war bereits auf einer Wiese angewachsen. Und diese war über und über mit Blümchen bedeckt, die genauso aussahen wie der himmlische Schlüsselbund. Seither hat das Blümchen den Namen Schlüsselblume. Die Bezeichnung „Himmelsschlüssel“ entstammt wohl auch dieser Legende.
Auch in der nordischen Mythologie ist die Schlüsselblume daheim. Sie wurde von Elfen und Nixen geliebt und beschützt. Und Baldur, der germanische Frühlingsgott, soll jeden bestraft haben, der sie ausriss. Die Schlüsseljungfrau trug auf ihrer Krone einen großen goldenen Schlüssel, mit dem sie verborgene Schätze aufspürte. Allgemein galt die kleine Blume im Volksglauben stets als Schutz- und Fruchtbarkeitsmittel.
Der Echte Himmelsschlüssel blüht bei uns je nach Lage ab Februar bis in den Mai. Langrüsselige Insekten wie Hummeln oder Falter bestäuben ihn gern. Im Frühling sind sie dankbar für jede Nahrung.
Primula veris eignet sich im Garten für naturnahe Pflanzungen und gedeiht auf mageren, humosen, kalkhaltigen Lehm- und Tonböden. Halbschattige, durchaus auch etwas trockene Standorte sind gut möglich. Weil sie eine Wildblume ist, braucht sie keine Düngegaben.
Die Redewendung „Jemand geht ein wie eine Primel“ bezieht sich übrigens nicht auf Schlüsselblumen in freier Natur, sondern auf die Empfindlichkeit der Zimmerprimeln, die meist aus Asien stammen. Denn: Sind die Topfprimeln einmal beleidigt, weil auf eine Wassergabe vergessen wurde, ist nicht mehr viel zu retten.
Himmelsschlüssel haben viele Geschwister: Von der Gattung Primula gibt es mehr als 500 Arten.
Servus-Tipp: Die Blüten der echten Schlüsselblume enthalten reichlich Karotin und Flavonoide. Ein Topf mit kochendem Wasser und eine Handvoll Schlüsselblumenblüten von der Wiese: So hat man im Handumdrehen ein natürliches Färbemittel, das aus weißen Eiern gelbe macht.
Schlüsselblume (Primula veris)
Familie: Primelgewächse (Primulaceae).
Standort: Heimisch, in ganz Europa und Vorderasien auf sonnigen Wiesen und in lichten Gebüschen vorkommend.
Pflege: Keine Düngung nötig, eventuell eine Kompostgabe im Frühjahr; alte, blühfaul gewordene Pflanzen teilen und neu setzen.
Pflanzung: Im Frühjahr und Herbst an einen sonnigen bis halbschattigen Standort pflanzen; der Boden soll humos, aber nicht nass sein.
Blütezeit: März bis April.
Antike Wunderblume
In der Volksheilkunde blickt die Schlüsselblume daher auch auf eine lange Tradition als Heilpflanze zurück. Die Griechen nannten sie Dodecatheon, Zwölfgötterblume, und schrieben ihr zu, dass sie alle Krankheiten aus dem Körper verbannen könne. Um sie aus dem Norden zu importieren, bezahlte man damals sehr viel Geld.
Mit „Hymelslozzel“, meinte Hildegard von Bingen viele Jahrhunderte später, könne man Melancholie, Wahnvorstellungen und Kopfschmerzen heilen. Denn die Blume habe alle Kraft der Sonne. Im Volksmund hieß das Kraut damals auch „Gichtblume“, weil man sich eine Wirkung gegen die bösen „Gichtgeister“ erhoffte.
Tatsächlich enthalten Schlüsselblumen Saponine, Flavonoide, ätherische Öle, Gerbstoffe und Kieselsäure. Aus den Blüten kann Tee gegen Kopfschmerzen, fieberhafte Erkältung und Husten gekocht werden. Gegen Nervenschmerzen empfiehlt sich eine Kompresse mit heißem Teeaufguss. Und auch bei Schlaflosigkeit, Angst und Aufregung soll das Himmelschlüsselchen helfen. Der Kieselsäuregehalt der Pflanze kräftigt zudem das Bindegewebe, weswegen ein Dampfbad als Hautpflegemittel Sinn hat.
Futter für dankbare Hummeln
So vielfältig die Anwendungsgebiete, so viele Namen hat die Schlüsselblume. Auritzel, Ehrezeicheli und Petrusblume sind nur einige davon. Das lateinische Primula veris für die Echte Schlüsselblume bedeutet so viel wie „die kleine Erste des Frühlings“. Sie ist in ganz Österreich heimisch und wächst an Waldrändern und auf Wiesen bis in 1.700 m. Sie sieht der Hohen Schlüsselblume (Primula elatior) auf den ersten Blick ähnlich, unterscheidet sich aber deutlich durch die dottergelben, stark duftenden Blüten mit 5 orangefarbenen Flecken (Saftmalen) im Schlund.
„Das Primelreich in seiner Vornehmheit und weltweiten Fülle wirkt auf den Wissenden so imponierend, dass er sich fast beklommen in die endlose Schatzkammer wagt.“Karl Foerster, Doyen der Staudengärtnerei
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